Peter Grimm / 11.09.2023 / 08:44 / Foto: zarteste / 0 / Seite ausdrucken

Morgenlage: Seidenstraße und Stichwahl

Guten Morgen, es ist Montag, der 11. September 2023, und wieder Zeit für eine neue Morgenlage. Für Jahrestagsrückblicke an diesem denkwürdigen Datum können wir uns an dieser Stelle keine Zeit nehmen, die finden auf dieser Seite noch in anderen Beiträgen einen Platz. Diese Morgenlage beschäftigt sich mit der Frage, ob der Ukraine für ihre Gegenoffensive nur noch 45 Tage Zeit bleibt, und mit vielen Toten durch Luftangriffe in Khartum. Erstmals reiste eine offizielle Delegation Israels nach Saudi-Arabien, Italien informierte China offiziell über den Ausstieg aus dem Seidenstraßen-Projekt, US-Präsident Biden irritiert wieder mit seinem Auftritt auf einer Pressekonferenz, der AfD-Kandidat bei der Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen geht als Erstplatzierter in die Stichwahl, in Halle gab es einen brutalen Angriff auf den CSD durch „Personen mit südländischem Erscheinungsbild“, wie es die Polizei nennt, und im Hessen-Wahlkampf will Innenministerin Nancy Faeser mit dem Versprechen eines neuen Feiertags um Stimmen werben.

Nach der ersten Erwähnung dieser bahnbrechenden Idee können wir nun unseren kleinen morgendlichen Streifzug durch die Nachrichtenlandschaft beginnen.

US-Generalstabschef gibt Ukraine für Gegenoffensive noch 45 Tage Zeit

Den ukrainischen Streitkräften bleiben nach Einschätzung von US-Generalstabschef Mark Milley wahrscheinlich noch 30 bis 45 Tage Zeit, bevor schlechtes Wetter die Gegenoffensive bremsen könnte, meldet n-tv.de. Dies sei zwar „immer noch eine ordentliche Zeitspanne" und die Ukrainer hätten stetige Fortschritte erzielt und eine beträchtliche Kampfkraft aufrechterhalten, habe Milley der britischen BBC in einem TV-Interview gesagt, aber die Schlacht sei noch nicht vorbei. Momentan wäre es noch zu früh, um zu sagen, ob die Offensive gescheitert sei oder nicht. Aber in etwa einem Monat komme die Kälte, es fange an zu regnen und werde sehr schlammig. "Dann wird es sehr schwierig sein, zu manövrieren. Und dann kommt der tiefe Winter“, wird Milley weiter zitiert. Demnach erfahren wir in spätestens 45 Tagen nun, welche der vielen Interpretationen der Frontberichte am Ende richtig war. Man sollte dabei nur nicht vergessen, welchen Blutzoll dieser Krieg Tag für Tag fordert.

Viele Tote durch Luftangriff in Khartum

Tatsächlich eher vergessen ist der seit Monaten im Sudan de facto als Bürgerkrieg ausgetragene Machtkampf. Der schafft es nur noch manchmal in die deutschsprachigen Medien, so wie heute mit einem Luftangriff auf Khartum, bei dem es ungefähr 30 Tote gab. Unklar wäre, wer für den Angriff verantwortlich sei, meldet deutschlandfunk.de. Die Lage in militärisch ausgefochtenen Machtkampf zwischen der Armee unter Militärchef Burhan und der RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Daglo ist offenbar zuweilen unübersichtlich. 

Erstmals offizielle Delegation Israels in Saudi-Arabien

Wechseln wir von Krieg und Spannung zu Signalen der Entspannung. Erstmals hat eine offizielle israelische Delegation Saudi-Arabien besucht, meldet kleinezeitung.at. Ein israelischer Repräsentant habe gestern entsprechende israelische Medienberichte bestätigt. Offizieller Anlass des Besuchs sei demnach eine UNESCO-Welterbekomiteesitzung, zu der israelische Diplomaten und Repräsentanten des Erziehungsministeriums sowie der Leiter der israelischen Altertumsbehörde nach Riad gereist wären.

Italien informiert China über Ausstieg aus Seidenstraßen-Projekt

Nun  geht es aber gleich wieder weniger harmonisch zu: Medienberichten zufolge hat die italienische Ministerpräsidentin Meloni ihren chinesischen Amtskollegen Li gestern am Rande des G20-Gipfels in Indien offiziell über den Rückzug Italiens aus Chinas „Seidenstraßen“-Projekt informiert, meldet deutschlandfunk.de. Sie wolle – so hieß es – stattdessen lieber ein 2004 geschlossenes Partnerschaftsabkommen mit China zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit wiederbeleben, hieß es. Italien war der einzige G7-Staat, der sich zwischenzeitlich dem umstrittenen Seidenstraßen-Projekt angeschlossen hatte. Für Kritik daran sorgte der Umstand, dass China mit dem Vorhaben andere Länder von sich abhängig machen wolle. Beim G20-Gipfel hatten die USA, die EU sowie Indien, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate eine Absichtserklärung für ein Konkurrenz-Projekt zur „Neuen Seidenstraße“ abgegeben. Es sehe den gemeinsamen Ausbau von Bahnstrecken und Häfen im Nahen Osten und in Südasien vor.

US-Präsident Biden irritiert wieder bei Pressekonferenz

US-Präsident Joe Biden ist nach dem G20-Gipfel bekanntlich weiter nach Vietnam gereist. Dort sorgte der 80-Jährige auf einer Pressekonferenz, zu der er mehr als 90 Minuten verspätet erschien, für Irritationen, meldet tagesspiegel.de. Er habe sich häufig versprochen, die Fragen mehrfach nicht verstanden und hätte auffällig langsam gesprochen. Biden ist bekanntlich der älteste US-Präsident aller Zeiten und strebt eine zweite Amtszeit an. Daher sorgen sein Alter und sein gesundheitlicher Zustand seit längerem für Debatten. 

AfD-Kandidat geht nach Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen als Erstplatzierter in die Stichwahl

Und was gibt es hierzulande Neues? Die AfD könnte erneut ein kommunales Spitzenamt gewinnen. Der 61 Jahre alte Unternehmer Jörg Prophet, erzielte am Sonntag bei der Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen 42,1 Prozent der abgegebenen Stimmen und damit das mit Abstand beste Ergebnis und stellt sich in zwei Wochen der Stichwahl, meldet thueringer-allgemeine.de. Sein Konkurrent ist dann der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann, der 23,7 Prozent der Stimmen erhielt. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,4 Prozent. Die SPD-Kandidatin und Bürgermeisterin Alexandra Rieger habe 18,6 Prozent der Stimmen bekommen, der parteilose Schulleiter Andreas Trump, der für die CDU antrat, 11,2 Prozent und die anderen Kandidaten erzielten Ergebnisse im niedrigen einstelligen Bereich.

Angriff auf CSD in Halle durch „Personen mit südländischem Erscheinungsbild“

Wahrscheinlich werden sich wieder viele Kollegen fragen, warum die AfD so stark ist. Könnte es auch mit Meldungen wie dieser zu tun haben? Nach dem Christopher Street Day (CSD) in Halle sind am Wochenende mehrere Menschen von einer brutalen Schlägertruppe angegriffen worden, wobei eines der Opfer schwere Verletzungen erlitt, meldet bild.de. „Die Personen mit südländischem Erscheinungsbild attackierten in der Folge die Gruppe mit Schlägen und Tritten“, habe eine Polizeisprecherin erklärt. „Dabei wurde ein 41-jähriger Mann so schwer verletzt, dass er danach in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Drei weitere Opfer wurden vor Ort vom Rettungsdienst behandelt“, wird die Sprecherin weiter zitiert. Nach dem Angriff hätten die Täter flüchten können. Die Polizei hätte sofort eine Fahndung eingeleitet und habe noch in Tatortnähe zwei der mutmaßlichen Schläger stellen können. Es handele sich dabei um zwei Afghanen im Alter von 16 und 20 Jahren. 

Hessen-Wahlkampf: Faeser wirbt mit neuem Feiertag um Stimmen

Wären solche brutalen homophoben Angriffe nicht ein Anlass für die Bundesinnenministerin, jetzt entschlossenes Handeln zu versprechen? Aber Genossin Nancy Faeser hat Besseres zu tun, sie muss sich um ihren Wahlkampf in Hessen kümmern und sich dafür originelle Wahlversprechen ausdenken. Mehr innere Sicherheit ist der Innenministerin nicht originell genug. Genossin Faeser versprach stattdessen laut faz.net: „Wir wollen einen zusätzlichen Feiertag einführen“. Toll, ein Feiertag mehr für die Hessen, damit wird sie bestimmt punkten. Allerdings schwebt ihr der 1. Dezember vor, weil 1946 war an diesem Tag die hessische Verfassung in Kraft getreten ist. Aber was soll man denn mit einem Feiertag anfangen, an dem wahrscheinlich immer kaltes Schmuddelwetter herrscht? 

Statt solchen unsinnigen Gedanken nachzuhängen, sollte man heute wohl besser die Sonne genießen. Damit endet diese Morgenlage, wie immer mit den besten Wünschen für den heutigen Tag und die kommende Woche.

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