Henryk M. Broder / 12.08.2016 / 11:45 / Foto: Lukasz Katlewa / 18 / Seite ausdrucken

Bei Kempinski unter dem Sofa gibt es ein Geheimnis aus grauer Vorzeit

An die Direktion des Hotel Kempinski, Berlin

sehr geehrte damen und herren,
ich möchte gerne bei ihnen ein zimmer buchen, habe aber bedenken aufgrund des berichts von claude lanzmann in der heutigen FAZ:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/claude-lanzmann-israel-fehlt-auf-kempinski-liste-14381684.html
gibt es ihrerseits eine stellungnahme zu diesem bericht?
für eine verzögerungsfreie antwort wäre ich ihnen sehr verbunden.
dank und grüße
b

Sehr geehrte Herr Broder

vielen Dank für Ihre Email. 

Wir können die in dem Artikel von Claude Lanzmann in der FAZ vom 11. August beschriebenen Aussagen des Mitarbeiters so nicht bestätigen. Es gab und gibt keine Anweisung seitens der Hoteldirektion und auch nicht von der Kempinski AG, die israelische Vorwahl nicht in die Ländervorwahl-Liste aufzunehmen. Dies würde auch unseren Grundsätzen von Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber allen Menschen widersprechen.

Wir möchten explizit betonen, dass es sich bei der benannten Liste um keine vollständige Auflistung aller Ländervorwahlen handelt, sondern lediglich um eine Auswahl von 35 Vorwahlen, der insgesamt 193 Ländervorwahlen weltweit.

Es gab keinen dezidierten Grund, dass das Land Israel auf der Liste nicht benannt war und wir haben die Vorwahl selbstverständlich ergänzt. Grundsätzlich sind bei uns alle Gäste herzlich willkommen. 

Sollten wir mit dem Fehlen der israelischen Vorwahl die Gefühle von Herrn Lanzmann verletzt haben, so bitten wir aufrichtig dies zu entschuldigen.​

Wir hoffen, dass wir mit diesem Statement Ihre Bedenken aus dem Weg räumen konnten und hoffen, Sie demnächst in unserem Hause begrüßen zu dürfen. 

Mit freundlichen Grüßen

Anne Marczinczek, Marketing & E-Commerce Manager

vielen dank, sehr geehrte frau marczinczek,
wäre es ihnen möglich, mir die liste der 35 vorwahlnummern zu schicken, die sie in ihre auswahl aufgenommen haben?
sind es jetzt 36 oder musste ein land für israel platz machen?
dank und gruss
b

Sehr geehrter Herr Broder, 

vielen Dank für Ihre Antwort. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen die Liste nicht zuschicken werde.

Mit freundlichen Grüßen

Anne Marczinczek, Marketing & E-Commerce Manager

ah, es ist wohl eine geheime verschluss-sache aus dem palästina-referat beim reichssicherheitshauptamt!
nein, ich habe kein verständnis dafür, und ich werde um ihr hotel fortan einen bogen machen. und um die anderen liegenschaften der kempinski-gruppe ebenso.
verlogenes antisemiten-pack.
b.

PS Die Vorwahlliste, die Frau Marczinczek am Freitag nicht herausrücken wollte, stand bereits am Donnerstag auf BILD Online, fotografiert von Til Biermann. Hier Aber das konnte die Marketing & E-Commerce ManagerIn von Kempinski unmöglich wissen. 

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Leserpost

netiquette:

W. Weber / 13.08.2016

Broder liegt falsch. Es ist nicht Antisemitismus. Es sind Krämerseelen. Es gibt mehr Araber als Israelische Gäste? Dann nach Wunsch der Araber. Umgekehrt genauso. Ethik? Gewissensbisse? Nur beim Handtuchwechsel, der möglichst ökologisch sein soll. Solche Hotels sind seelenlos. Broder hätte fragen müssen, wieviel jüdische Touristen ungefähr bezahlen müssen, damit die arabischen Vorwahlen gelöscht werden. So wird ein Schuh draus!

JF Lupus / 13.08.2016

Mücke. Elefant. Finden Sie wirklich, Herr Broder, dass das Antisemitismus ist? Ich finde es schlicht miserables Marketing - gedacht hat sich dabei sicher keiner was, schon gar nichts antisemitisches, wetten?

Paul Cevin / 13.08.2016

Mal ganz ehrlich… ich bin fast täglich in Hotels unterwegs, telefoniere häufig in’s Ausland. Ich habe noch niemals auf eine solche Liste geschaut, selbst wenn Sie denn vorhanden wäre. Grund? Mein iPhone bzw. Smartphone. Alle meine Nummern sind dort bereits vorhanden (inklusive der Vorwahlen). Und gerade für das Land aus dem ich komme (Deutschland) ist mir mir die Vorwahlnummer bekannt. Also was steckt nun dahinter? Beleidigt sein? Wurde danach etwas gesucht? Ich kann diese Reaktion ehrlich gesagt nicht nachvollziehen und wäre auch nicht beleidigt wenn in einem Hotel im Ausland die deutsche Vorwahl nicht vorhanden wäre, die Zeiten in denen man nämlich dicke Telefonbücher wälzt und Listen braucht sind vorbei. Von daher… etwas viel Wind um nichts… oder?

Alfred Bohatschek / 13.08.2016

Wann handelt es sich um Antisemitismus? Wenn von fast 200 Ländervorwahlen 35 aufgelistet werden, und Israel nicht dabei ist? Nein! Antisemitismus ist es dann, wenn Gegner Israels es verlangen, und das Hotel es ausführt.

Michel Rodzynek / 13.08.2016

Lieber Henryk Broder. Mal abgesehen von über 20.000 israelischen (Dauer-)Gästen in Berlin, ist die heutige Deutschland-Metropole auch ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus unserem Land. Und wenn diese Besucher nun ausschliesslich in solchen Hotelbetten schlafen würden, deren Bettwäsche so weiß wie die Gesinnung ihrer Anbieter wären, könnte es trotz des hohen Zimmerangebots in Berlin knapp werden. Wobei das Kempinski-Armutszeugnis (Forderung von unseren arabischen Gästen) in meinen Augen der armselige Versuch ist, die eigene Schuld anderen zuzuschieben. Ich jedenfalls werde nie wieder ein Hotel oder anderes Unternehmen betreten, das meines Wissens zum Kempinski-Konzern gehört.

Jens Röder / 13.08.2016

Jetzt mal ehrlich, wird da nicht eine Mücke zum Elefanten gemacht? Eine fehlende Vorwahl auf einem Zettel? Es gibt ca. 200 Staaten auf der Welt. 170 könnten jetzt ählich angesäuert reagieren. Ich will hier das Hotel nicht verteidigen, und demn Schriftwechsel mit B. fand ich eher peinlich von deren Seite. Aber noch peinlicher finde ich die gekünzelte Empfindlichkeit ob einer fehlenden Vorwahl auf einem Zettel. Kommen Sie wieder runter vom hohen moralischen Roß.

Martin Wessner / 13.08.2016

Das arme Hotel Kempinski muss wohl sehr, sehr große finanzielle Sorgen haben, denn anders lässt es sich nicht erklären, warum man ausgerechnet bei der Telefonliste an gebleichter Zellulose spart und sich nur mit den Top 35 der Gastnationen begnügt, die in ihren edlen Gemäuern verweilen, anstatt pauschal alle 193 Länder der Erde aufzuführen. Mein Vorschlag: Die Top 10 oder die Top 20 ganz groß und die restlichen 183 bzw. 173 Vorwahlnummern entsprechend klein(er) schreiben, sodass alles auf’s gleiche Papier passt. Voila, Mesdames et Messieurs. Ca va! Allerdings würde es bei dieser Lösung um so auffälliger sein, wenn zwar die Vorwahlnummer von Nord-Korea, der Fitschi-Inseln, der Elfenbeinküste und Uruguay, nicht aber die von Israel aufzufinden wäre.

Irina Korotkina / 12.08.2016

Ein 15-minütiges fast nettes Telefonat habe ich gestern am frühen Abend erleben dürfen​: die Direktorin und Geschäftsführerin (nach eigener Angabe) des Kempinski-Hotels rief bei mir an ;-) - auf meine Anfrage hin, die ich gestern nachmittags gemacht habe ;-). (Den Namen dieser Dame habe ich mir leider nicht gemerkt, mich dafür aber extra nochmals nach ihrer Funktion erkundigt). Sie sprach alles andere als vornehm (Kempinski, denkste, gehoben! von wegen), so eine “normale” Tante, sogar ganz sympathisch eigentlich. Also stellte sie sich am Telefon vor, ich darauf: “Oh, wie schön! Vielen Dank für schnellen Rückruf!” Sie: Sie haben heute bei uns angerufen, das ist wahrscheinlich nach diesem Artikel..? Ich, belustigt: Natürlich. Sie (alles schnell, etwas durcheinander, alles mehrfach, freute sich unterbrochen zu werden, wohl um nicht das Gleiche zum dritten Mal sagen zu müssen): Ich finde, es ist immer besser persönlich den Kontakt aufzunehmen als zu schreiben, freue mich, dass Sie zuhause sind; ich bin schon seit heute morgen hier am Telefon, ich muss sagen, das ist mir ein persönliches Anliegen, es stimmt so nicht, was im Artikel steht, ich kann Ihnen versichern, es gab keinerlei Anweisung seitens der Direktion, Israel von der Liste zu streichen; wir haben 192 Ländern und auf 35 mussten wir aus Platzgründen (?..) verzichten, da war auch Israel unter ihnen, das war natürlich unüberlegt, das möchte ich jetzt unterstreichen… Ich: Heißt es, Sie meinen, Ihr Mitarbeiter oder Herr Lanzmann diese Geschichte erfunden haben? Sie: NEIN,NEIN; natürlich nicht, aber ich weiß nicht, wie das zustande kam, von uns kam es aber sicherlich nicht; es ist hier in Berlin überhaupt nicht so, dass irgendeine Nation hier den Ton angibt, und uns sind natürlich alle Gäste gleich wichtig, ich kann mir nicht vorstellen, das ist natürlich ein Thema mit Vorgeschichte… Ich: (Allerdings!) Sie: Ja, und es wäre wenn ich zum Beispiel einen tätowierten Gast nicht reinlasse, so vom Ethos her (ich, ohne es auszusprechen: naja, der Vergleich hinkt schon mal ein wenig…); und es sind die Gäste aus aller Welt hier… Ich: Wissen Sie, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Sache stimmt, so wie der Mitarbeiter sie erzählte, das wäre auch kein Einzelfall, dass den arabischen Gästen die Erwähnung Israels nicht schmeckt. (Erzähle ihr an dieser Stelle meine damalige Telekom-Erfahrung*.) Und auch sonst kennen wir viele Beispiele, und jetzt immer mehr… Sie (schnell): Nein, von uns kam das ganz sicher nicht!! Ich: Aber irgendeine Stelle hatte wohl ihre Finger im Spiel, so etwas entsteht wohl nicht durch Zufall? Sie: Wahrscheinlich, ja, nein, aber wir haben es doch zufällig gemacht, wie gesagt, das ist nicht so, dass wir 191 Länder auflisten und das 192. von der Liste wegnehmen; das sind 35, die dort nicht stehen, nach welchen Kriterien auch immer; natürlich hätte das hier sensibler behandelt werden sollen, wenn wir an die Verantwortung denken, und besonders, dass Herr Lanzmann 1925er Jahrgangs ist… Ich: Sie meinen das aber mit dem 1925er Jahrgang nicht, dass er aufgrund seines Alters etwas verwechselt oder erfunden hätte? SIe: NEIN; natürlich nicht, nur dass es besondere Last, besondere Erfahrung ist, für ihn, wie gesagt, das war so gedankenlos, ich telefoniere schon seit heute früh, und überhaupt sagen hier alle Berliner: “Nein, das ist Quatsch, dass es von oben kam, kann ja nicht sein!”; ich muss hier erst recherchieren, muss mich erst sortieren, ich habe ja nicht nur EINEN Mitarbeiter hier, muss erst… Ich: Aber nicht dass dieser Mitarbeiter jetzt Schwierigkeiten dafür bekommt, dass er so etwas ausgeplaudert hat??!! Sie: Nein, keineswegs, wie gesagt, ich muss mich erst sortieren hier, und… Ich: Aber eine interessante Erfahrung haben Sie somit gemacht, oder?´ Die Arme: Oh, wissen Sie , ich kann darauf verzichten, ehrlich; Sie sind ja irgendwo im Ruhrgebiet?.. Ich: Köln. Sie: Ach, ich bin selbst aus Bochum! (daher also die lockere Art) Kommen Sie doch nach Berlin zu uns, Sie werden sehen, was für Service wir haben, wie die Kunden uns schreiben, dass sie sooo zufrieden sind! Ich, gnädig: Glaube ich Ihnen! Man kann aber jetzt davon ausgehen, dass alles schon korrigiert wurde?.. Sie, erleichtert: JA, SOFORT, heute morgen schon, wie gesagt…usw., alles von vorne. Ich (lasse nicht locker): Das wäre trotzdem interessant festzustellen, W E R die Anweisung gegeben hat - es konnte ja keiner ohne bestimmter Funktion einfach so entscheiden; an irgendeiner Stelle wurde die Entscheidung getroffen, und dass die Araber die Nase rümpfen (da habe ich mich seeehr vorsichtig ausgedrückt, finde ich), sobald es zu Erwähnung Israels kommt, ist bekannt und kommt häufig vor, in ganz verschiedenen Bereichen! Sie versicherte mir wiederholt, dass sie “recherchieren” wird und “sich sortieren” muss - heute kommen aber den ganzen Tag diese Anfragen (guuuut!).  Wenn ich ehrlich bin, hätte ich besser auf die ganze Geschichte auch verzichtet - aber wohl anders, als die Dame hier meinte. ______________ * Als ich vor Jahren die erweiterte Telefonie einrichten lassen wollte und lediglich “Palästina” in der Liste​ fand, habe angerufen und ahnungslosem Mädel am Telefon erklärte, dass “Palästina” seit über 60 Jahren nicht mehr existent ist. “Hi-hi-hi, äh, ach so, wusste ich nicht; ich weiß nicht, wer die Listen macht” -, das war die Antwort auf meine Fragen. (Heute, wie gesagt, überprüft - das Land Israel ist korrekt erwähnt. Fast “A Wunder”...)

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