Vera Lengsfeld / 23.07.2016 / 18:40 / 7 / Seite ausdrucken

Entwarnung! Es war nur ein Einzeltäter!

Noch sind nicht alle Opfer der islamistischen Beilattacke von Würzburg  aus dem Koma erwacht, da gibt es schon wieder Tote. Diesmal sind mehrere Jugendliche darunter. Ein Deutsch-Iraner erschoss im Münchener Olympia-Einkaufszentrum 9 Menschen und verletzte weitere 21. Ähnlich schrecklich wie diese Bluttat ist die Berichterstattung darüber. Unerträglich war die Sondersendung der Tagesschau gestern Abend, die nur aus einer Endlosschleife von Betroffenheitsfloskeln bestand. Wenn man keine Informationen hat, dann soll man das sagen und warten, bis man wirklich etwas mitteilen kann, statt von Nullaussage zu Nullaussage umzuschalten.

Während in vielen Medien endlos darüber spekuliert wird, welche Motive der Täter gehabt haben könnte, feiert der IS schon die Tat. Uns wurde schnell serviert, dass es sich um einen Einzeltäter handele, der bei seinen Eltern lebte. Ein „eher stiller Typ“, wieder völlig unauffällig. „Der Täter sei ein 18-jähriger Schüler, der wie Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch auf einer Pressekonferenz mitteilte, eine Erkrankung "aus dem depressiven Formenkreis" gehabt habe“, so die „Zeit“. Er soll sich mit Amokläufen beschäftigt haben.

Vorher wurden eifrig Tatarenmeldungen abgesetzt, es könnte sich um einen Biodeutschen mit Springerstiefeln gehandelt haben. Die MOPO verbreitete gestern gegen 21 Uhr, da sprach die Polizei noch von einer „Terrorlage“, den Bericht eines „Augenzeugen“, der von RTL interviewt worden war. „Ein Arbeitskollege (sic!) berichtete ihm, so der Augenzeuge weiter, dass der Schütze ´Scheiß Ausländer` gerufen hätte. Der mutmaßliche Amokschütze soll Springerstiefel getragen haben.“ Der Augenzeuge war also keiner, er berichtete nur vom Hörensagen. Das ist kein Journalismus, sondern Desinformation.

Auch Spiegel-Online nährte heute Vormittag Spekulationen über eine ausländerfeindliche Tat. Zwar erwähnt das Portal die vom US-Sender CNN gesendete Aussage einer Frau, die während des Attentats im McDonald´s war, der Täter habe „Allahu Akbar“ gerufen, breiteren Raum wird aber einem Mann eingeräumt, der eine kleine Plauderei mit dem Mörder gehabt haben will, während der auf dem Parkdeck auf Menschen schoss. „Er habe sich eine Waffe kaufen müssen, sagt der mutmaßliche Täter. ´Ich bin Deutscher`. Er sei hier geboren, in einer ´Hartz-IV-Gegend` aufgewachsen und "in stationärer Behandlung" gewesen. Außerdem ist der Ruf ´Scheiß Türken` zu hören - ob vom mutmaßlichen Täter oder einem anderen Anwohner, ist unklar.

Ein anderer mutmaßlicher Zeuge berichtete CNN, er habe gehört, wie der Täter geschrien habe, er sei Deutscher und werde Ausländer umbringen. Glaubt einer bei Spiegel-ONLINE wirklich, dass der Todesschütze seinen Lebenslauf erzählt hat, während er auf Menschen zielte? Für wie blöd werden wir eigentlich gehalten, dass wir das schlucken sollen? Da der Schütze Iraner war, hat er tatsächlich Ausländer umgebracht, sofern er Deutsche ermordete. Das war es aber sicher nicht, was Spiegel-ONLINE uns nahelegen wollte.

Nach dem Fund der Leiche des Mörders, wurde sofort  öffentlich bekräftigt, dass es sich um einen Einzeltäter handele.  Das wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Wie kann ein 18-jähriger, nur mit einer Pistole Bewaffneter, neun Menschen töten und mindestens 21 verletzen? Ohne Waffenexpertin zu sein, weiß ich doch so viel, dass Pistolen für den Massenmord eher ungeeignet sind. Um mich zu vergewissern, habe ich einen Freund gefragt, der eine militärische Ausbildung absolviert hat.

Er schrieb mir:

„Bei der NVA hatte die Kalaschnikow ein Magazin mit 30 Schuss. Stellte man diese Maschinenpistole auf Dauerfeuer, knatterte es laut und das Magazin war ganz schnell leer (und keiner tot, denn die Treffgenauigkeit geht bei Dauerfeuer gegen Null).

Im Prinzip ist die Pistole so ähnlich wie das Gewehr, sie hat nur einen kürzeren Lauf (noch weniger Treffsicherheit bzw. man muss viel üben und näher ran ans Ziel). Und die meisten Pistolen haben wohl inzwischen auch Magazine mit x Schuss Munition, erspart Zeitverluste beim Nachladen. 

Nur wenn die Erschossenen unmittelbar vor dem Lauf saßen ("klassische" Beispiele sind die Schulmassaker, wo das Klassenzimmer abgeschlossen wird), kann die Pistole erfolgreich eingesetzt werden, wie wahrscheinlich im McDonald´s.

Außerhalb eines geschlossenen Raumes muss der Täter viele Patronen (Magazine?) gehabt haben und musste tatsächlich gut schießen können,um "frei laufende" Ziele zu treffen, was ziemlich schwer ist.“ 

Es ergeben sich weitere Fragen:

Wo hatte der Mörder die illegale Pistole her und die 300 Patronen? 

Wo hat er schießen gelernt und geübt?

Wo war die Security des Einkaufszentrums?

Wie konnte es passieren, dass ein Einzeltäter mit einer Pistole praktisch ganz München lahmlegt, den Öffentlichen Nahverkehr zum Erliegen bringt, den Hauptbahnhof entleert und Menschen in entfernten Stadtteilen panisch aus dem Fenster springen oder sich unter Tische verstecken lässt? Das Szenario von München zeigt, dass aus Deutschland eine hochgradig neurotisierte Gesellschaft geworden ist, die nicht in der Lage ist, mit Ruhe angemessen auf eine Gefahrensituation zu reagieren. 

Die hysterischen Reaktionen zeigen, wie sehr sich die Öffentlichkeit inzwischen von islamistischen Terroranschlägen bedroht sieht. Die erwartbare Reaktion der Politik wird aber sein: Weiter so auf dem erfolgreichen Kurs  der bunten Republik Deutschland.

Dieser Text erschien zuerst auf "Freedom is not free"

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Leserpost

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Werner Liebisch / 24.07.2016

@Aubin leider werden die Konflikte innerhalb der verschiedenen Strömungen bei uns ausgetragen. Türken gegen Kurden, nun Schiiten gegen Sunniten, Gülen gegen Erdogan…. Das passiert wenn man etwas zuviel von Multikulti hat. Es reichen schon die bekloppten Fußball-Hools die sich gegenseitig die Birne eintreten.

Günter Lüdeking / 24.07.2016

Frau Lengsfeld,Sie haben mit Recht einige Fragen gestellt. Die Antworten von hoher Stelle werden wohl ausbleiben. Meine Fragen!Einzeltäter,gestört,gemobbt,Hartz 4,mit Islamhintergrund?Ein Jahr Planung ohne fremde Hilfe? Und wenn der Täter nun doch nicht allein gehandelt hat? Ich werde das Gefühl nicht los,nicht nur der Täter war gestört .Die Berichterstattung der Medien und auch der offiziellen Stellen sind von Störfeldern durchdrungen. Vor langer Zeit gab es mal eine Floskel"ARMES DEUTSCHLAND”.

Armin Aubin / 24.07.2016

UND NOCH WAS, wie ich soeben erfuhr war der Täter schiitischer Iraner der unter den sunitischen Türken in seiner Schule litt! Die vielen Schüsse bleiben suspekt…

Armin Aubin / 24.07.2016

ENDLICH KLARE SICHT, dank Ihrm Artikel! Unerträglich wie deutsche Medien einen für dumm verkaufen, die zunächst von 3 Amokläufern berichten, die zufällig zur gleichen Zeit einen Knall bekamen, einParadox, wie die Vornamen: David S. der sich Ali nannte manchmal ist auch von Ali David die Rede, also typische Namen aus zwei Lagern. Schliesslich das selbst für ihre Verhältnisse über alle Massen lange Schweigen von Merkel. Und schliesslich und ausschliesslich in ausländischen Medien der erwähnte Ausruf Allahu Akbar, der von einer Muslimin vernommen wurde, die es ja wissen muss. Wann werden wir erfahren, ob der Täter zufällig auch Moslem war? Muss mal wieder im Ausland googlen, oder um es mit Künast zu sagen: Fragen??? Oder bleiben Fragen über Fragen???

Wolfgang Kaufmann / 23.07.2016

Hierzulande schwingt das Pendel zwischen Hysterie und Vertrauensseligkeit. Ein Mangel an Ahnung und Realitätssinn ist die beste Voraussetzung, um aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und den wirklichen Elefanten im Raum totzuschweigen.

Ralf Schmode / 23.07.2016

Hallo, Frau Lengsfeld, die angebliche Äußerung “Ich bin Deutscher, in Deutschland geboren” kam mir extrem merkwürdig vor. Wenn deutsche Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln Straftaten verüben, dient in der Regel die Formulierung “der Täter ist Deutscher” bzw. “Er ist in Deutschland geboren” der Verschleierung des Migrationshintergrundes in den Medien. Der Satz klingt auf dem Video wie angelernt oder gar eingetrichtert. Zu den Waffen und ihrer Wirkung habe ich als Antwort auf Herrn Rietzschel bereits geschrieben, dass ein Video, angeblich aus der Tatnacht aus München, zwei Menschen zeigt, die mit Langwaffen, möglicherweise Halbautomaten, durch einen nahezu verlassenen Straßenzug gehen und sich dabei mit jemandem in der Nähe ein Wortgefecht liefern. Das passt besser zu den vielen Opfern als ein Einzeltäter mit Pistole. Irgendetwas steckt dahinter, von dem “man” nicht möchte, dass “wir” es erfahren.

Dietrich Herrmann / 23.07.2016

Und unser aller Kanzlerin: Bei ihrer Beileidsbekundung wieder das allgemeine, textbausteinartig vorgefertigte Gebrabbel. Und dazu noch nicht einmal eine geblümte Blazerjacke dem feierlichen Anlass entsprechend. Inkompetent und pietätlos der Auftritt.

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