Von Rafael Castro.
In Deutschland werden Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den Medien stets thematisiert. Die Beleidigungen und Entmutigungen, denen Ausländer und Deutschen mit Migrationshintergrund ausgesetzt werden, sollen der Grund sein, warum wir dieses Land nicht mögen und dankbar sein sollten.
Als Italiener wurde ich im Laufe der letzten zehn Jahre in Deutschland wegen meiner Muttersprache und meines Aussehens manchmal benachteiligt. Allerdings fühle ich mich als Italiener in Deutschland privilegiert.
Warum bin ich hier ein privilegierter Italiener?
Weil in Deutschland mein Lebenslauf nicht in dem Mülleimer landet, sobald die Personalabteilung merkt, dass ich weder einen Freund noch Verwandten im Vorstand habe.
Weil ich in Deutschland einen Arzttermin in sechs Tagen oder sechs Wochen kriege, statt in sechs Monaten, selbst wenn meine entfernte angeheiratete Cousine, die Ärztin im Ruhestand ist, ihre Kontakte nicht ausnutzt, um mir einen Arzttermin zu verschaffen.
Weil in Deutschland Beamte meine Mails beantworten und meine Rechte achten, selbst wenn ich ihnen zu Weihnachten keine Schokoladen oder Weinflaschen schenke.
Weil in Deutschland meine drei Kinder Plätze in Kitas bekommen, die sich in Italien nur reiche Familien leisten können.
Aus diesen und noch vielen anderen wichtigen Gründen fühle ich mich in Deutschland wie ein privilegierter Italiener.
Wenn ich Italien mit Russland, der Türkei, Spanien und jedem arabischen und afrikanischen Land vergleiche, bin ich ziemlich sicher, dass jeder ehrliche Russe, Türke, Spanier, Araber und Afrikaner sich in Deutschland als ebenso privilegiert betrachtet.
Die Mehrheit der Deutschen würde selber zu diesem Schluss kommen, wenn nicht unzählige Vereine, Forscher und Politiker aus dem deutschen Rassismus Profit ziehen würden, um ihr Dasein und ihre Karrieren zu rechtfertigen. Ich habe es satt, Vereine und Politiker mit meinen Steuergeldern zu füttern, die Deutsche (und Ausländer) überzeugen wollen, dass Deutschland ein hässliches Land ist.
Ich versichere euch, dass, wenn ich hier nicht privilegiert wäre, ich sofort in meine sonnige Heimat zurückkehren würde.
Rafael Castro ist gebürtiger Italiener und hat in Yale und an der Hebräischen Universität in Jerusalem Volkswirtschaft und Politik studiert. Er schreibt regelmäßig für israelische Zeitungen und unterrichtet an einem Gymnasium Englisch und Politische Bildung.