Hallo Herr Eisleben! Ihre Betrachtung steht und fällt mit der Richtigkeit Ihrer Aussage zu Italien: “Aufgrund der allgemeinen Corona-Panik scheinen die Ärzte einfach mehr Patienten in die Krankenhäuser zu schicken, anstatt sie wie sonst in Ruhe im Altersheim oder zu Hause auf das Ende vorzubereiten.” Wäre es so, dann hätten Wodarg und Streeck wohl doch recht (“Es könnte durchaus sein, dass wir im Jahr 2020 zusammengerechnet nicht mehr Todesfälle haben werden als in jedem anderen Jahr”). Nun lesen hier auf der Achse sicherlich einige Ärzte. Ich frage daher: Würden Ärzte, die früher ihre erkrankten älteren Patienten lieber in Ruhe hätten sterben lassen, statt sie sinnloser Intensivmedizin auszusetzen, würden diese Ärzte heute ihre Umsicht verlieren und ihre Patienten panikartig in die Krankenhäuser schicken wohlwissend, dass sie damit die Lage des Gesundheitssystems auf sinnlose Weise verschärfen würden? Schuld an den heftigen Überlastungen der Gesundheitssysteme in Wuhan und in Italien hätten also die einweisenden Ärzte - und auch die Krankenhäuser selbst, die es nicht fertig bringen mal deutlich nachzufragen, warum sie nun plötzlich mit Fällen belastet werden, die man früher sinnvollerweise von ihnen ferngehalten hätte?
Wieder ein Artikel der nur auf Annahmen beruht, nicht auf Fakten. Klar ist es alles nicht so schlimm, wenn ich mir die Grundlagen für meine Berechnung zurechtbiege und von der Realität auch keine Ahnung habe. Die Sterblichkeit hat mehrere Einflussfaktoren daher ist eine solche Betrachtung mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Österreich bietet auf der Seite des Sozialministeriums einen recht guten Überblick. Stand jetzt liegt die Sterblichkeit bei 0,6%. Es werden 6 mal mehr Tests durchgeführt, als Erkrankungen vorliegen, es kann daher von einer geringen Dunkelziffer ausgegangen werden (oder von grober Manipulation oder extremer Inkompetenz oder sehr viel Pech). Selbst wenn es ab jetzt keine Neuinfektion gäbe wird die Sterberate noch steigen, bis alle heute erkrankten geheilt oder tot wären. Da bis jetzt wachsende Fallzahlen vorlagen, muss noch von einem spürbaren Anstieg ausgegangen werden, da man noch sehr viele Patienten am Anfang oder mitten im Krankheitsverlauf sind. Also sind 0,8%, mal von mir geschätzt locker drin. In Österreich ist man noch Herr der Lage, es liegen zumindest keine Nachrichten vor, das dem nicht so ist. Man kann davon ausgehen, dass bei mehr Fällen das Gesundheitssystem überlastet wird und dann die Sterblichkeitsrate steigt, nehmen wir mal eine Verdoppelung an, also 1,6%. Bei 50 Millionen nötigen infizierten in Deutschland, sind wir dann schon mal 800000 Toten. Das wäre alles basierend auf einer sehr vorsichtigen Schätzung, man kann auch ganz schnell auf ein Vielfaches dieser Zahl kommen, da muss nicht viel schiefgehen. Wenn man dies betrachtet scheint die alternative den asiatischen Weg zur Krankheitsbekämpfung doch die wesentlich vernünftigere zu sein. Artikel wie dieser die für Maßnahmen oder Vorgehen plädieren, die erstens keine realistische Risikoabschätzung beinhalten und zweitens auch keine Maßnahmen zur Verifizierung der vorgestellten Thesen vorschlagen können eigentlich nur von Idioten oder Arschlöchern geschrieben werden.
Wally@Wallner, da fragen Sie am besten vielleicht einen Anästhesisten und Triage-Arzt . Die Triage bzw. das triagieren erfolgt nach mehr oder weniger klaren Kriterien . Bei Rot besteht akute Lebensgefahr und es erfolgt eine sofortige Behandlung . I.d.R. Aufrechterhaltung bzw. Stabilisierung der Herz-Kreislauf Funktion bzw. Beatmung . Gegebenenfalls , so vorliegend , stoppen der Blutung-en . Gelb bedeutet schwer verletzt , jedoch nicht lebensbedrohend . Hier wird die Behandlung „aufgeschoben“. Bei Grün handelt es sich um leichtere Verletzungen und in diesem Fall erfolgt die Behandlung zum Ende der Triage . Der letzte Zustand ist „Blau“ . Hier besteht nach ärztlicher Einschätzung keine Überlebenschance und es wird abwartend gegebenenfalls noch sedierend oder schmerzlindernd agiert . Anhand eines Verkehrsunfalls aus dem Jahr 2016 wird das Problem deutlich . Kind 12,5 , Mutter 39 beide im Zustand „Blau“ . Großmutter 71 Jahre alt im Status „Rot“. Wenn Sie sich dann , aufgrund des Alters des Kindes , dazu hinreißen lassen , besagtes Kind zu behandeln und deshalb bei der Großmutter wertvolle , lebensrettende Zeit zu verlieren , sind Sie die längste Zeit Notarzt gewesen . Und das völlig zurecht . Nehme ich diese Schicksale mit nach Hause ? Ja ! Bete ich zu Gott , und vertraue auf meine Expertise ? Ja ! Habe ich Fehler gemacht ? Aber natürlich! Vorlesung 1, Semester Medizin . „ Geben Sie sich nicht der Illusion hin , dass sie niemals Fehler machen , und deshalb Menschen sterben werden“. Bleiben Sie gesund .
@Heiko Eppens: Elendes Verrecken müsste nicht sein. Wie in der Palliativmedizin praktiziert, versetzt man die Sterbenden, wenn Ersticken droht, medikamentös ins Koma. Sie ersticken dann zwar auch, spüren aber nichts mehr davon.
Neben der Luftverschmutzung gibt es in vielen italienischen Blogs auch Diskussionen darüber, dass es ja in und um Brescia und Bergamo ab November 2019 eine große kostenlose Grippeimpfungsaktion gegeben hat, vor allem für Risikogruppen und die Alterskohorte ab 65. Damit verbunden ist ein Verweis auf einen Aufsatz in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Vaccine“ (38, 2, 10. Januar 2020, S. 350 ff.; online verfügbar): “Influenza vaccination and respiratory virus interference among Department of Defense personnel during the 2017-2018 influenza season. Abstract / PURPOSE: Receiving influenza vaccination may increase the risk of other respiratory viruses, a phenomenon known as virus interference. ... CONCLUSIONS: ... Vaccine derived virus interference was significantly associated with coronavirus and human metapneumovirus; ... .“
Lieber Johannes Eisleben, ich bin ja auch unsicher, ob der sichere wirtschaftliche Schaden den ungewissen gesundheitlichen Nutzen aufwiegen wird und würde Ihrer Argumentation folglich gerne zustimmen. Nur meine ich, die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Sie schreiben: “Wenn das Virus stark ansteckend ist (hoher R-Wert) und viele Patienten keine Symptome zeigen, hilft Einzelquarantäne der bekannten Fälle nichts.” Wie kommt es dann, dass die Fallzahlen in Taiwan, Japan, Südkorea, China und Singapur in den letzten Wochen nur sehr langsam und insgesamt minimal gestiegen sind, während sie in den westlichen Ländern exponentiell gestiegen sind? Am mangelnden Testen kann es in Südkorea nicht liegen - dort ist so viel getestet worden wie nirgends sonst. Dass die Zahlen dort überhaupt gestiegen sind, zeigt, dass Sie nicht ganz Unrecht haben und sich das Virus nicht zu 100% stoppen lässt. Aber die Geschwindigkeit der Ausbreitung lässt sich sehr wohl stark drosseln, das haben alle diese Länder gezeigt. Unter den 18 Ländern mit den höchsten Fallzahlen sind mittlerweile 15 (!) westliche Länder, die eben das Aufspüren der Infizierten und die Quarantäne der Infizierten und ihrer Kontaktpersonenen allesamt versäumt und bis auf die USA auch sehr lange keinerlei Einreisebeschränkungen und Einreisekontrollen durchgeführt haben. Ostasien steht viel besser da als wir. Daraus gilt es zu lernen. Und dass Gesundheit und Leben höher zu bewerten sind als Geld, dürfte doch auch Konsens sein. Immerhin ist ja auch Deutschland Weltspitze: Nirgends ist die Todesrate so gering wie bei uns. Irgendetwas müssen wir richtig machen! Wahrscheinlich ist es die Abwesenheit des einen großen Ballungsgebietes (wie Madrid), die Tatsache, dass die meisten Deutschen in Städten unter 100.000 Einwohnern leben - und dass unsere Alten nicht mit ihren Familien zusammen leben, sondern allein. Anscheinend hat das, was wir sonst selbst als soziale Kälte bemängeln, ihnen nun das Leben gerettet.
Punkt 2: Missverständnisse über Missverständnisse: Wie gestern bei Plasberg, so auch hier bei einigen Kommentaren. Wenn man besonders gefährdete Personen schützen will, kann man es machen wie hierzulande (Aktivitätsverbot für alle), oder man schützt nur den speziellen Personenkreis. Zweites ist leichter umzusetzen und hätte auch nicht den Nachteil, daß damit die ganze Volkswirschaft zerstört wird (was nur die Stärksten überleben werden). All das trifft aber ohnehin nur zu, wenn man aus Vorsorgeüberreaktion Punkt 3 ignoriert: Nicht nur in pedantischen Bürokratenstaaten werden beim Tot eines Menschen Totenscheine ausgefüllt. Vom Hörensagen meine ich zu wissen, daß auch in Deutschland diese Pedanterie betrieben wird. Es gibt also für jeden Tag (die auf dem Totenschein einzutragene Uhrzeit interessiert jetzt weniger) und Jahr für Jahr einen täglichen Stapel solcher Scheine. Wenn man die Zahl grafisch darstellt, ergibt sich eine Kurve, die wie die Tragkonstuktion der Golden Gate Bridge aussieht - Maxima jeweils um den Frühlingspunkt. Wenn man die aktuellen Tageszahlen mit denen der vergangenen Jahre vergleicht, wird man keine Absonderlichkeiten feststellen - kein zusätzliches Massensterben, kein Grund für Panik. Und diese bürokratische Pedanterie gibt es bestimmt auch in Südeuropa oder Asien. Deren aktuelle Tageszahlen für dieses Jahr im Vergleich mit den der anderen Jahre würde mich interessieren, suche ich schon lange, finde aber nichts. Kann jemand einen Tip geben?
Danke, Herr Eisleben, daß Sie sich die Mühe machen, Punkt für Punkt der panikerzeugenden Angst mit Fakten gegenzusteuern. Auch wenn es wie ein hoffnungsloses Unterfangen aussieht: Angst ist nur ein Ausdruck fehlenden Wissens, Menschen dauerhaft in Angst zu halten erzeugt irgendwann Panik, dagegen hilft nur Information (Wissen). Sonst haben Politpfeifen mit “Leben und Tod”-Parolen leichtes Spiel. Womit ich zu Punkt 1 komme: Merkels schwerste Missetat wird möglicherweise in den Geschichtsbüchern als die Selektion von Pfeifen genannt werden, mit denen Sie sich umgeben hat. Kein Realist erwartet, daß diejenigen am meisten zu sagen haben, die von der jeweiligen Sache am meisten Verstehen. Aber wenn Minister nichteinmal ihre Berater verstehen, sondern noch einen Experten bräuchten, der ihnen übersetzt, was dieser gesagt hat, dann ist das eine Ebene an Dummheit zu viel. Will sagen: Von Anfang an war klar, daß Immunisierung nur durch Infektion geht, da der Weg über Injektion mangels Impstoff derzeit nicht funktioniert. Darum hat man ja sogar einen diplomatischen Eklat mit China produziert, weil man unbedingt potenziell Infizierte kontrolliert mittels Militärmaschine ins Land holen wollte. Doch dies wurde nie so deutlich kommuniziert, weil der Grat zwischen zu großer Infektionslawine (unbeherrschbar), genau angepasst an die med.Leistungsfähigkeit oder gar zu wenig (keine ausreichende Immunisierung) ein schmaler ist. Zu schmal für das Umherwinden eines Politikers für den Fall, daß etwas aus dem Ruder läuft. Und diese Informationspolitik setzt sich fort.
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