André Thess, Gastautor / 03.03.2022 / 14:00 / Foto: pixabay / 44 / Seite ausdrucken

Die Sonne macht immer noch, was sie will

Von André D. Thess.

Die Klima-Panik kommt nicht nur politisch unter Druck, es gibt auch wissenschaftliche Argumente dagegen. Warum eine Studie zur Empfindlichkeit des Klimas gegenüber Kohlendioxid und Sonnenaktivität doppelt unbequem werden könnte

In unserer an kurzlebigen Märchen, Mythen und Metaphern nicht gerade armen Zeit halten sich zwei Legenden besonders hartnäckig. Die Legende von der Unumstößlichkeit der Erkenntnisse über den Klimawandel und die von der Unterdrückung kritischer Stimmen zur Klimaforschung.

Der Physiker Frank Stefani vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf hat am 3. November 2021 in der Fachzeitschrift Climate eine Studie veröffentlicht, die beide Legenden ins Wanken bringen könnte.

Zahlreiche Bildungsbürger außerhalb des Wissenschaftssystems machen von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch, indem sie vermeintliche Widerlegungen der Theorie vom menschengemachten Klimawandel in die Öffentlichkeit tragen. Um innerwissenschaftliche Qualitätskontrolle – im Fachjargon Peer-Review genannt – machen sie meistens einen Bogen. Sie glauben, die Publikation kritischer Stimmen würde systematisch verhindert.  

Stefani ist nicht Hobbyklimatologe, sondern akademisches Schwergewicht. Dem Ehrenkodex seiner Zunft folgend, unterzieht er sich stets dem harten Peer-Review. Stefani genießt in seinem Fach einen tadellosen internationalen Ruf. Er hat im Jahr 1999 mit seiner Schlüsselrolle im Rigaer Dynamoexperiment Weltruhm erlangt. Auf seinem Spezialgebiet Magnetohydrodynamik gilt er als Koryphäe. Als Träger des renommierten ERC-Preises des europäischen Forschungsrates gehört er zur Gelehrtenelite. Trotz seiner Meriten blieb ihm die Auseinandersetzung mit anonymen Gutachtern nicht erspart. Zu guter Letzt ist seine Arbeit „Solar and Anthropogenic Influences on Climate: Regression Analysis and Tentative Predictions“ erschienen und könnte grundlegende Erkenntnisse der Klimaforschung infrage stellen. Dass die Arbeit veröffentlicht wurde, dürfte die These von der unterdrückten Kritikerstimme ins Wanken bringen. Doch worum geht es eigentlich in der Arbeit?

Kleine wissenschaftliche Sensation

Seit langem ist bekannt, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre von zwei Effekten angetrieben wird – der Sonnenaktivität und der CO2-Konzentration. Stefanis Studie beschäftigt sich mit dem bekannten Problem, welcher Anteil des Temperaturanstiegs auf die Treibhauswirkung des CO2 und welcher Anteil auf Variationen der Sonnenaktivität zurückzuführen ist. Letzterer wird häufig mit Verweis auf die geringe Variabilität der einfallenden Gesamtstrahlung der Sonne als vernachlässigbar eingeschätzt. Die Strahlung ändert sich während des elfjährigen Sonnenzyklus nämlich nur um 0,1 Prozent. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn der um mehr als 5 Prozent schwankende Ultraviolett-Anteil der Sonnenstrahlung auf die Ozonschicht spielt eine wichtige Rolle. Er kann über den Mechanismus der Stratosphärenheizung und einer Top-Down-Kopplung zu spürbaren Änderungen atmosphärischer Strömungen führen. Spielt die Sonnenaktivität womöglich eine größere Rolle als bisher geglaubt?

Die zentrale Größe des Klimawandels ist die Klimasensitivität. Nach bisherigem Erkenntnisstand liegt sie zwischen 1,0 und 2,5. Diese Zahlen für die sogenannte Transient Climate Response TCR drücken die Temperaturerhöhung in Grad bei Verdopplung des CO2-Gehalts aus. Im ersten Teil seiner Arbeit geht Stefani der Frage nach, ob diese Standardwerte womöglich zu groß sind, weil ein Teil der gemessenen Temperaturerhöhung auf erhöhte Sonnenaktivität zurückführbar ist.

Um diese Frage seriös zu beantworten, sind Messdaten der Sonnenaktivität über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren nötig. Da es keine hinreichend genauen Sonnendaten gibt, bedient sich Stefani eines raffinierten methodischen Schachzugs. Er analysiert den geomagnetischen aa-Index – eine Größe, die seit dem Jahr 1844 präzise gemessen wird. Sie stellt ein sehr gutes Maß für die Sonnenaktivität dar. Mit ausgefeilten Datenauswertungsverfahren gelingt Stefani eine Regressionsanalyse des Temperaturanstiegs der Erde in Abhängigkeit der CO2-Konzentration und des aa-Index. Stefani weist nach, dass die CO2-Sensitivität mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen 0,6 und 1,6 liegt. Sie ist damit kleiner ist als die bislang verwendeten Standardwerte. Daraus folgt, dass die Sonnenaktivität einen Anteil zwischen 30 und 70 Prozent am Klimawandel besitzt. Falls dies korrekt ist, stehen weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis des Klimawandels ins Haus. Angesichts dieser überraschend hohen Werte wird die künftige Temperaturentwicklung maßgeblich durch die Entwicklung der Sonnenaktivität bestimmt.

Vor diesem Hintergrund prognostiziert Stefani im zweiten Teil seiner Arbeit die Temperaturen der nächsten 130 Jahre. Für das CO2 nimmt er den ungünstigen Fall eines fortgesetzten linearen Wachstums an. Für die Sonnenaktivität unterstellt er eine doppelte Synchronisierung des Sonnendynamos durch planetare Gezeitenkräfte sowie durch die rosettenförmige Bahn der Sonne um das Schwerezentrum des Sonnensystems. Das Ergebnis ist eine kleine wissenschaftliche Sensation: Unter der Annahme hoher Sensitivität (1,6) wird der Temperaturanstieg bis Ende des Jahrhunderts auf etwa ein Grad beschränkt sein. Im Fall niedriger Sensitivität (0,6) wird die Temperaturkurve der Zukunft näherungsweise flach bleiben.

Für eine umfassende Bewertung der neuen Erkenntnisse ist es noch zu früh. Die Studie muss von unabhängigen Forschergruppen geprüft und bewertet werden,  bevor sie in den Fundus des gesicherten Wissens eingeht.

Eines ist seit dem 3. November 2021 freilich klar: Die wissenschaftliche Basis des Klimaurteils des Bundesverfassungsgerichts hängt nicht am seidenen Faden, sondern an der Vorhersage des geomagnetischen aa-Index für die nächsten 130 Jahre.

 

André D. Thess ist Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart und Autor des Buches „Sieben Energiewendemärchen?“

Foto: pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Stanley Milgram / 03.03.2022

Jetzt nochmal von einer etwas höheren Warte aus betrachtet: Dieser ganze Klima-Schwindel lenkt doch nur ab von den tatsächlichen Problemen, die auf uns WIRKLICH zukommen werden. Egal ob Hyperinflation (siehe Max Otte), Krieg (siehe Mainstream), oder sonstwas. Wie in einem anderen Thread beschrieben, können arme Menschen bald kaum noch ihre Energie-Rechnungen begleichen und müssen dann am Essen und an Kleidung sparen. Oder wo?

Holger Kammel / 03.03.2022

Ganz ohne Zweifel ist die Studie ein Erkenntnisgewinn. Die Methode, die einfallende Sonnenstrahlung über andere Faktoren (aa-Index zu) ermitteln, ist eine großartige, geadezu geniale Idee. Es bleiben genügend Fragen offen. Wetter ist ein chaotisches, in wesentlichen Teilen nicht mathematisch modellierbares System, beim Klima haben sie eine Vergleichmäßigung, dort sieht es etwas anders aus. Nur ist die Fülle der Einflußgrößen und deren Wechselwirkung derartig komplex, daß der gegenwärtige Versuch einer mathematischen Modellierung an Scharlatanerie grenzt. Wir können einzelne Elemente herausgreifenen und einen Trend postulieren. Wirkliches Wissen haben wir (noch) nicht. “planetare Gezeitenkräfte sowie durch die rosettenförmige Bahn der Sonne um das Schwerezentrum des Sonnensystems,” das ist eine schöne Verniedlichung. Die Erkenntnis, daß die Gravititationskräfte der Planeten, speziell der großen, einen Einfluß auf die Sonne haben, diese bewegen, oszillieren lassen und einen Einfluß auf das Fließverhalten der Sonnenmaterie zwischen Kern und Oberfläche haben, ist ja fast so revolutionär wie das heliozentrische Weltbild. Zwei Gehässigkeiten, die ich mir nicht sparen kann. Schellnhuber hat mit 98%-prozentiger Sicherheit ein Sterben der Menschen durch Klimawandel in den nächsten 30 Jahren behauptet Ich behaupte mit 110%-prozentiger Sicherheit die Komplettverblödung von Schellnhuber.  Diese Aussage ist mathematisch belastbar. Vermutlich ist der Mann eine von bösartigen Hexen zum Leben erweckte, untergeordnete Spielkarte eines bayrischen Kartenspiels. Eine besonders blöde und unbrauchbare Spielkarte. 2. Das ” Panikinstitut für Klimahysterie”  sollte langsam mal zur brandenburgischen Landesirrenanstalt umdekoriert werden. Personal bleibt das gleiche. Nur werden die jetzt zu Patienten.

Hans Meier / 03.03.2022

Ich sehe bei diesem Thema zwei sehr grundsätzliche Vorgehensweisen die so wichtig sind, dass es sich lohnt sie zu begreifen, um zu kapieren „wie der Hase läuft“. 1. beschäftigen sich eine Vielzahl von sogenannten Wissenschaftlern, mit so aktuellen Themen wie Klima, Gender, Ethik, usw. Was sollen die denn sonst machen? 2. werden an der Wall-Street schon seit Zeiten mit allem was sich zu „Geld“ machen lässt nicht nur spekuliert, sondern professionell Profit erzielt. 3. wird dort nicht nur eine Weltwährung in Papier „geschöpft“, sondern auch „die Klima-Temperatur“ der nächsten Jahrzehnte, als „Börsen-Produkt“ zu „Geld“ gemacht. Wer diese alles bestimmende Finanz-Dominanz ignoriert hat`s nicht verstanden, an welchem Spiel er teilnimmt, und wer ihm das Fell über die Ohren zieht.

Dr Stefan Lehnhoff / 03.03.2022

Naja, halbgar. Das ist als stochastischer Ansatz wirklich interessant und übrigens daher auch nicht so sehr der Zensur ausgesetzt, wie klassisch klimatologische Arbeiten. Was absolut nicht heißt, dass wir KEINE Zensur und Korruptionsprobleme in der Wissenschaft haben, sondern nur, dass diese nicht allumfassend sind. Es ist auch nicht die erste Arbeit dieser Art, aber eine besonders gute. Die Klimaalarmisten und Politverbrecher reden aktuell von einer. Knapp doppelt so hohen Range der Klimasensibilität. Für eine Atmosphäre ohne Sekundäreffekte kann man die recht genau ausrechnen: 1.1 Grad. Weil das harmlos ist, postuliert die Klimakirche einfach sekundäreffekte (die sie lustigerweise dem Sonneneinfluss, der hier deutlich verkürzt dargestellt wurde, verweigert, obschon diese zT belegt sind), ohne sie je zu belegen. Im Gegenteil: Im wesentlichen wird hier ein Verstärkungseffekt durch erhöhte Verdunstung postulierten (H2O ist deutlich IR aktiver noch als CO2), obschon , das im Ergebnis unmöglich ist. Man hätte nämlich dann ein positives Netto Feedback u d die Erfe müsste längst ein yhle sein, was sie auch nicht war, als vielfach mehr CO2 in der Luft war als heute. Die Daten zeigen viel mehr die einzig stabile Und damit mögliche Realität:: Ein negatives Feedback- insbesondere durch Wolken. Heißt, die tatsächliche Klimasensitivität von Kohlendioxid ist deutlich unter 1,1 Grad- berücksichtigt man direkte Erwärmung durch uns und andere Gase, kommt man auf o,6 bis 0,7 Grad. Wir haben also kein Problem. Wir schaffen es selbst mit Gewalt nur, die Atmosphäre um ein weiteres Grad zu erwärmen, was total unrealistisch ist, und diese Resterwärmung,, wie auch das Mehr CO2 als solches ist Positiv!

Jürgen Fischer / 03.03.2022

Einmal mehr: Kaffeesatzlesen leicht gemacht. Hier ein Modellchen, da ein Modellchen, keiner weiß, was das jeweilige aussagt, aber alle sind begeistert dafür. Die Wissenschaft hat sich längst Geld- und Machtinteressen untergeordnet, eiert mit „Konsens“lösungen herum; den Rest erledigen die Medien. Wie sagte schon Erwin Chargaff: »Die Naturwissenschaften befassen sich mit Fakten und Daten, fragen aber nicht, wer die

Gerd Quallo / 03.03.2022

Uns selbst wenn es einen Klimawandel um ein paar Grad gäbe: diesen Winter habe ich eine Menge Heizkosten gespart, die Fahrten zur Arbeit verliefen problemlos, im Garten zwitschern schon die ersten Vögel. Hoffentlich wird’s wärmer in diesem Jahrhundert.

Ludwig Luhmann / 03.03.2022

@Tobias Meier / 03.03.2022 - “Es ist diese typisch westliche Überzeugung, mit eindimensionalen Maßnahmen höchst komplexe Zusammenhänge zu beeinflussen. Das Klima, bzw die Klimaentwicklung ist ein hochkomplexes Zusammenspiel aus irdischen und kosmischen Faktoren. Trotzdem reduziert der (westliche) Mensch dieses Zusammenspiel auf einen einzigen (womöglich winzigen) Aspekt und verfällt dem naiven, arroganten Glauben, er könne durch Manipulation dieses einen Aspektes nennenswerten Einfluss auf das große Ganze nehmen. Noch schlimmer: alles wird dieser Manipulation untergeordnet. Umweltschutz, Wirtschaft, Wohlstand, alles wird dem “Klimaschutz” untergeordnet. Und genau das Gleiche lässt sich auf den “Kampf gegen die Pandemie” übertragen…”—- Beim Klimaschutz geht es nicht um das Klima und bei Corona geht es nicht um Gesundheit. Es geht einzig und allein um Macht bzw. um Geldumverteilung von unten nach oben. Das gilt auch für viele andere Projekte. Der Great Reset ist sehr wahrscheinlich der größte Raubzug, den die Menschheit jemals erlebt hat. Der Great Reset hat erst angefangen. Die mit ihm verbundenen Agenda 2030 endet erst in etwa 8 Jahren. Bis dahin sollenwir laut Klaus Schwab nichts mehr besitzen und glücklich sein. Die wichtigsten Spuren dieses Hybridkrieges führen zur UNO/WHO. - Außerdem ist das “Klima” nur ein Datensatz auf einer Festplatte. Das. was existiert, ist das Wetter. Das Klima existiert in diesem Sinne nicht.

R. Schäfer / 03.03.2022

Am Thema Klima erkennt man bislang wieder eins: Deutschland ist das Land der Extreme und hat einfach immer noch zu viel Geld. Während rotgrün für Veränderungen jeder Art nicht nur offen ist, sondern diese treiben, darf das Klima nur eins: bleiben, wie es ist. Und Energieversorgung ist plötzlich wieder Staatsaufgabe. Warum wohl? Kann man hier eventuell einfach viel viel Steuergeld mit der german Angst abzocken?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
André Thess, Gastautor / 21.01.2023 / 10:00 / 25

Naftali Frenkel – Genie im Gulag?

Von André D. Thess. Vom verurteilten Mafiaboss in der Butyrka-Zelle zum Baumanager des Straflager-Archipels. Frenkel (ganz rechts im Bild) erscheint als der Inbegriff des Bösen.…/ mehr

André Thess, Gastautor / 01.04.2022 / 06:25 / 43

Energie- und Wirtschafts-Realismus: Lernen von Namibia!

Von André D. Thess. Wer in die ehemalige deutsche Kolonie reist, findet ohne Mühe Elefanten, Naturwunder, Armut und Korruption.  Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Unerwartetes: Freiheit,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com