Cora Stephan / 28.07.2022 / 11:00 / Foto: Pixabay / 55 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Das große Insektenzählen

Auch in diesem Jahr ruft der Naturschutzbund unweltsensible Menschen bundesweit dazu auf, Insekten zu zählen, vorzugsweise solche mit sechs Beinen. Zählen wir! Alle und alles! Schmetterlinge, seltene Tierarten, wundersame Zwitterwesen. Das ist der Zauber der Zahl.

Auch in diesem Jahr ruft der Naturschutzbund unweltsensible Menschen bundesweit dazu auf, Insekten zu zählen, vorzugsweise solche mit sechs Beinen. Gut, das ist jetzt nicht gerade nett den Tausendfüßlern gegenüber.

Aber egal: Zählen ist gut. Zählen ist immer gut, obwohl der Nabu meint, das Ergebnis zu kennen: Sie sterben, die Sechsbeiner. Doch unbezweifelbar wäre es gut zu wissen, in welchem Umfang sie das tun – oder auch nicht. Ist die Windschutzscheibe, eine besonders perfide Insektenguillotine, seit einigen Jahren tatsächlich sauberer als zuvor? Gibt es einen anhaltenden Trend zu weniger Artenvielfalt? Oder erholen sich längst Totgesagte wieder? Was schadet der Insektenvielfalt am meisten? Und wie kann man ihnen ein angenehmes Leben verschaffen, den Bestäubern und Honiglieferanten, den Bienen, Hummeln und Hornissen, und zu Pflaumenkuchenzeiten, wenn auch eher unwillig, den Wespen?

Oder jenen, die das Auge erfreuen, Schmetterlingen, wie dem Distelfalter und dem Taubenschwänzchen, dem Admiral oder der Kleinen Fuchs? Wobei ich deren Raupen nicht sonderlich liebe, etwa die der Kohlweißlinge, die meine Kohlrabis zerfleddern. Egal: Gesegnet seien sie alle, über die sich die Mauersegler freuen, die sie kurz vorm Sonnenuntergang zu Abend essen, und später die Fledermäuse, die mit dem vorliebnehmen müssen, was übriggeblieben ist.

Kollateralschäden unserer naturfreundlichen Energiewende

Also, ganz ohne Ironie: Ich bin dafür. Und nein, ich zähle nicht nur die Schmeißfliegen, die ich erschlagen habe, weil sie sich über alles hermachen, was irgendwie nach Nahrung riecht. Mein winziger Garten ist eine Insektenoase, ganz ohne sterile Thujahecken und Schotterbeete. Überdies wohne ich in einer Gegend, in der es an jedem Maisfeld Blühstreifen gibt. Als ob die Bauern sich damit freikaufen könnten, die ja bei bestallten Naturschützern gern als Artenkiller und Glyphosatferkel verleumdet werden.  

Dabei bauen meine Nachbarn den Mais ja keineswegs aus Lust und Liebe an, sondern weil es die natursensiblen Energiewendefreunde wollen. Mais laugt zwar den Boden aus und ist alles andere als insektenfreundlich, wird aber schlagartig total öko, sobald er in der Biogasanlage gelandet ist.

Es hat eben alles so seine Seiten. Solaranlagen etwa, mit denen mittlerweile ganze Felder bestückt werden. Unter denen gedeiht noch nicht einmal die fiese Ackerwinde und das feindliche Franzosenkraut. Nicht nur unter, auch über den Paneelen wird es warm, was also mal nicht an der Klimakatastrophe liegt, sondern am Versuch, sie zu verhindern. Zu warm und nichts zu essen: Das ist nicht gerade insektenfreundlich.

Insektenfeindlich ist ebenfalls die allnächtliche Lichtverschmutzung sowie die Sogwirkung von Windkraftanlagen, an deren Rotorblättern Insektenleichen in derartiger Menge kleben, dass sie den Wirkungsgrad der Turbinen beeinträchtigen. Kollateralschäden unserer umwelt- und naturfreundlichen Energiewende. Und nicht nur deswegen: Zählen. Zählen ist wichtiger als alle Mutmaßungen, Befürchtungen oder Hoffnungen.

Keine Pandemie, sondern Panik

Und womöglich schaffen die vom Nabu zum Zählen aufgerufenen Laien, womit sich Behörden und Institute in Deutschland sonst so furchtbar schwer tun. Verlässliche Zahlen sind hierzulande nämlich auf vielen Gebieten nicht mehr zu haben.

Noch immer wissen wir nicht, wie viele Menschen nun tatsächlich an Covid erkrankt oder daran gestorben sind oder gar an Impfschäden leiden. Könnte das daran liegen, dass nur Sechsbeiner gezählt werden?

Scherz beiseite: ich vermute mal, man will das gar nicht so genau wissen, schon jetzt lesen ja Schlaumeier aus den verfügbaren Daten etwa anderer, zählfreudigerer Länder heraus, dass wir keine Pandemie, sondern Panik hatten.

Ähnlich verhält es sich mit den diversen Menschen, die nicht nur in Behördenformularen berücksichtigt werden sollen. Das war zwar mit dem gut eingeführten generischen Maskulinum niemals ein Problem, aber wir müssen ja die Frauen berücksichtigen, indem wir allem und jedem ein innen anhängen. Frauen, die auf der anderen Seite gerade fröhlich abgeschafft werden, weil ja ein Penis kein männliches Geschlechtsorgan sei.

Wie viele Menschen aber „divers“ sind, also weder Mann noch Frau – das herauszufinden hat sich kaum einer in Politik und Medien die Mühe gemacht. Doch, einer: Ein tapferer Autor der Zeit hat es einmal versucht. Etwa 300 Personen, hat der Mann namens Martin Spiewak herausgefunden, haben sich beim Standesamt als „divers“ eintragen lassen. Das sind 0,00043 Prozent der volljährigen Bevölkerung.

Und deshalb: zählen wir. Zählen! Alle und alles! Schmetterlinge, seltene Tierarten, wundersame Zwitterwesen. Das ist der Zauber der Zahl.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Sam Lowry / 28.07.2022

Ich habe gerade einen kleinen weißen Nachtfalter in meinem Zimmer gefangen und aus dem Fenster fliegen lassen. Ich hoffe, er wird seiner Bestimmung gerecht und kann noch eine Weile das tun, was ein Nachtfalter so tun möchte. Ich weiß nicht, was es ist, aber sicher nicht, in meinem verrauchten Zimmer rumflattern. Im Gegensatz zum Menschen wird er wissen, was zu tun ist…

P. Schulze / 28.07.2022

Ja, Windschutzscheibe und insbesondere die Scheinwerfer und Nummernschilder sind sauberer als noch vor 20 Jahren. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wieviel zermatschtes Getier ich von den Nummerschildern meines ersten pflegewürdigen Autos gekratzt habe. Auch von den Scheinwerfern, obwohl diese einklappbar waren. Wieviel Insekten (vulgo: Ungeziefer) heutzutage so herumschwiert? Nun, dazu müßte man sich wohl mal wieder einen Kescher aufs Autodach montieren und auf lustige Fahrt gehen…

Wolfgang Richter / 28.07.2022

Hätte ich das mit dem Zählen gewußt, hätte ich die “gekillten” Wespen, die mir seit Tagen wagen Kuchen und Eis und “Kaltschale” streitig zu machen, eingetütet und eingeschickt.

Sigrid Leonhard / 28.07.2022

@ Jochen Lindt, “Jeder Bauer der pleite geht, ist ein Sieg für die Umwelt (ein Giftmischer weniger) und für die Steuerzahler sowieso.  Mittlerweile haben diese Ganoven es geschafft, unser Trinkwasser zu vergiften.” Meines Wissens haben sich unsere Flüsse qualitätsmäßig in den letzten gut 4 Jahrzehnten deutlich verbessert. Deswegen erschließt es sich mir von der Logik her nicht, dass unsere Bauern unser Trinkwasser vergiftet haben. Wie ist das möglich? UND: Was ist denn den Steuerzahlern an Schlimmem entstanden? Noch schlimmer als das, was über EEG den Bürger schröpft womöglich? Sagen Sie bloß... ” unser Trinkwasser zu vergiften. Es war mal das beste der Welt.” Woher wissen Sie das? “Das beste der Welt” gleich, uiui? Oh, diese Superlative.. (das beste Deutschland, das wir je hatten..)

Mona Müller / 28.07.2022

Noch was Interessantes zum NABU: im März 2020 sind in der Meldorfer Bucht 7 Wildpferde (Koniks) verhungert. Der NABU war für die Wildpferde verwantowrtlich und hat sich nicht darum gekümmert.

Thorsten Gutmann / 28.07.2022

Es würde eigentlich schon reichen, befaßten wir uns nur mit den Heuschrecken. Allein davon gibt es immerhin achtundzwanzigtausend Arten - wobei meine Quelle, nämlich Wiki, nur die Kerbtieren meint. Weitere Un(ter)arten, insbesondere die zweibeinige, dürfen keinesfalls der Unerwähntheit anheimfallen, ganz im Gegenteil, gehören sie doch zu den agressivsten schlechthin. Aber ein Merkmal besitzen sie alle: sie kommen nicht nur weltweit in nahezu allen Lebensräumen vor - wobei Zentraleuropa unzweifelhaft einen Hot Spot bildet -, nein, sie vermehren sich zudem auf die denkbar unanständigste Weise, nur um ihrem “vornehmsten” Ziel bald ganz nahe zu sein, nämlich ganze (Lebens-)Räume nahezu komplett kahlgefressen zu haben.

Winfried Jäger / 28.07.2022

Unatraktive nur bedingt arbeitswillige Menschen wurden von unaktraktiven und arbeitsscheuen 68er Fanatikern dazu aufgestachelt sich zu wehren, um an die Fleischtöpfe zu gelangen. Um das zu erreichen wurden die Anforderungen an Bildung gesenkt. Das Wort Fleiß wurde gecancelt und jetzt haben wir den Salat, und zwar überall. Sie wissen auch um ihr Unvermögen und werden freiwillig niemals zurücktreten.

Sabine Heinrich / 28.07.2022

Über viele Leserkommentare habe ich mich köstlich amüsiert! Herzlichen Dank für die ironischen, garstigen Kommentare! Übrigens: NABU, BUND, NATURFREUNDE und wie sie alle heißen, sind in meinen Augen nur windige, meist politisch linksorientierte - also regierungstreue “Naturschützer”,  die gern Gelder abgreifen, sich mit einem Heiligenschein umgeben, Vogelschreddermaschinen toll finden - aber denen die Natur, die Umwelt oft alles andere als heilig ist - von Ausnahmen, besonders Teile des “Fußvolkes” betreffend, abgesehen. - Als vor ca. 4 Jahren gesunde ALTE Bäume in der Stadt A. in S- H gefällt wurden, um die Errichtung eines hässlichen Klotzes (durch einen Investor) der überhaupt nicht zum eher kleinstädtischen Ambiente passt, habe ich mich gefragt, warum keiner dieser “Naturfreunde” in der SPD-regierten Stadt protestiert hat! Keine Plakate, auch Leserbriefe habe ich nicht gefunden - und erst recht keine Baumbesetzungen, Sitzstreiks oder Ähnliches gesehen. Auch ca. 15 Jahre davor wurde schon gesunden alten Bäumen ohne ersichtlichen Grund der Garaus gemacht - und schon damals haben die VNV (Vereinigten Naturverräter - von mir so genannt) nicht protestiert. Darf ich NOCH etwas denken - noch? Damals dachte ich: Was haben die wohl dafür (und bis heute) bekommen, dass sie fein still halten? Ich bin froh, dass ich nicht in dieser durch und durch korrupt regierten Stadt lebe! @ Uta Buhr: Als Frau, die ich in HH verorte, wissen Sie natürlich, welche Stadt ich meine! Kleiner Tipp - besuchen Sie sie doch mit dem Auto: Schneller sind Sie in Hannover, als dass Sie in dieser autofahrerfeindlichen Stadt einen Parkplatz gefunden haben. Und die Bäume, die Sie an einer der Hauptgeschäftsstraßen bis vor 2 Jahren noch sehen konnten, wurden inzwischen auch abgeholzt. Protest der oben Genannten? Iwo - es handelt sich ja um Baumaßnahmen - und am St.Nimmerleinstag werden die stattlichen Bäume durch kleine Stämmchen ersetzt. So hieß es jedenfalls. - 2023/24- mal sehn!

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