News-Redaktion / 19.04.2024 / 16:00 / Foto: Pixabay / 0 / Seite ausdrucken

Haften wir bald für alle EU-Bankpleiten?

In aller Eile hat der Ausschuss für wirtschaftliche und monetäre Angelegenheiten des Europäischen Parlaments trotz aller Warnungen eine Empfehlung für die gemeinschaftliche Einlagensicherung beschlossen.

Die Entscheidung fiel kurz vor dem Ende der Legislaturperiode des EU-Parlaments, das im Juni neu gewählt wird. Vorgelegt wurde sie von dem österreichischen EU-Abgeordneten Ottmar Karas (ÖVP). 26 Ausschussmitglieder stimmten dafür, 18 dagegen, bei drei Enthaltungen. Nach der Europawahl im Juni würde sich das EU-Parlament mit der Vorlage befassen.

Die EU plant die Einführung der "European Deposit Insurance Scheme (EDIS)", also ein europäisches Einlagensicherungssystem, um damit „die Stabilität der Banken in Europa zu verbessern“. Konkret heißt das, dass die Hälfte der nationalen Einlagensicherung in einen europäischen Topf überführt werden soll. Damit würden alle europäischen Banken füreinander haften. Dies ist der dritte und letzte Schritt zu einer Bankenunion und damit zu einem europäischen Superstaat.

2008 hatte Spanien eine Bankenkrise, die danach auch die Wirtschaft des Landes mehrere Jahre ins Trudeln brachte und die die gesamte EU beeinflusste. Als Reaktion darauf gründete die EU 2014 eine Bankenunion, die schrittweise eingeführt werden sollte und nun komplett ist. Die Bankenunion steht auf drei Säulen, einem einheitlichen Aufsichtsmechanismus, einem einheitlichen Abwicklungsmechanismus und einer gemeinsamen Einlagensicherung.

Die Diskussion in Brüssel hatte wieder Fahrt aufgenommen, nachdem in den USA Ängste vor einer neuen Bankenkrise aufkamen. Innerhalb der EU sind es vor allem die Länder rund um das Mittelmeer, die für eine gemeinschaftliche Haftung sind, da die Banken dort am instabilsten sind.

Die deutschen Regionalbanken protestieren hingegen seit Jahren dagegen aus Angst, für unsichere Großbanken in anderen EU-Ländern mithaften zu müssen. Sowohl die Sparkassen als auch die Volks- und Raiffeisenbanken, die vom Genossenschaftsverband vertreten werden, lehnen eine europaweite Einlagensicherung ab. Sie sehen keinen Grund, die bestehenden nationalen Sicherungssysteme durch ein europäisches zu ersetzen und warnen davor, dass die Interessen der Großbanken dabei bevorzugt würden.

Auch von konservativen und liberalen Parteien kommt Kritik, da durch das EDIS die Souveränität der Staaten weiter untergraben wird und Staaten mit stabilen Finanzen wie Deutschland, Niederlande, Österreich und Finnland damit künftig für Staaten haften, die stark überschuldet sind, wie Griechenland und Italien.

Achgut berichtete mehrfach zu dem Thema (hier und hier).

(Quellen: Zeit, Europäisches Parlament, OTS, der Bank blog)

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
News-Redaktion / 03.05.2024 / 11:35 / 0

Polizeigewerkschaft weist Göring-Eckardts Kritik an Einsatz zurück

Die grüne Spitzenpolitikerin fand, dass sich die Polizei nicht genug um sie gekümmert hätte, als sie mit Protestierenden konfrontiert war. Nachdem Katrin Göring-Eckardt, Bundestagsvizepräsidentin (Grüne),…/ mehr

News-Redaktion / 03.05.2024 / 11:03 / 0

„Multi-Kulti“ macht Deutschen Angst

65 Prozent der Deutschen beklagen laut einer Umfrage einen Rassismus gegen Weiße. Es wird sogar befürchtet, in absehbarer Zukunft zur Minderheit im eigenen Land zu…/ mehr

News-Redaktion / 03.05.2024 / 09:25 / 0

Teure Fernreisen und pompöse Empfänge. So spart Hamburg

Nach dem Ende der Corona-Ausnahmezustände hat der Hamburger Senat wieder viele teure Reisen unternommen und Empfänge organisiert. Der teuerste Trip war die Reise von Bürgermeister Tschentscher…/ mehr

News-Redaktion / 03.05.2024 / 07:00 / 0

Mehrheit der Deutschen für staatliche Ausgabendisziplin

Zwei Lieblingsprojekte von SPD und Grünen, das bereits eingeführte sogenannte Bürgergeld und die Abschaffung der Schuldenbremse, werden von der Mehrheit der Befragten verworfen. Laut einer…/ mehr

News-Redaktion / 03.05.2024 / 05:56 / 0

Djir-Sarai nennt Schuldenbremse als rote Linie für Etatberatung

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai bezeichnet die Schuldenbremse als unverhandelbar. Angesichts der eingereichten Etatpläne der Bundesministerien für den Bundeshaushalt 2025 fordert er die Koalitionspartner SPD und Grüne…/ mehr

News-Redaktion / 02.05.2024 / 14:00 / 0

Deutschland immer unbeliebter bei Investoren

Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Ernest & Young (EY) haben internationale Investoren im letzten Jahr ihr Engagement in Deutschland erneut reduziert. 2023 wurden nur 733…/ mehr

News-Redaktion / 02.05.2024 / 12:00 / 0

Göring-Eckardt schmeckt den Volkszorn

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat die Blockade des Dienstwagens von Katrin Göring-Eckardt verurteilt. Auf X/Twitter schrieb sie: "Solche Einschüchterungsversuche haben nichts mehr mit demokratischem Protest zu…/ mehr

News-Redaktion / 02.05.2024 / 11:00 / 0

Eine Milliarde für Migrationsdeal mit dem Libanon

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plant einen neuen Migrationsdeal mit dem Libanon. Die EU plant, mit Finanzhilfen in Höhe von einer Milliarde Euro den Zustrom von…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com