Christian Osthold, Gastautor / 05.12.2022 / 12:00 / Foto: Mil.ru / 51 / Seite ausdrucken

Putin und die Soldatenmütter

Am 25. November 2022 hat sich Wladimir Putin mit Frauen getroffen, deren Söhne in der Ukraine kämpfen. Was als Inszenierung eines fürsorglichen Vaters der Nation geplant war, erweist sich als bizarre Darbietung. Das Wort Krieg kommt im Zusammenhang mit der Ukraine kein Mal vor. 

Putin sollte als fürsorglicher Vater der Nation in Szene gesetzt werden, um dem Tod der bislang in der Ukraine gefallenen Soldaten posthum einen Sinn zu verleihen. Bevor im Folgenden ein näherer Blick auf den Verlauf der über weite Strecken absurden Veranstaltung und seine wesentlichen Momente zu werfen sein wird, sei vorausgeschickt, dass dieses Kalkül nicht aufging. 

Während Putin versuchte, seinen Gesprächspartnerinnen, deren Söhne teilweise bereits gefallen waren, so etwas wie aufrichtige Anteilnahme und Betroffenheit entgegenzubringen, war doch klar ersichtlich, dass er in Wahrheit nichts dergleichen empfand. Dafür wirkte sein Verhalten zu affektiert und bemüht. Die Absurdität des Treffens ergab sich andererseits aber auch daraus, dass die anwesenden Frauen konsequent nach dem ihnen vorgeschriebenen Drehbuch agierten. So stellten sie nicht etwa die Sinnhaftigkeit des Krieges infrage, sondern beschränkten sich darauf, die Regierungspropaganda wiederzugeben. Im Ergebnis steht die bizarre Darbietung eines perfiden Zynismus.

Den Einstieg in das Gespräch suchte der sichtlich angespannte Putin mit einem Verweis auf den bevorstehenden Muttertag:

„Sie wissen, dass wir übermorgen in Russland den Muttertag feiern. Es ist kein auffälliger, lauter Feiertag, aber dennoch ein Tag mit einem besonderen, sehr schönen Inhalt, der die allen Völkern unseres Landes eigene Haltung gegenüber Müttern unterstreicht – Respekt, Ehrfurcht und Bewunderung.

In diesem Zusammenhang möchte ich mich natürlich dieser Tugenden erinnern. Aber ich verstehe sehr gut, dass für Sie, wie für so viele andere Frauen in Russland, deren Söhne an der Front sind, die Einstellung zu diesem Ereignis natürlich nicht so sehr festlich, sondern eher mit einem Gefühl der Angst und Sorge verbunden ist. Sie treibt der Gedanke um, was mit Ihren Jungen geschieht. Denn für eine Mutter ist ihr Sohn, egal wie alt er ist, immer ein Junge, immer ein Kind. Und für diejenigen der hier Anwesenden, die ihren Sohn verloren haben, bedeutet der Muttertag natürlich auch, an den Tod ihres Kindes zu denken.

Wissen Sie, ich kann keine formellen, üblichen Beileidsbekundungen aussprechen. Aber ich möchte Ihnen sagen, dass ich persönlich und die gesamte Führung des Landes diesen Schmerz teilen. Wir verstehen, dass nichts den Verlust eines Sohnes, eines Kindes ersetzen kann. Das gilt vor allem für die Mutter, der wir alle unsere Leben verdanken, die uns aufgezogen hat. Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir diesen Schmerz mit Ihnen teilen und natürlich werden wir alles tun, damit Sie sich nicht vergessen fühlen, wir werden alles tun, damit Sie eine Schulter zum Anlehnen haben.[…]

Meine kurzen Eröffnungsbemerkungen beschließend, möchte ich sagen, was ich immer sage: nämlich, dass alles zuallererst aus der Familie kommt. Die Tatsache, dass Ihre Jungs – zumindest die meisten von ihnen – das Schicksal gewählt haben, dem Vaterlande zu dienen, die Heimat, unser Volk, Russland und unsere Leute zu verteidigen, in diesem Fall Neurussland im Donbass – ist zweifelsohne auch die Frucht Ihrer Arbeit. Sie ist nicht das Ergebnis einiger Ermahnungen und moralischer Belehrungen – sie ist das Ergebnis des persönlichen Vorbilds. So verhält es sich immer.

Egal, was in der Schule gelehrt wird, auch wenn das natürlich sehr wichtig ist: die Basis des Selbstbewusstseins eines Menschen und das Fundament seiner Werte werden in der Familie von den Eltern gelegt. Dies ist die grundlegendste, wichtigste und fundamentalste Methode der Erziehung – das persönliche Vorbild.

Da sich Ihre Jungs so verhalten und damit geradezu heldenhaft agieren, kommt darin vor allem Ihr Verdienst zum Vorschein – und natürlich auch das Ihrer Ehemänner. Denn was innerhalb der Familie passiert, passiert immer auf beiden Seiten. Aber nur sie, die Jungs selbst, wissen, dass sie wirklich Helden sind.

Niemand außer ihnen und ihren engsten Vorgesetzten, die neben ihnen stehen, weiß, was für eine harte Arbeit das ist und wie viel Gefahr für Leib und Leben damit verbunden ist. Sie sind die Einzigen, die das spüren und verstehen. Ich spreche manchmal mit ihnen – am Telefon mit einigen von ihnen direkt, mit den Jungs. Ich habe sogar mit solchen gesprochen, die mich mit ihrer Stimmung, ihrer Einstellung überrascht haben. Sie hatten meine Anrufe nicht erwartet. Das gibt mir allen Grund zu sagen, dass sie Helden sind. 

Das ist alles, was ich eingangs sagen wollte. Lassen Sie uns nun frei heraus sprechen. Wie ich bereits sagte, werde ich unbedingt versuchen, alles zu berücksichtigen, was Sie heute sagen werden.“

Ein bewährtes Mittel aus dem Repertoire Krieg führender Staaten

Ein Jeder möge selbst darüber entscheiden, wie er die Worte Putins deuten will. Für mich aber sind sie Ausfluss eines unerträglichen Zynismus. Soldaten zu Helden zu stilisieren, die auf Geheiß ihrer Regierung auf dem Schlachtfeld sterben, ist ein ebenso altes wie bewährtes Mittel aus dem Repertoire Krieg führender Staaten. Im vorliegenden Fall verhält es sich jedoch anders. So handelt es sich bei den in der Ukraine kämpfenden Truppen vielfach um Soldaten, die schlecht ausgerüstet, miserabel geführt und immer häufiger ohne Ausbildung in den Kampf geschickt worden sind. Das gilt vor allem für die im Zuge der Teilmobilmachung vom 21. September 2022 mobilisierten Kräfte. Wie desaströs die Zustände in der russischen Armee tatsächlich sind, hat der ehemalige Elite-Soldat Pawel Filatjew gerade in einem Buch dargelegt.

Wladimir Putin sind all diese Zusammenhänge wohl bekannt. Und er weiß auch, dass zwischen jedem gefallenen russischen Soldaten und seiner Entscheidung, die Ukraine anzugreifen, ein kausaler Zusammenhang besteht. Obwohl Armeeangehörige für ihn lediglich eine inflationär einsetzbare Ressource darstellen, hat Putin keine Hemmungen, in der Öffentlichkeit eine Märchenstunde über den Heroismus von Menschen abzuhalten, deren Leben er selbst auf dem Gewissen hat und die Opfer seines Despotismus geworden sind. Dass er dieses Schmierentheater dann ausgerechnet auch noch vor betroffenen Müttern vollzieht, stellt bei allem den Gipfel der Perfidie dar.

Dass sich für Wladimir Putin daraus kein Konflikt ergibt, liegt wiederum an der ideologischen Verblendung der eingeladenen Frauen. Anstatt den Mann zur Rechenschaft zu ziehen, der das Leid des Krieges über ihre Familien gebracht hat, huldigen sie Putin und seine Politik in einer Weise, die man nur als ferngerückt bezeichnen kann. Auf den fahrenden Zug der Regierungspropaganda aufzuspringen, um nicht unter dessen Räder zu geraten, ist eine typische Verhaltensweise von Menschen, die in Diktaturen leben. Dass jedoch selbst dann keine Kritik geübt wird, wenn die eigenen Kinder bereits in den Mahlstrom der Zerstörung gerissen worden sind, ist ein untrüglicher Beweis für die weit verbreitete Furcht, die in Russland mittlerweile vor dem zunehmend despotisch agierenden Apparat herrscht. 

Ein zentrales Narrativ des Gesprächs

Die erste Frau, die gegenüber Putin das Wort ergreift, wird als Suna Nabijewa aus Dagestan vorgestellt. Sie erzählt von ihrem Sohn Enwer, der bereits zweifach verwundet worden und doch voller Eifer zur Truppe zurückgekehrt sei. Seinen Enthusiasmus habe er mit dem Verweis auf seine beiden Urgroßväter und einen Großvater begründet, die jeweils Veteranen des Großen Vaterländischen Kriegs gewesen seien. Dem setzt Nabijewa hinzu:

„Und auch seine Kameraden an der Front erinnern sich oft an ihre Großväter. Sie kommen aus dem ganzen Land, aus allen Republiken. Sie [Anmerkung: Bezugnahme auf eine Aussage Putins, der bei Kriegsbeginn die Nationen des Kaukasus und Russlands aufzählte] haben einmal gesagt: ‚Ich bin Lake, ich bin Dagestaner, ich bin Tschetschene, Ingusche, Russe, Tatare‘ – und jeder in Dagestan hat diese Rede gehört und gesehen, und sie ist sehr richtig. […] Meine Schwiegermutter ist als ‚Heldenmutter‘ geehrt worden. Sie hat 12 Kinder. Ich möchte Ihnen sehr dafür danken, dass Sie diesen hohen Titel der "Heldenmutter" eingeführt haben. Er ist sehr wichtig für Mütter in Dagestan und Russland.“

Mit dieser Aussage hat das Regime gleich zu Beginn ein zentrales Narrativ des Gesprächs gesetzt: nämlich, dass die Nationen der Russischen Föderation einmütig dem Ruf ihres Präsidenten gefolgt sind, um die Ukraine vom Nazismus zu befreien. In dieser Optik bringen sie dieses Opfer nur allzu gern, da bereits die Generation ihrer Urgroßeltern und Großeltern Helden gewesen sind. Putin wiederum ist der fürsorgende Vater der Nation, der keinen Unterschied macht zwischen der Herkunft seiner Bürger. Hinzu kommt, dass die Rolle der kinderreichen Mutter positiv gewürdigt wird. 

Dass es in diesem Zusammenhang ausgerechnet um die Völker der Kaukasus geht, ist kein Zufall. Als jahrhundertelang umkämpftes Grenzgebiet an der südlichen Peripherie des Imperiums ist die Region seit jeher von großer Bedeutung für die Stabilität in Russland. Dagestan ist zudem auch jene Republik, wo der Protest gegen die Teilmobilmachung besonders scharf ausfiel. In zahlreichen Orten, darunter auch in der Hauptstadt Machatschkala, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Zivilisten und Sicherheitskräften. Um solche Spannungen zu kompensieren, biedert sich Putin nun bei der kaukasischen Bevölkerung an. 

„Mama, ich werde für Russland kämpfen"

„Ich bin sicher, dass er [Enwer] seine Pflicht mit Würde erfüllt, genau wie russische Soldaten im Allgemeinen und insbesondere Kämpfer aus dem Kaukasus und Dagestan. Die Menschen dort haben ein besonderes Temperament, das wissen wir alle sehr wohl. Ich kenne es noch sehr gut aus dem Jahr 1999 und werde diese Tage und Monate, die mit bekannten Ereignissen für Dagestan verbunden waren, nie vergessen".

[Anmerkung: Ab dem 7. August 1999 kam es in Dagestan zu einem Krieg gegen einfallende tschetschenische Islamisten unter der Führung Schamils Bassajews, der im Gebirge einen islamischen Gottesstaat errichten wollte]. Das Gespräch mit Nabijewa endet, als Putin sich für ihren Sohn Enver bedankt und ihr aufträgt, diesen sowie seine Kameraden ganz herzlich zu grüßen. 

Die nächste Dame, die zu Wort kommt, ist Nina Pschenitschkina aus der Volksrepublik Lugansk. Bevor sie auf die Lage ihres Sohnes zu sprechen kommt, erzählt sie, wie sie und ihre Töchter den 30. September 2022 erlebt haben – als Tag unvorstellbaren Glückes, da es hier endlich zur langersehnten Vereinigung mit Russland gekommen sei. Ihr Sohn sei bereits 2014 auf sie zugekommen und habe gesagt: „Mama, ich werde für Russland kämpfen, ich werde für die russische Welt kämpfen, ich werde für das russische Wort, für das russische Gedächtnis kämpfen.“ Dem setzt sie hinzu:

„Mein Vater hat den ganzen Krieg von 1941 bis 1945 mitgemacht und kehrte als Sieger zurück. Wir haben sehr lange auf dieses Ereignis gewartet, wir hatten einen schweren Weg, wir haben unsere lieben Menschen verloren, aber wir haben die Hoffnung nicht verloren, dass wir in Russland sein werden, dass wir nach Hause kommen werden. Und dieses freudige Ereignis wurde für uns wahr.

Gleichwohl wurde mein Sohn, Konstantin Pschenitschkin, in einem der morgendlichen Gefechte bei der Verteidigung der Stadt getötet. So kam es, dass der Feind in die Nähe ihrer Stellungen kam. Er sprang aus dem Graben, lenkte das Feuer auf sich und seine letzten Worte waren: ‚Auf geht's, Jungs, wir machen diese Ukrainer-Schweine nieder. Er wurde posthum mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.“

Mit Freude auf dem Schlachtfeld sterben 

Diese Erzählung ist befremdlich und kann nur in ihrer vollen Bedeutung verstanden werden, wenn man sie als Ergänzung zur vorherigen Aussage liest. Während Nabijewa die Bereitschaft, für Wladimir Putin in den Krieg zu ziehen, noch als ehrenvolle Pflichterfüllung bezeichnet hat, geht Pschenitschkina noch weiter, indem sie am Beispiel ihres Sohnes illustriert, dass für Russland kämpfende Soldaten mit Freude auf dem Schlachtfeld stürben. Das ist nicht nur perfide, sondern auch in höchstem Maße zynisch. Es ist aber auch kein Zufall, weil die Milizen der an Russland angegliederten Oblaste Lugansk und Donezk noch schlechter ausgerüstet sind als Angehörige des russischen Militärs. In den wenigen Statistiken zu den Gefallenen kommen sie nicht einmal vor. 

Die dritte Frau im Bunde ist Irina Sumynina, die aus der Stadt Krasnodarsk stammt. Nachdem sie Putin ihre Dankbarkeit für die Einladung entgegengebracht hat, erzählt sie von ihrer Familie. Diese entstamme einer kosakischen Linie [Anmerkung: Kosaken waren ursprünglich Wehrbauern, die die Grenzen des Imperiums schützten und dem Zaren gegenüber besonders loyal waren.] Ihr Mann sowie zwei ihrer Söhne seien freiwillig in den Krieg gezogen, um die Sicherheit Russlands in der Ukraine zu verteidigen. Ersterer sei seit 2014 mehrfach mit Orden ausgezeichnet worden, weshalb es ihren Söhnen schwergefallen sei, dem Beispiel ihres Vaters nicht zu folgen. Putin findet das großartig und beginnt einen Monolog über die historische Rolle der Kosaken. Jetzt ist er in seinem Element. Seine historische Exkursion wirkt deplatziert und pietätlos. Schließlich bringt Sumynina dann doch noch ihre Sorge zum Ausdruck, auch ihr gegenwärtig 17-jähriger Sohn könnte noch mobilisiert werden. Putin beruhigt sie und sagt, das werde sicher nicht passieren. 

Obwohl Putins Gespräch mit den Frauen an dieser Stelle noch weitere eineinhalb Stunden dauert, möchte ich es an dieser Stelle dabei belassen. Es ist deutlich geworden, dass das Regime die eingeladenen Soldatenmütter nicht betrauert, sondern als Reflexionsfläche für seine eigene Kriegspropaganda instrumentiert hat. Das ist umso perfider, als es sich bei ihnen trotz allem um Frauen handelt, deren Kinder aktuell in Lebensgefahr schweben und teilweise bereits tot sind. 

Es ist unklar, inwieweit die Frauen tatsächlich hinter der Politik Putins stehen. Während man kaum echte Begeisterung erkennen kann, wirken ihre vielfach mutlosen und von Trauer geplagten Gesichter zutiefst authentisch. Dass der russische Präsident persönlich mit ihnen gesprochen hat, dürfte ihr Leid indes nur wenig mildern. Dies gilt umso mehr, als sie eines Tages erkennen werden, dass ihre Kinder umsonst gestorben sind – gefallen für die weltanschauliche Obsession eines Mannes, der sich selbst als Erlöser des russischen Volkes sieht und in Wahrheit doch der Totengräber seiner Kinder ist.

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Arne Ausländer / 05.12.2022

Ich glaube, für manche entsteht beim Ukrainethema ein Problem daraus, daß sie der scheinbar praktischen Formel folgen, das Gegenteil von dem, was der Mainstream verkündet, käme der Wahrheit recht nahe. Manchmal funktioniert das, jedoch nicht immer. Die Realität ist eben vielschichtig. Ein Beispiel: Vor kurzem bin ich mal wieder über Rüdiger Hoffmanns “staatenlos-info” gestolpert, den Verein, der uns den bescheuerten “Reichstagssturm” beschert hat, die kleine Variante des noch bekloppteren 6.1.2021 in den USA. Beides ist nachweislich von staatlichen Agenten betrieben worden. R. Hoffmann durfte sich regelmäßig in der Bannmeile des Reichtstags produzieren, während andere Probleme hatten, IRGENDWO in Berlin etwas genehmigt zu bekommen. Und dieser Hoffmann, der schon zu seinen NPD-Zeiten als V-Mann galt, hat bei seinen Auftritten immer eine Sowjetflagge dabei, hat immer das St.-Georgs-Band im Knopfloch, das Erkennungszeichen der putinistischen Aktivisten v.a. seit 2014 (das ich auch schon frisch an einem alten Sowjetdenkmal mitten in deutschem Wald gefunden habe), und vertritt zum altuellen Krieg 1:1 die Positionen der russischen Regierung. Dieser Mann und sein Verein, die scheinbar so radikal gegen diesen deutschen Staat agieren, genießt die offensichtliche Protektion eben dieses Staates. - Tja, und wie will man darauf die bequeme Gegenteil-Formel anwenden? Geht nicht. Aaber die Formel der Verbrüderung von Stasi und Verfassungsschutz gegen das Volk paßt sehr wohl. Passend auch, daß der Mann aus Wittenburg kommt, aus der “griesen Gegend” im Südwesten Mecklenburgs, wo einst auch die NVA stark vertreten war. Es prägt überall die lokale Mentalität, wo fast jeder von der Armee lebt, über Generationen. Das überlebt auch Systemwechsel. - Dies nur als ein Einwurf. Der feste Glaube mancher an das Heil aus dem Osten wird damit gewiß nicht erschüttert werden.

Franz Klar / 05.12.2022

@Boris Kotchoubey : Sie haben Soldatenmutter D unterschlagen ! Die spricht etwas deutsch und sang im Stile Netrebkos : So ein Mann, so ein Mann ,zieht mich unwahrscheinlich an , dieser Wuchs, diese Kraft , weckt in mir die Leidenschaft “

STeve Acker / 05.12.2022

Das ganze Problem mit den umstrittenen Gebieten wäre viel geringer, wenn die Ukrainer einfach anfangen würden ihre Minderheiten anständig zu behandeln. Auch die anderen Minderheiten , zb die ungarische ,werden schlecht behandelt. Ist nur aktuell in den Hintergrund gerückt. Die Regionen wurden nicht annektiert um das Land zu vergrößern sondern um die Bewohner besser zu schützen. Selensky hat die ethnischen russen aufgefordert das Land zu verlassen. Sollten die russichen Soldaten da einfach abziehen, befürchte ich dass die Uk ganz schlimme ethnische Säuberung durchführt. In der Schweiz mit vielen Sprachen, schaffen es die Leute auch zusammenzuleben ohne sich die Köpfe einzuschlagen. Und es gibt auch keine Versuche eine Sprache allen aufzuzwingen. Ich kenne Westukrainer (aus Kiev) die sprechen untereinander russisch, und für die scheint ukrainisch eher eine Fremdsprache zu sein. Und haben von anderen Seiten ähnliches gehört. Russisch scheint noch viel mehr verbreitet zu sein, als nur im Südosten.

Donatus Kamps / 05.12.2022

@Emil.Meins, @STeve Acker und @Fred Burig: Das Leben ist kein Ponyhof. In dieser Welt leben 15 Prozent Narzißten und 3 Prozent Psychopathen. Und je höher man in gesellschaftlicher Macht und gesellschaftlichem Status aufsteigt, desto größer wird deren Anteil. Menschen kämpfen in diesem Haifischbecken um Macht, Einfluß und Status mit unterschiedlichsten Mitteln. Wer sich auf dieses Spiel nicht versteht, und als schlechter Verlierer dann einen heißen Krieg vom Zaun bricht, taugt nicht für das Amt eines Präsidenten. Niemand kann einen anderen dazu zwingen, einen Angriffskrieg zu beginnen. Das Wort NEIN, eines der wichtigsten Wörter der deutschen Sprache - in diesem Falle NEIN zum Krieg - ist immer eine Option. Wenn sich Putin auf Politik unterhalb eines heißen Krieges und unterhalb der Ermordung von Oppositionellen mit Polonium 210, Nowitschak und anderen Mordwaffen nicht versteht, dann taugt er nicht für sein Amt. Und er ist dann verantwortlich für sehr viel Leid in dieser Welt - unabhängig davon, für wieviel Leid andere in dieser Welt verantwortlich sind.

Arne Ausländer / 05.12.2022

@sibylle eden: Tja, die Kleinigkeit gewisser Ereignisse zwischen Oder und Wolga von 1939-1945 dürfte ja doch eine gewisse Rolle bei dem “freiwilligen Verzicht” Deutschlands auf die Ostgebiete gespielt haben. Aber da Putin erklärt hat, daß die Ukrainer auch Nazis seien, dann ist es ja nur logisch, wenn die Ukraine genauso behandelt wird, als hätte sie einen von ihr angezettelten Angriffskrieg verloren. Maidan und 2. Weltkrieg - ist so ziemlich dasselbe. Nach Ihrer “Logik”.—- @Jürgen Rhode: Von “informierten Menschen” zu sprechen und - der russischen Kriegspropaganda folgend - die Gesamtopferzahl des (von Rußland angezettelten) Donbass-Konflikts der ukrainischen Seite anzurechnen, ist wirklich sehr feine Ironie. Die tausenden Opfer auf ukrainischer Seite haben also Selbstmord gemacht? Von “Nazieinheiten” ganz abgesehen. Die “Beweise” dafür sind kaum zufällig sehr ähnlich denen, die gegen Querdenker und kanadische Trucker präsentiert wurden. Anders als bei den russischen Wagner-Söldnern, deren Boss Prigoshin sich ja selbst als Hitler-Fan bezeichnet hat und so die Namenswahl begründet.—- @Emil.Meins: Die US-Dominanz ist ein Fakt, der sich seit 1900 entwickelt hat. (Seitdem haben sie auch damit aufgehört, ihr Territorium militärisch auszudehnen.) Das Stützpunktnetz beruht auf - gewiß oft nicht netten - Verträgen, wie auch der russ. Stützpunkt in Tartus/Syrien. Und Sewastopol, wo der Vertrag bis 2035 verlängert worden war. Da ist wohl Einseitigkeit auf IHRER Seite. Aber wichtiger: Man muß die US-Dominanz nicht mögen. Aber sie zu beseitigen, ginge kaum ohne Weltkrieg. Und was hätte Rußland davon? Und das Beleidigtsein wegen Obamas “Regionalmacht”-Spruch soll für das größte Land der Welt als legitimer Kriegsgrund zählen? Imperialer Schwachsinn eben. Und Sie hätten’s auch so gemacht, sagen Sie? Den Schwachen angreifen, als Stellvertreter für den großen Feind, an den man sich nicht herantraut? Wie nett!

Arne Ausländer / 05.12.2022

@Fred Burig: In den USA gibt es eine Vielzahl von “Think Tanks”, darunter immer auch solche mit Extremforderungen. Das muß man dann eben neben russische Forderungen nach einer Westgrenze auf der Linie Triest-Lübeck sehen, Dugins Vorschlag, gleich bis Lissabon zu marschieren oder Shirinowskijs häufigen Forderungen nach atomarer Vernichtung von London, Washington etc. Und WENN man es ernstnimmt, daß man zum Krieg provoziert werden soll, damit der eigene Staat geschwächt werde, dann ist es wirklich sehr genial, genau das zu machen: einen Krieg, der das Land schwächt. - Einen Automatismus von NATO-Mitgliedschaft und Atomwaffenstationierung hat es nie gegeben, das sollte doch langsam bekannt sein. Man kann ja mal die Länder durchgehen, die in der NATO sind, ohne daß dort Atmwaffen wären. Selbst andere wesentliche Waffensysteme und Truppenstärken sind absprachegemäß stark reduziert, auch noch nach der russischen Expansion 2014. - Nordstream 2 wäre längst in Betrieb, wohl ungestört, ohne den russischen Einmarsch. - Insgesamt drängt sich aus russischer Perspektive die Parallele zum Einmarsch in Afghanistan 1979 auf - der wesentlich zum Ende der Sowjetunion beitrug. Putin weiß das bestens und ist wohl auch deshalb dieses Jahr meistens deutlich schlechter gelaunt als früher.

Arne Ausländer / 05.12.2022

@STeve Acker: “Warum können die das nicht so handhaben wie Deutschland 40 Jahre mit der DDR, oder Irland 100 Jahre mit Nordirland?” - Abgesehen davon, daß der Vergleich nicht paßt, weil weder die DDR jemals vor 1990 Teil der BRD war noch Nordirland Teil der Rep. Irland, hat es Ansprüche und Absichtserklärungen in beiden Fällen reichlich gegeben. Und mehr war es ja auch im Fall der Ukraine nicht, man vergleiche den ungehinderten Vormarsch der Russen von der Krim aus mit dem Standhalten der Donbass-Front bis heute: die Ukraine hatte in Bezug auf die Krim in der Praxis NICHTS vorbereitet. (Auch keine Waffenansammlungen an der Grenze, etwa wie Stalin im Juni 1941.) Rußland hat die Situation 2014 ohne Not geschaffen, lange vor dem Maidan-“Putsch” vorbereitet. Und selbst ein Putsch ist immer noch eine innere Angelegenheit des betreffenden Landes. - Am 24.2.2022 begann Putin mit seinem Versuch des Regime-Changes, wie ja großartig angekündigt wurde. Im Vergleich dazu sind selbst G. Soros’ Methoden humaner, unblutiger. (Wobei auch der mehr prahlt als wirklich bewegt.) - @H. Oltmannssohn: Vor 2014 war die einzige “Diskriminierung” von Russen in der Ukraine, daß sie die Landessprache lernen sollten. Verbote des Russischen gab es nicht. Seit Beginn der russischen Aggression hat sich freilich manches hochgeschaukelt, auch weil man ja auf die brutalen Aktionen der russischen Agenten und ihrer Mitläufer reagieren mußte, die ja schon 2014 weit größere Gebiete in Beschlag nehmen wollten. Das hat nicht die Regierung, sondern das Volk verhindert. Das Volk, das jetzt auch die Verteidigung trägt. - In Moldawien haben russische Agenten schon 1990/91 den Mafiastaat PMR geschaffen, das war also keine Reaktion, sondern ganz ähnlich den serbischen Aktionen in Kroatien die zu 4 Jahren Krieg geführt haben - mit russicher Hilfe schon damals. Ja, und Tschetschenien ist ja wohl ein Witz! Da haben ja die Russen gewütet, wie niemand sonst seit 1945 in Europa (wenn man’s noch dazu rechnet).

Albert Schultheis / 05.12.2022

“Für mich aber sind sie Ausfluss eines unerträglichen Zynismus. Soldaten zu Helden zu stilisieren, die auf Geheiß ihrer Regierung auf dem Schlachtfeld sterben, ist ein ebenso altes wie bewährtes Mittel aus dem Repertoire Krieg führender Staaten. Im vorliegenden Fall verhält es sich jedoch anders. So handelt es sich bei den in der Ukraine kämpfenden Truppen vielfach um Soldaten, die schlecht ausgerüstet, miserabel geführt und immer häufiger ohne Ausbildung in den Kampf geschickt worden sind.” - Was Sie aussprechen, werter Herr Osthold, ist doch hier bei uns Folklore seit 1945! “Zynismus”, “Heldentum” und der ganze damit einhergehende Schmodder. Nur, was Sie als ein Fake entlarvt, als falscher Fuffziger, und damit am Ende als waschechten Kriegstreiber, das ist die Tatsache, dass Sie den Zynismus immer nur auf der einen Seite beobachten, zur Schau stellen und denunzieren - während der gleiche, in meinen Augen der viel absurdere Zynismus, sich mindestens auch auf der anderen Seite abspielt. Aber natürlich, die andere Seite ist ja unsere Seite und da wir ja, erwiesenermaßen die Guten sind, bla bla bla ...! “schlecht ausgerüstet ... miserabel geführt ... ohne Ausbildung in den Kampf ...” Bullshit, Herr Osthold! Der Selenskyj hat Kiewer Bürger Molotow-Cocktails abfüllen lassen, damit sie damit gegen russische Panzer vorgehen! Wahnsinn! Dazu noch diametral gegen die Genfer Konvention. Ja, wer den “Zynismus” nur auf der einen Seite anprangert, macht sich zum Kriegstreiber. Aber das ist ja unter den RotGrünen Khmer längst wohlfeil. Sogar hier bei achgut. Mehr schwerere Waffen für die Ukraine! Und alle die hier genau dagegen argumentieren, werden von Leuten wie Ihnen und dieser Rack-Zack-Zimmermann heruntergeputzt und für nicht satisfaktionsfähig degradiert! Herr Osthold, wir müssen diesen Krieg endlich beenden, sonst fliegt uns der ganze Mist um die Ohren - und zwar auch hier. Also Schluss mit dem einseitigen, fadenscheinigen Geschwurbel! Es braucht Druck auf Washington!

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