Peter Grimm / 01.05.2024 / 14:00 / Foto: Gudmund Thai / 49 / Seite ausdrucken

Sachsens CDU: Verflogen im Orient-Wahlkampf?

Haben die Christdemokraten im Freistaat vergessen, dass man mit Wahlplakaten lieber die Bürger ansprechen sollte, die einen auch wählen können, statt die, die gar nicht wahlberechtigt sind?  

Es gibt heutzutage gehäuft Meldungen, die würde man für einen Aprilscherz halten, wenn sie denn am 1. April veröffentlicht worden wären. Doch ausgerechnet die Nachricht, dass die sächsische CDU Linksextremisten vorwirft, sie hätten 400 CDU-Wahlplakate in Arabisch und Türkisch in Leipzig zerstört bzw. entfernt, wurde nicht am ersten, sondern am letzten Apriltag veröffentlicht. Also muss es ernst gemeint sein.

Sicher, die Idee ist nicht neu, zur Demonstration der eigenen Weltoffenheit Wahlplakate in den Sprachen von Zuwanderern aufzuhängen. Nur war dies bislang eher die Domäne von Grünen, SPD und Linken. Gut, der Linksrutsch der CDU in den Merkel-Jahren ist nicht wirklich revidiert worden, aber in Sachsen versucht doch der CDU-Ministerpräsident derzeit eher durch den verstärkten Einsatz populärer Textbausteine auch zum heiklen Thema der eigentlich illegalen Masseneinwanderung bei den Wählern zu punkten. Die Landtagswahl im September ist für ihn schließlich ein politischer Überlebenskampf.

Die in Rede stehenden Wahlplakate wurden noch nicht für den Landtagswahlkampf ausgehängt, sondern für die Anfang Juni anstehenden Kommunalwahlen. Die CDU hatte sie nicht einmal in ganz Leipzig gezeigt, sondern nur in den mittlerweile orientalisch geprägten Straßenzügen im Osten der Stadt, aber hätte nicht jeder Wahlkampfmanager dennoch davon abraten müssen? Diejenigen, die das gut finden, werden nicht CDU wählen und diejenigen, die vielleicht darüber nachdachten es zu tun, dürfte das Signal eher abstoßen.

Denn was zeigen arabische Wahlplakate deutscher Parteien in einer Zeit, in der mehr und mehr Grundschullehrer klagen, wie schlimm es um die deutschen Sprachkenntnisse ihrer Schüler steht, weil die inzwischen im eigenen sozialen Umfeld weitgehend mit ihrer Muttersprache auskommen? Das sagt doch: Wenn Ihr nicht Deutsch lernen wollt, dann reden wir eben in Euren Herkunftssprachen mit Euch. Und das ist das Gegenteil der Förderung sogenannter Integration. 

„Alles richtig gemacht“

Es ist auch bezeichnend, dass die CDU diese Art der Weltoffenheit nur auf Arabisch und Türkisch demonstriert und nicht beispielsweise auf Vietnamesisch. Warum? Es hat doch wohl nicht damit zu tun, dass es unter den hier lebenden Vietnamesen einen höheren Anteil von Steuerzahlern und einen geringeren Anteil von Bürgergeldempfängern gibt als unter arabischen und türkischen Zuwanderern, oder? 

Die Vorstellung, die arabischen und türkischen Wahlplakate könnten nur eine lokale Aktion christdemokratischer Freunde des Leipziger Orients sein, die mit dem CDU-Ministerpräsidenten gar nichts zu tun hat, zerstörte Letzterer selbst. Gestern wurde gemeldet

„‚Ich finde das Plakat der Leipziger CDU hervorragend‘, stellt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer in einem am Dienstag veröffentlichten Video-Statement auf X (ehemals Twitter) klar. (…)

Laut dem Ministerpräsidenten sei Leipzig eine internationale Stadt, in der auch Menschen leben, die noch ihre Heimatsprache sprechen und erst dabei seien, Deutsch zu lernen. Auch hätte es Händler aus der arabischen und türkischen Community gegeben, die solche Plakate gefordert hätten.

‚Ganz offensichtlich steht die CDU gemeinsam mit denjenigen, die sich wirtschaftlich engagieren wollen, die anständig sind, aus dieser arabischen und auch türkischen Community für dieses Thema“, stellt Kretschmer in dem Video-Statement fest. Laut ihm habe die Leipziger CDU in diesem Fall „alles richtig gemacht‘.“

Überzeugungs-Wechsler

Auf den Plakaten soll der Slogan „Mehr Sicherheit und Ordnung in unserem Wohngebiet“ stehen. Das ist eine passende Forderung für ein Viertel, zu der als Kriminalitätsschwerpunkt immerhin Sachsens einzige „Waffenverbotszone“ gehört. Dass arabische und türkische Kaufleute sich dort mehr Ruhe und Ordnung wünschen und diesen Aufruf auch gern plakatiert sehen, ist ja verständlich. Doch warum auf Wahlplakaten? Menschen, „die noch ihre Heimatsprache sprechen und erst dabei sind, Deutsch zu lernen“, dürften eigentlich noch keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und damit kein Wahlrecht. Warum adressiert man Wahlplakate an Menschen, die gar nicht wählen können? Es kann dann wohl doch nur der Versuch sein, Wähler unter den migrationsfreundlichen Wahlberechtigten zu erreichen, also eher auf der linken Seite des politischen Spektrums bzw. unter Staatsangehörigen mit arabischem und türkischem Migrationshintergrund.

Solange außerhalb des Leipziger Orients keiner die Wahlplakate wahrgenommen hätte, wäre das Risiko, an anderer Stelle vielleicht potenzielle Wähler zu verlieren, gering geblieben. Aber mit dem lauten Klagelied über die angeblich von Linksextremisten zerstörten Plakate brachte es die CDU in die überregionale Öffentlichkeit. Da waren wohl richtige Kommunikations-Profis am Werk. Immerhin bekommen die sächsischen Wähler erneut die Bestätigung, dass es sich offenbar nur um Sprechblasen handelt, wenn ihr Ministerpräsident ein Umsteuern in der Migrationspolitik fordert. Er hat bereits in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er geäußerte „Überzeugungen“ noch schneller wechseln kann als Markus Söder.

Dass die sächsische CDU plötzlich ihre Liebe zum Orient entdeckt, erinnert manch älteren Sachsen vielleicht noch mit einem Schmunzeln an das alte Parteiwappen der DDR-CDU, als diese noch eine brave SED-Blockpartei war. Dieses zierte der Spruch: „Ex oriente pax“.

 

Peter Grimm ist Journalist, Autor von Texten, TV-Dokumentationen und Dokumentarfilmen und Redakteur bei Achgut.com.

Foto: Gudmund Thai CC BY 3.0 via Wikimedia

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

gerhard giesemann / 01.05.2024

Zu den Kalifaten: Die Geister, die ich rief, ... .

Boris Kotchoubey / 01.05.2024

“...DDR-CDU, als diese noch eine brave SED-Blockpartei war.” - Ist sie nicht mehr?

Ralf Ross / 01.05.2024

Dazu kann man ernsthaft nichts mehr sagen.

Ralf Ross / 01.05.2024

Wir brauchen mehr Islam.

Albert Pelka / 01.05.2024

Die CDU lockt bereits mit dem baldigen Kalifat, anders kann man sich das nicht zusammen reimen: ‘Wenn Ihr noch ein bisschen Geduld habt , eine Kleinigkeit weniger kriminell seid und nicht gar zu wild   bei der schleichend von uns vollzogenen Machtübergabe nicht gar zu wild an uns herum schächtet und dschihadet, dann schenken wir Euch -  von uns aus ja schon - Euer unwiderstehliches/unwiderrufliches Kalifat, diese Einzig Wahre Herrschaft der Einzig Wahren Religion Allahs, ja Mann-Alter, mitten auf der Kartoffelackerscholle jener dann ehemals deutschen Köderrasse.  FELIX EURABIA endlich zwischen Rhein und Oder und immer weiter und weiter darüber hinaus. Vorerst mal, sagen wir: von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt. Eure CDU, MANN-ALTER! Einverstanden, hä?’

Martin Detmer / 01.05.2024

Der Autor setzt voraus, daß jeder, der in “Deutschland” das Wahlrecht hat, auch des Deutschen kundig ist, eine meines Erachtens geradezu vermessene Annahme, die mit den jüngsten Änderungen zur Staatsbürgerschaft noch unrealistischer geworden ist. Andererseits, wenn ich sehe, was seit der sog. Rechtschreibreform (welche ich, wie ersichtlich, ignoriere) aus der deutschen Sprache geworden ist - heute sind selbst sog. Journalisten ihrer nicht mehr mächtig, von Foristen und anderen ganz zu schweigen -, ist es vielleicht nicht mehr schade um das, was übrig geblieben ist. Und “Deutschland” selbst? Nun ja, das war einmal und ist heute nur noch ein Etikettenschwindel. Da die CDU jene Partei ist, die für das größte anti-deutsche Krebsgeschwür – die nicht nur unkontrollierte sondern auch noch aktiv beförderte Masseneinwanderung Kulturfremder – hauptverantwortlich ist, sind CDU-Wahlplakate in arabischer Sprache nur konsequent.

Adam West / 01.05.2024

Bin ich froh, dass ich die CDU vor ein paar Jahren nach 32 Jahren Zugehörigkeit verlassen habe. Ist einfach nicht mehr meine Partei, aber Helmut Kohl wäre da wohl auch nicht mehr drin geblieben. Die CDU war über Jahrzehnte meine politische Heimat aber Frau Merkel hat mit ihren Leuten alles vernichtet, wofür die Union einst wie selbstverständlich stand. Freiheit (statt Sozialismus), soziale Marktwirtschaft statt Staatsapparat und Sicherheit statt Achtundsechziger. Alles im Eimer.

Gerhard Schweickhardt / 01.05.2024

Sehr guter Artikel mit Darstellung der CDU Widerspriche. Leider sehe ich Deutschland verloren, kein Verbot nach dem Hamburger Aufmarsch ein Kalifat zu fordern. Kein Verbot des Iranischen Fußabdruckes. Mag sein dass die AFD an die Macht kommt, der Mob wird ein Bürgerkrieg machen, der Rechtsstaat ist machtlos. Die Polizei und Bundeswehr ist zu schwach. Jahrelang gewarnt jahrelang vertuscht und die Zerstörung befeuert.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com