Cora Stephan / 26.10.2023 / 11:00 / Foto: zeevveez / 27 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Free Gaza from Hamas

Nur auf den ersten Blick ist man in der Provinz weit weg von den Aufmärschen der Gefolgschaft islamistischer Hamas-Propaganda. Sie wirkt auch durch die unkontrollierte Masseneinwanderung immer stärker in Europa, während das Wissen um die historischen Fakten weiter verblasst.

Ich bin hier in La France Profonde weit weg von den antiisraelischen Hassdemonstrationen, das spielt sich in den Städten ab, nicht in der Provinz. Was nicht heißt, dass es einen nicht beschäftigt, was sich da so zusammenbraut, seit Mörder der Hamas aus dem Gazastreifen in Israel eingefallen sind. Auch, weil man oft genug das Gefühl hat, es habe sich nicht nur in Deutschland eher die palästinensische Propaganda durchgesetzt denn eine Annäherung an die historischen Hintergründe. 

Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch in Israel und die obligatorische Fahrt zu einem Kibbuz. Deutsche Betroffenheit und das verbindliche Betonen der besonderen Verantwortung kam dort gar nicht gut an. Einer brachte es auf den Punkt, dass Juden nicht die Shoa gebraucht hätten, um in Israel siedeln zu dürfen. Stimmt: die Deutschen denken zu kurz und zu selbstbezogen. Die zionistische Siedlungsbewegung begann bereits im 19. Jahrhundert.

Ob es nun einen historischen Anspruch aufs „Heilige Land“ gab und gibt oder nicht: die Zionisten der ersten Alija, der Einwanderungswelle 1882, haben sich nicht als Eroberer aufgeführt, sondern Land gekauft, das von Arabern nicht bewirtschaftet wurde, weil es nicht sehr fruchtbar war. „Alles sollte legal und moralisch sein.“ (Michael Wolffsohn). Von dem Erlös profitierten weniger die armen Fellachen als die arabischen Großgrundbesitzer, doch niemand zwang die Araber, Land an die Juden zu verkaufen. Die wollten statt Handel Handarbeit – zurück aufs Land.

Zwischen arabischem Misstrauen und britischer Machtpolitik

Mit der zweiten Einwanderungswelle von 1904 bis 1914 wurde es spannungsreich: Vor allem die jüdischen Frauen kleideten sich modern und freizügig – und die Neuankömmlinge hatten sich auch noch mit dem Marxismus angefreundet, was nicht nur die orthodoxen Juden irritierte. Der Konflikt bahnte sich also bereits vor 1917 an, zumal die jüdische Einwohnerzahl rasant zunahm. 

Was noch heute verblüfft: Die Mitglieder der kleinen zionistischen Community waren es überwiegend keineswegs gewohnt, aus steinigem Boden blühende Gärten hervorwachsen zu lassen. Die Investitionen unter anderem von Lord Rothschild versickerten oft genug in der israelischen Wüste. Überdies hatten sie nicht nur mit arabischem Misstrauen zu tun, sondern bald auch mit britischer Machtpolitik, der es gelang, Araber und Juden gegeneinander auszuspielen. 

Die Balfour-Erklärung von 1917, in der die Briten den Juden eine „Heimstatt“ in Palästina anboten – keinen Staat, wohlgemerkt – war an die Adresse der jüdischen Amerikaner gerichtet, auf deren Unterstützung man im Krieg gegen Deutschland hoffte. Traditionell fanden die Briten die Araber weit flamboyanter als die arroganten bebrillten Juden in ihren kurzen Hosen. 

Mit dem Weißbuch von 1939 wiederum setzten die Briten auf die arabische Karte angesichts des heraufziehenden Konflikts mit Deutschland. Nun sollten Juden nicht mehr einwandern und kein Land mehr kaufen dürfen – ausgerechnet in einer Situation, in der Juden eine Heimstatt dringender brauchten denn je. 

Für die arabische Welt wäre eine enge Kooperation mit Israel von Vorteil

Erst als die Briten das Mandat über Palästina niederlegten, am 14. Mai 1948, konnte David Ben-Gurion, der Führer der zionistisch-sozialistischen Arbeiterpartei, den Staat Israel ausrufen, 66 Jahre nach der ersten Alija. Die arabischen Nachbarländer reagierten mit einem Angriff auf den neugegründeten Staat. Israel konnte seine Existenz in diesem ersten Nahostkrieg behaupten, der 1949 mit einem militärischen Sieg Israels endete.

Seither kommt der Staat nicht zu Ruhe. Ein Wunder ist dabei, wie innovativ und wirtschaftlich erfolgreich das Land dennoch ist – es hat den höchsten Lebensstandard im Nahen Osten. Für die arabische Welt wäre eine enge Kooperation mit Israel von Vorteil, das hat auch Saudi-Arabien erkannt, auch wenn die Verhandlungen zunächst eingestellt wurden

Die Hamas im Gazastreifen aber hat die Geldströme, die unter dem Vorwand „humanitärer“ Hilfe nach Gaza strömten, offenbar vorrangig für Waffen und ein umfangreiches Tunnelsystem eingesetzt und sich, was die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit Wasser und Elektrizität betrifft, auf Israel verlassen. Dabei hätte man sich mit dem Geld unabhängig machen und etwa selbst eine Meerwasserentsalzungsanlage bauen können. Und was für ein touristisches Paradies der Gazastreifen hätte werden können, wäre der Hass auf die Juden nicht der alleinige Lebenszweck gewesen. 

Free Gaza from Hamas, dem Selbstmordkommando. 

Es ist zu hoffen, dass die Verhandlungen zwischen Israel und Saudi-Arabien wieder aufgenommen werden. Für arabisches Leben liegt kein Vorteil in der Vernichtung Israels. Bei einigen hat sich die Erkenntnis bereits durchgesetzt. Vielleicht sogar bei manchen Deutschen. 

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Soeben ist ihr neuer Roman „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ erschienen.

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Wolfgang Richter / 26.10.2023

“Free Gaza from Hamas, dem Selbstmordkommando.” Wenn man einer Stellungnahme des Mr. Seymour Hersh zu dem Vorgängen vom 7. Okt. Glauben schenken darf, dann gehen Planung und Vorgehen gegen die israelischen Grenzanlagen mit dem Ziel der Gefangennahme einiger israelischer Soldaten zum Tausch gegen möglicherweise Tausende Häftlinge in israelischen Gefängnissen auf das Konto der Hamas, Nebeneffekt vielleicht noch Abbruch der Annäherung Israel-Saudi Arabien. Als dann die Löcher in den Sicherungsanlagen waren und sich die Aktion herumsprach, sollen sich andere Gruppen wie zB Islamischr Djihad, “Märtyrer irgendwas” angeschlossen haben, dazu auch Teile der Bevölkerung Gazas, die über Waffen verfügten und eine Gelegenheit witterten, ihren Judenhass durch Morden und Rauben auszuleben. Sollten diese Angaben zutreffend sein, war ein viel breiteres Feld der Bevölkerungs Gazas an dem mörderischen Terrorüberfall auf jüdische Ortschaften beteiligt als allgemein abgestimmt medial verkündet, zumal es merkwürdigerweise ca. 5 Stunden dauerte, bis endlich israelische Sicherheitskräfte vor Ort waren u.  gegen die Terroristen vorgingen. Dann mutet es um so komischer an, daß sich die EU-Granden gerade Gedanken um “humanitäre Befindlichkeiten” der Bevölkerung Gazas machten und sich anmaßen, Israel Vorschriften bezüglich des militärischen Vorgehens machen zu wollen. Nebenher - es hat einige der früheren “Regenten” dieser jetzt Befindlichkeiten äußernden Staatslenker nie interessiert, wie es der Zivilbevölkerung als Opfer ihrer militärischen Aktionen ging. Und da muß man gar nicht so weit zeitlich zurück gehen - als es um die “Befreiung” des irakischen Mossul vom IS ging, hat es die westlichen “Bombardierenden” meines Wissens bis heute nicht interessiert, wie es dabei der vom IS als Geiseln genommenen Zivilbevölkerung geht. Die vormals 500-Tausend-Einwohner-Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt.

Rainer Nicolaisen / 26.10.2023

Könnte man nicht das ungeliebte CO2 in die Tunnel verpressen? Oder die Tunnel als Wasserstoffspeicher nutzen?

S. Marek / 26.10.2023

Todesfälle auf dem Krankenhausparkplatz: zwischen 10 und 50 # Nicht 500 wie ursprünglich berichtet. Oh - und wer hat die Rakete abgefeuert?  # Nach der Explosion auf dem Parkplatz des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza beschuldigte die Hamas sofort Israel, dafür verantwortlich zu sein, ein “Massaker” oder, noch absurder, einen “Völkermord” begangen zu haben. Diese hysterische Anschuldigung wurde sofort aufgegriffen und von den meisten internationalen Medien wiederholt, die bereitwillig die Geschichte der Hamas nachplappern. Innerhalb eines Tages jedoch wurde der Vorfall gründlich untersucht, wobei man sich auf den Zeitpunkt (als der Palästinensische Islamische Dschihad ein Sperrfeuer von Raketen aus dem Gazastreifen abfeuerte), auf visuelle Beweise (eine Rakete des Islamischen Dschihad schlug fehl und landete neben dem Krankenhaus auf einem Parkplatz) und auf Tonaufnahmen (das von den Israelis aufgezeichnete Telefongespräch (das von den Israelis aufgezeichnete Telefongespräch zweier Hamas-Aktivisten, die die Tatsache erörterten, daß tatsächlich eine Rakete des Islamischen Dschihad fehlgeleitet worden war) kamen die Israelis zu dem Schluß, daß nicht sie selbst dafür verantwortlich waren - zu diesem Zeitpunkt fanden in der Nähe des Krankenhauses keine israelischen Operationen statt - sondern eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad. Immerhin waren allein seit dem 7. Oktober 450 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden, die fehlgeleitet wurden und im Gazastreifen landeten und Gaza Zivilisten töteten.  Und nun erfahren wir, daß die Hamas nicht nur darüber gelogen hat, wer die Explosion verursacht hat, sondern auch über die Zahl der Opfer. Weitere Informationen zu dieser jüngsten Entwicklung finden Sie hier:  “Death toll in Gaza hospital blast greatly exaggerated – independent intel,” by Maya Zanger-Nadis, Jerusalem Post, October 19, 2023:

S. Marek / 26.10.2023

Biden behindert Israels Kampf gegen die Hamas.  Hinter der pro-israelischen Rhetorik steckt eine Politik, die der Hamas hilft.  Biden und Vertreter der Regierung begannen fast unmittelbar nach den Hamas-Angriffen, Premierminister Netanjahu und israelische Beamte unter Druck zu setzen, um zivile Opfer zu vermeiden. Warnungen, die zunächst in Telefongesprächen geäußert wurden, gelangten an die Medien. Und kurz darauf wurden sie zu öffentlichen Warnungen. In seiner Rede, drei Tage nach den Anschlägen, legte Biden den Schwerpunkt auf die Einhaltung der “Kriegsgesetze”, die von allen Mitgliedern seiner Regierung aufgegriffen wurden.  Beamte der Regierung griffen das Thema auf, als Verteidigungsminister Lloyd Austin den israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant darüber belehrte, “wie wichtig es ist, das Kriegsrecht, einschließlich der Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung, einzuhalten und die sich verschlimmernde humanitäre Krise im Gazastreifen zu bewältigen”.  Die israelische Regierung wartet auf ein Maß an politischer Unterstützung, das niemals kommen wird. Sie hat aus dem Scheitern früherer Zugeständnisse nichts gelernt. Es ist für eine Regierung immer einfacher, Israel zu verraten, als sich gegen muslimische Länder und die amerikanische Linke zu stellen.  Wenn die Netanjahu-Regierung ihr Versprechen, die Hamas-Herrschaft in Gaza zu beenden, einlösen will, muß sie eher früher als später handeln. Und sie wird ohne Bidens Zustimmung vorgehen müssen. Wenn sie das nicht tut, wird die Hamas an der Macht bleiben, und die Politiker werden eine noch größere Mauer bauen und sich einreden, dass sie diesmal dafür sorgen werden, daß die islamischen Terroristen sie nicht überwinden können. Wer auf die Regierung Biden hört, wird die Hamas nicht besiegen, sondern ihr das Überleben ermöglichen. Und diese Ungerechtigkeit wird das Andenken an die Toten entehren und das Überleben des jüdischen Staates bedrohen.

Ralf Pöhling / 26.10.2023

Der Radikalismus ist der größte Feind der islamischen Welt. Er erschwert nicht nur jede freundschaftliche Annäherung, er blockiert das gesellschaftliche Weiterkommen. Niemand bei Verstand erwartet, dass die islamische Welt so durchdreht wie die westliche Welt. Aber wer meint, er müsse uns übernehmen und verdrängen, der findet hier natürlich auch keine Freunde unter denen, die nicht durchgedreht sind.

S. Marek / 26.10.2023

Liebe Frau Cora Stephan,  ...“Free Gaza from Hamas”..., da hätten die Israelis zwei kleine Nuklearbomben drauf werfen müssen gleich am 10 - 11 Oktober !

Nico Schmidt / 26.10.2023

Sehr geehrte Frau Stephan, Ihren Beitrag auf ein T-Shirt drucken, das würde helfen. Ständig höre ich, dass man den Palästinensern helfen soll. 2006 Land gegen Frieden und was ist seitdem passiert? Kein Kraftwerk, keine Industrie, keine Menschenrechte keine Infrastruktur und so weiter.  Jede Menge Waffen und viel Hass, der nie aufhören wird. Mfg Nico Schmidt

Andreas Spata / 26.10.2023

Im Zusammenhang segr gut zu lesen, dass Buch - Wir und die Nachbarn - von David Ben Gurion. Zitat Klappentext: “In diesem Buche beschreibt Ben Gurion seine vielfachen Versuche, mit den führenden Persönlichkeiten der palästinensichen Araber und mit den arabischen Politikern der Nachbarländer ins Gespräch zu kommen, um eine für beide Völker befriedigende und ehrenvolle Lösung aller offenen Fragen zu finden”

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