Dirk Maxeiner / 06.01.2019 / 06:25 / Foto: Tim Maxeiner / 41 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Shutdown, sofort!

Der sogenannte „Shutdown“ in den USA bewegt die deutschen Medien so, als ob Lidl und Aldi gemeinsam für die nächsten Wochen die Läden heruntergelassen hätten. Trump und die Opposition kloppen sich wie die Kesselflicker, ein Zustand, der hierzulande so lange her zu sein scheint, wie die letzte Schwarzweiß-Fernsehfolge von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer. Präsident Trump kündigte an, der Shutdown könne „Jahre dauern“, die demokratische Politikerin Rashida Tlaib bedachte ihn im Gegenzug mit einem herzlichen „Motherfucker“. Bei einem Government Shutdown stellen die Behörden der Bundesregierung ihre Tätigkeit zu großen Teilen ein und erledigen nur noch die als unerlässlich angesehenen Aufgaben. Der Staats- und Verwaltungsapparat fährt herunter, wenn Senat, Repräsentantenhaus und Präsident sich nicht rechtzeitig über Haushaltsmittel für das kommende Jahr einigen. Und so ist das gerade. 

Die ausgesuchte mediale Aufmerksamkeit für den Washingtoner Shutdown ist allerdings in sofern erstaunlich, als wir in Deutschland schon seit 2015 einen partiellen Shutdown haben. Das Herunterfahren des Staatsapparates betrifft insbesondere Zoll, Grenzbehörden und Bundespolizei. Die Überwachung der Grenze gilt in Deutschland offenbar nicht als unerlässlich angesehene Aufgabe, denn Regierung und weite Teile der Opposition hießen erst den Grenzkontrollen-Shutdown willkommen und dann einige Millionen Menschen, die in einem Zustand der Massen-Amnesie ihren Pass vergessen hatten.  

Obwohl das Instrument eines Shutdown in der deutschen Verfassung eigentlich nicht vorgesehen ist, hat sich Deutschland mit einem nun drei Jahre währenden Ausstieg aus essenziellen Staatsaufgaben eine internationale Spitzenposition erobert, da ist für Donald Trump noch viel Luft nach oben. Die Sicherheit der Bürger wird bei uns inzwischen von denen, die schon länger hier sind und denen, die neu hinzugekommen sind, täglich auf der Straße neu verhandelt. Na bitte, geht doch. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet indes darüber „Was der Shutdown die Amerikaner kostet“, was ich für eine prima Idee halte. Insbesondere, wenn der zweite Teil der Story demnächst nachgereicht wird: „Was der Shutdown die Deutschen kostet“.

Parkraumbewirtschaftung zur bilateralen Aushandlung 

Andererseits hilft alles lamentieren nichts, man kriegt den Ketchup ja nicht zurück in die Tube. Deshalb hilft nur, mutig mit dem Shutdown weiter zu machen. Nachdem die Verfolgung und Abschiebung von Straftätern keinen staatlichen Ehrgeiz mehr hervorrufen, sollte auch die Verkehrsüberwachung samt Radarfallen eingestellt und die Parkraumbewirtschaftung den Bürgern zur bilateralen Aushandlung überlassen werden. Bislang ist die Verantwortungslosigkeit ja ein bisschen ungleich verteilt, da herrscht gewissermaßen eine Gerechtigkeitslücke. 

Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk bietet sich für einen sofortigen Shutdown an. Man muss ja keine Staatsaktion daraus machen, es genügt vollkommen, die Strafverfolgung von Nicht-Gebührenzahlern einzustellen. Dann erledigt sich die Sache in kürzester Zeit von selbst. Die Hälfte der deutschen Bevölkerung praktiziert ja ohnehin schon das Kleber-Fasten, demnächst sind es dann eben alle. Ein bisschen Entgiftung und Entschlackung kann der Volksgesundheit nur zuträglich sein. 

Ein Shutdown der staatlichen Bevormundungs- und Gängelungszentralen könnte vielfältige Synergien auslösen und zu einem unvergleichlichen Konjunkturprogramm für die Bundesrepublik heranwachsen. Zwei einfache Beispiele: Jeder, der seinen Energieausweis vergessen hat, wird künftig straffrei gestellt. Die ziselierten deutschen Bau- und Dämmvorschriften werden – um Neulingen den Bau von preiswerten Wohnungen zu erleichtern – nicht weiter überwacht und damit an die übersichtliche Rechtslage in Syrien und Afghanistan angepasst. Das bringt uns billigen Wohnraum und einen Bauboom, gegen den selbst Shanghai alt aussieht. Jeder darf nach seinem Gusto bauen, egal ob nach Feng Shui, Sharia oder EnEV, ist ja ohnehin alles Religion.

Bereicherung des Kulturbetriebes und der Autoindustrie

Das gilt natürlich auch für viele Ministerien, Behörden und die Nationalmannschaft. Die Außerbetriebstellung von Jogi Löw, Peter Altmaier und Svenja Schulze dürften die Erfolgsaussichten des Landes in keiner Weise schmälern, ganz im Gegenteil. Es ist beispielsweise eine sofortige Belebung der Wirtschaft zu erwarten, wenn die Rolladen im Bundes-Umweltministerium und Umwelt-Bundesamt heruntergelassen werden. Klimapredigten übernehmen die großen Landeskirchen, für die Verbreitung von physikalischer Esoterik sind die Buchhandlungen in den Szenevierteln wieder alleine zuständig. Dies führt zu einer sofortigen Bereicherung des traditionellen Kulturbetriebes und gleichzeitig zur Genesung der Automobilindustrie. Eine echte Win-Win-Situation. Und als kleines Schmankerl für Sonntagsfahrer: Dieselbesitzer dürfen ihre Umweltplakette an der Grenze zur Reinluftzone aus Versehen in den Gully werfen. Danach beantragen sie einen Status als Umweltflüchtling.

Der Shut-Down des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beendet die Praxis, Geld bei den Armen in den reichen Ländern einzutreiben, um es an die Reichen in den armen Ländern zu verteilen. Dies wäre womöglich auch der effektivste Schritt, den die Bundesrepublik zur Beseitigung der Fluchtursachen dortselbst machen könnte, weil die korrupten Herrschaften ebenfalls vom Volke stillgelegt würden. 

Wenn man sich erst einmal mit der Idee des Shutdown angefreundet hat, dann kommt man sich angesichts der Behörden- und Ministerienliste vor wie ein Achtjähriger in einem riesigen Bonbonladen. „Bundesministerium der Verteidigung“, „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw)“. Candy! Die weiße Flagge hissen können wir auch selbst. „Bundesministerium des Inneren“. Von dem heißt es: „Seine wichtigste Aufgabe ist der Schutz der Bürger, die innere Sicherheit“. Lolipop, Lolipop! “Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien“. Kamelle, Kamelle! Was es alles gibt. Also: Shutdown, sofort! Merkt keiner, ich schwör.

Von Dirk Maxeiner ist soeben in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er) Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Tim Maxeiner

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Sabine Drewes / 06.01.2019

Suuuuper, Herr Maxeiner! Zusammen mit dem heutigen Beitrag von Robert von Loewenstern sind das die besten Neujahrsnachrichten, die wir je hatten. Sie ergänzen sich hervorragend. Endlich darf jeder nach seiner Fasson selig werden. Wir gehen herrlichen Zeiten entgegen.

Peter Müller / 06.01.2019

Das geht leider nicht, denn: die umfassende Kontrolle des fließenden und ruhenden Verkehrs ist eine lukrative Einnahmequelle der Kommunen. Motto: wer sich ein “böses” Auto leistet, kann auch Bußgeldbescheide zahlen. Und Autos haben Kennzeichen, wohingegen Kampfradler schwerer dingfest zu machen sind.

Arno Besendonl / 06.01.2019

Mal unter uns - diesen Shutdown gibt es hier ja auch, nennt sich vorläufige Haushaltsführung und hatten wir zuletzt 2018. Und? Was ist passiert? Und hat es irgendein Journalist bemerkt?

Heike Richter / 06.01.2019

Der, sich zur Zeit als Bundeskanzler der Zukunft anbietende Finanzminister, Herr Scholz, der schon vor zurückgehenden Steuereinnahme in 2019 warnt, hat mit einen Shutdown in D echtes, riesiges Einsparpotential zur Verfügung.

Arthur Dent / 06.01.2019

Übrigens: Auf dem Foto von dem TukTuk ist auf der Windschutzscheibe ein Hakenkreuz zu sehen. Kritiker werden damit ihr Medium gleich ganz weit rächts einordnen.

H.Milde / 06.01.2019

Ein Shutdown wird´s wohl auch für die medizinische Versorgung va für die Schonlängerhierlebenden geben. ZehnTausende fehlende Haus/Fachärzte sollen mehr arbeiten um der Abwanderung; ca.2000 Ärzte/Jahr emigrieren; und der Berentung, KrankheitsTodesAusfälle zu begegnen, iS “Ihr Sklaven, rudert schneller der Käptn will Wasserski fahren!” In Hessen fährt mW schon ein Bus mit Daktari über die Dörfer, um stundenweise medizinische Not/Versorgung zu suggerieren, da wo sich erst recht keiner mehr niederlassen will. Und das ausgerechnet in dem Land in dem man gut und gerne lebt? Das soll kein Massensterben werden, aber die Morbidität kann ruhig steigen, va bei den älteren Schonlängerhierlebenden, dh. die Sterblichkeit steigt bei an sich behandelbaren Krankheiten, zB Bronchitis-> Pneumonie-> Exitus. Mal hier, mal da, und es läppert sich. Man sieht´s seit längerem schon id kranken Häusern, die nach der sog. DRG Methode “arbeiten”, um Redite >10% zu erwirtschaften, va ad Rücken des Pflegepersonals und Ärzte, vitalgefärdend für Patienten ->blutige Entlassungen, Hosptialsimuskeime, lange Wartezeiten, oder bei privat Versicherten eine ÜberDiagnostik und ÜberTherapie, bis hin zum NichtSterbelassenwollen, weil sich´s da (noch) lohnt! Unmerklich soll die Lebenserwartung an die Renditeforderung der kranken Kassen, und NewHealth-Economy, und daran beteiligter Polikaste, angepasst werden,  je nach persönlichem Score, den die HighRoller per Datenabzug aus den Praxen, sog. BlackBox am PraxisServer,  ua. Quellen holen -> Krankanakte id “Cloud” uä. Weil ältere Schonlängerhierlebende mit heute behandelbaren Krankheiten wie Diabets, Hypertonie, artrielle Verschlußkrankheiten….. sind für die kranken Kassen va eines: Teuer!  Diese werden als “Hochnutzer” bezeichnet ; Zitat ei des KKH Boß; früher hieß sowas wohl lebensunwertes Leben, osä.?

Sabine Schönfelder / 06.01.2019

Der Gouverment Shutdown zeigt unbeabsichtigt, wie straff und effizient ein Staat wirtschaftlich geführt werden könnte. Die ‘als unerläßlich angesehenen Ausgaben’ laufen offensichtlich weiter. Die skandalösen politischen und sozialen Verhältnisse, der bemitleidenswerte Zustand von Polizei und Justitia, die Enstehungen zahlreicher Parallelgesellschaften unter der Scharia sind heute Deutschland, aber auch die deutsche Identität, der Begriff des Volkes und der Nation wird durch linke Propaganda zerstört. Straffe Führung und Organisation sind bei Linken nur gefragt, wenn es dazu dient Chaos und Ideologie zu verbreiten.  Ihr kreativer Katalog zur Umgestaltung Deutschlands über einen Shut-down prädestiniert Sie zum ersten deutschen Shutdownminister! Regierungsmitglieder erhalten Ihr Entgelt nach Stechuhr und Arbeitsnachweis, die Pension richtet sich ausschließlich nach dem nachgewiesen Arbeitseinsatz. Schätze, Sie werden der einzige mit großem Arbeitspensum sein. Ihre Artikel für Achgut können Sie auch abends schreiben…....

Peter Meyer / 06.01.2019

Belgien hatte 541 Tage lang keine Regierung, sozusagen ein indirekter Shutdown. Hat niemand bemerkt. In der Zeit war diese Woche ein Artikel über Bullshit-Jobs, bei denen niemand merkt, wenn die Stelleninhaber nicht anwesend sind. Der „Experte“ schätzt deren Zahl auf ein Drittel. Dabei sind offensichtlich ganz viele in Regierung und ÖD, wie Sie sehr schön beschrieben haben.

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