Trotz drohender Stromknappheit setzt Regierung auf mehr Verbrauch

Die Strompreise bleiben viermal so hoch wie vor 2021. Im April gehen zusätzlich drei Kernkraftwerke vom Netz, ein Jahr später sollen Kohlekraftwerke mit 7.000 Megawatt Leistung ihren Dienst einstellen. Elektrische Wärmepumpen und Autos erfordern aber noch mehr Strom. Es ist völlig schleierhaft, wie dieser Engpass überwunden werden kann.

Die Gaspreise sind in den letzten Monaten deutlich gesunken und betragen „nur noch“ etwa das Doppelte des Jahres 2021. Aber die Strompreise bleiben etwa viermal so hoch wie vor der Energiekrise Anfang 2021. Während Strom Anfang 2021 bei 4,5 €ct/kwh an der Börse gehandelt wurde, pendelt der Preis zur Zeit um 15 €ct/kwh. Entspannung ist nicht in Sicht, denn am 15.4. gehen drei Kernkraftwerke vom Netz, und im April 2024 sollen 7.000 MW Kohlekraftwerke ihren Dienst einstellen.

Es ist völlig schleierhaft, wie dieser Engpass überwunden werden kann. Von den für den 1. Februar ausgeschriebenen 3.200 Megawatt (MW) Windenergie wurden nur 1.441 MW bewilligt, obwohl die Einspeisevergütung um 25 Prozent auf 7,35 €ct/kwh erhöht worden war. MW Wind ist im übrigen nicht mit MW Kohle- oder Kernkraft zu vergleichen. Ein MW Wind liefert über das Jahr gerechnet nur etwa ein Viertel des Stroms von einem MW Kohle- oder Kernkraftwerk. An etwa 140 Tagen fallen Windkraftwerke in Deutschland als Stromlieferant völlig aus. Ihre Stromerzeugung liegt dann zwischen Null und 10 Prozent. Die für diese Flauten notwendigen 30.000 MW Gaskraftwerke – dies fordert auch Stefan Kapferer, Vorstandsvorsitzender des Netzbetreibers 50 Hertz – sind Wunschdenken einer Regierung, die in den letzten Monaten mit Gasumlage, Gaspreisbremse und Gewinnabschöpfung bei der Stromerzeugung gezeigt hat, dass sie nicht in der Lage ist, verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen.

Während also die Bundesregierung 40 neue Gaskraftwerke bauen lassen will, dreht sie den Bürgern den Gashahn zu. Bürgerfeindlicher als Wirtschaftsminister Habeck kann man eigentlich nicht auftreten. Er kündigte an, bereits ab 2024 neue Gas- und Ölheizungen verbieten zu wollen und das Höchstalter von Gasheizugen auf 30 Jahre zu begrenzen. Als er dann den Shitstorm entrüsteter Bürger bemerkte, räumte er ein, dass eine kaputte Heizung noch für drei Jahre durch eine Gasheizung ersetzt werden könne, dann aber spätestens durch eine Wärmepumpe, Stromheizung oder Pelletheizung ersetzt werden müsse. Eine Heizung, die in 2024 oder 2025 kaputtgeht, durch eine Gasheizung für drei Jahre zu ersetzen, ist ziemlich lebensfern.

Die Bürger haben schon genug zu kämpfen mit erhöhten Strompreisen, und da fordert der Wirtschaftsminister ausgerechnet den Umbau des Gas-/Ölheizungssystems auf Strom. Parallel erklärt der grüne Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dass wegen drohender Stromknappheit, die Stromanschlüsse für E-Autos und für Wärmepumpen abstellbar gemacht werden sollen, so dass für drei Stunden der Strom für E-Autos oder Wärmepumpen gekappt werden kann.

Was haben pakistanische Kohlekraftwerke mit Deutschland zu tun?

Jeder weiß, dass eine Gasheizung relativ einfach durch eine Niedertemperaturheizung einer Wärmepumpe ersetzt werden kann, wenn eine Fussbodenheizung vorhanden ist. Wo das nicht der Fall ist, entsteht ein riesiger Investitionsbedarf. Wir wissen auch, dass eine Wärmepumpe 2,5-mal energieeffizienter als eine Erdgasheizung ist. Aber wie sieht die Rechnung aus, wenn Strom dreimal so teuer ist wie Erdgas? Und wenn der Strom in Dunkelflauten durch Erdgas oder Kohle erzeugt wird, ist die positive Ökobilanz dahin.

Im Sommer 2022 zögerte der Bundeswirtschaftsminister die Entscheidung, Kohlekraftwerke zu reaktivieren, bis in den Herbst hinaus. Es war zwar offensichtlich, dass es geboten war, so früh wie möglich Gaskraftwerke durch Kohlekraftwerke zu ersetzen, aber er ließ die Gaskraftwerke weiterlaufen und kaufte Gas auf den Weltmärkten zu Höchstpreisen ein, was die Gaspreise auf den Weltmärkten explodieren ließ. Dieser Preisdruck wird wieder entstehen, wenn Deutschland das geplante massive Gaskraftwerksprogramm realisieren wird. Andere Staaten haben daraus Konsequenzen gezogen. Pakistan hat sein Gaskraftwerksprogramm eingestampft und hat beschlossen, 10.000 MW Kohlekraftwerke zu bauen. China hat kürzlich bekanntgegeben, dass es weitere 106.000 MW Kohlekraftwerke baut und den geplanten Ersatz von Kohlekraftwerken durch Gaskraftwerke verlangsamt. Deutschland und Europa ersetzen Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke – und Pakistan und China bauen Kohlekraftwerke statt Gaskraftwerke. Eine sehr „erfolgreiche“ Transformationspolitik !

 

PS/Buchhinweis: „Die große Energiekrise“

Mein neues Buch wurde am 17.2. gemeinsam mit Otto Schily der Öffentlichkeit vorgestellt. Wer ein Exemplar erwerben möchte, den bitte ich, sich per e-mail an Service@parlamentsbuchhandlung.de zu wenden. Ich habe dort zahlreiche Exemplare signiert, die von der Parlamentsbuchhandlung vertrieben werden und ab Mittwoch verschickt werden können. Ansprechpartner: Hans-Peter Lenz 030/22489544

 

Foto: Volker Debus/Deutsche Wildtier Stiftung CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Frank Volkmar / 09.03.2023

All das würde sich sofort ändern, wenn man Politiker in irgendeiner Weise zur Verantwortung ziehen könnte unter der Prämisse, “Es kommt nicht darauf an was man weiß, sondern was man hätte wissen können”. Es würde schon reichen wenn sie Gefahr laufen würden, ihre sämtlichen Ansprüche aus Abgeordneten- und/oder Ministertätigkeit zu verlieren und 100 % gezahlten Bezüge zurückgezahlt werden müssten

Alois Ludwig / 08.03.2023

Herr Vahrenholt, in Bezug auf die derzeitige Machtstruktur im Land, ist ihr eifriges Warnen und Mahnen leider nur vergebliche Liebesmüh, ähnlich der zahlreichen guten Vorsätze zum Jahreswechsel. Und auch bei der breiten Masse der Bevölkerung finden ihre Kassandraruf kein Gehör. Entweder sind die Bürger zu bequem,  sich darüber Gedanken zu machen, oder sie haben genug „Bimbes“ und wiegen sich in Sicherheit, wahrscheinlich jedoch sind die meisten zu blöd, um die brisante Lage auch nur ansatzweise zu verstehen. Weil sie in der Masse uninformiert sind, nichts wissen und deshalb auch kaum in der Lage etwas zu begreifen, bleibt ihnen nur noch der Glaube. Und so gelingt es denn Klimaapologeten aller Parteien, ausgenommen die AfD, sich mit unsinnigen Behauptungen auf allen „Kanälen“, mit Hilfe hoffnungslos verblödeter Journalisten in die Hirne große Teile der Bevölkerung hinein zu scharwenzeln. Aber das „große Erwachen“ wird kommen, das ist so sicher wie das „Amen“ in der Kirche.

Wolfgang Richter / 08.03.2023

@ Christian Noha - “Merkels Kriecher und Pudel, der Maggus Söder, dazu?” Gucken Sie sich die “Starkbierprobe Nockherberg” an, wo der sog. Kabarettist Maximilian Schaffrath u.a. über die noch bunter sein sollende Gesellschaft schwadroniert und er denjenigen, denen das nicht paßt, die Ausreise vorschlägt. Da schlagen sich nicht nur Grüne “Spitzenweiber” wie Roth und Lang vor Freude die Hände rot. Auch ein Söder und ein Höneß stehen auf und applaudieren. Alles andere, was den Bürgern vor Wahlen versprochen wird, ist nur Verar…. zum Ruhigstellen, um danach in welcher Konstellation auch immer die Programme der EUrokratie, des WEF u.a. durchzuziehen, mit behaupteter demokratischer Legitimation.

Wolfgang Fischer / 08.03.2023

Gerade sah es Ich in der wahrheitsglotze den Christop Bautz. Der kann nach eigenen Angaben „Strom denken“! Wozu also ehrlicher körperlich harter Arbeit nachgehen, wenn es doch ausreichend ist, sich als Aktivist durchs Leben zu schmarotzen und dem niederen Pack verbote zu verordnen!

Wolfgang Richter / 08.03.2023

Die Gaspreise “betragen „nur noch“ etwa das Doppelte des Jahres 2021.”, wer auch immer sich daran eine Goldene Nase verdient, denn “im Einkauf” sollen sie wieder auf dem Stand von 2008 sein. Und da gab es meines Wissrns keine Gas-Versorgungs-Krise, sondern für alle bezahlbare “Heizung”.

Sam Lowry / 08.03.2023

“die Parallelen zur Geschichte unverkennbar”... genau, diese Doitschen haben es wirklich nicht besser verdient! Immer noch Duckmäuser, Mitläufer, Ja-Sager und Denunzianten vor dem Herrn. Stur, unverbesserlich und einfach mal kurz gesagt: UNHEILBAR KRANK IN DER BIRNE!

Petra Horn / 08.03.2023

Daß Deutschland ohne Energie zurück ins Mittelalter gestoßen wird, ist jedem halbwegs Vernunftbegabten und Denkmutigen verständlich. Aber ich würde gerne wissen, was die geschätzten Mitkommentatoren glauben, wie Europa in 50 Jahren aussehen soll? Und wollen die Grünen das wirklich oder nur die “Elite”. Und welche Vision hatte eigentlich Coudenhove-Kalergi? Abgesehen von einem (hell)braunen Europa.

Gottfried Stutz / 08.03.2023

@A. Ostrovsky \\ wie die Lücke geschlossen werden kann. Dazu sind die aktuellen Politiker in Berlin auch dann nicht fühig, wenn man es ihnen jeden Tag sagt.\\ Einspruch: Die wissen das sehr genau, dass diese Lücke nicht geschlossen werden kann. Sie wollen (oder müssen es nach Vorgabe von SleepyJoe) den Mangel herbeiführen. Die ganze Poke in Berlin ist korrupt und regiert gegen das eigene Volk. Und wenn’s dann brenzlig wird, ist denen ein freier Platz im Flieger gen Südamerika gesichert. Hier wird in regelmässiger täglicher Abwechslung gegen die Macher von Klimawende, CoronaPlandemie und was auch immer gewettert, das bringt alles nichts. Das Volk muss auf die Barrikaden, das wird dann kommen, wenn das Säckel leer ist wie der Kühlschrank und die Bude nächsten Winter kalt und die Batterie im Elektrokarren nicht mehr geladen werden kann. Solange der Michel was zu beissen und einen warmen Hintern hat, tut sich gar nichts.

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