Die CDU-Bundestagsabgeordnete Mareike Wulf wollte zum Thema "Identität auf dem Prüfstand: Selbstbestimmung ohne Grenzen?"sprechen und wurde massiv von linken Demonstranten daran gehindert.
Die Polizei berichtet, dass rund 40 Personen den Vortrag gestört haben, indem sie auf Tischen trommelten und Schlagsprüche skandierten. Etwa 100 Studenten versammelten sich vor dem Hörsaal-Gebäude und weitere 120 direkt vor dem Eingang. Sie schlugen gegen die Fenster und störten die Vortragsreihe mit lauten Rufen und Trillerpfeifen. Der Vortrag wurde abgebrochen und die Bundestagsabgeordnete musste unter Polizeischutz den Hörsaal verlassen. Die Grüne Jugend Göttingen bezeichnete die Veranstaltung als "queerfeindlich" und begrüßte den Abbruch des Vortrags.
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Göttingen bezeichnete die Störung als "massiv" und warf den Aktivisten vor, jeglichen demokratischen Diskurs unmöglich gemacht zu haben. Die Universität Göttingen hat die Proteste gegen Wulf kritisiert. Die Uni betont, dass die offene Diskussion und das Gespräch auch bei kontroversen Themen im Vordergrund stehen sollten. Protest sei legitim, aber es sei nicht akzeptabel, dass eine eingeladene Rednerin daran gehindert werde, ihre Meinung zu äußern. Die CDU hat den Vorfall ebenfalls kritisiert und sieht darin eine Einschränkung des freien und demokratischen Diskurses an der Universität Göttingen.
Wulfs Vortrag sollte sich kritisch mit dem sogenannten Selbstbestimmungsgesetz, wonach Menschen unabhängig von biologischen Faktoren ihr Geschlecht nach eigenem Ermessen ändern können, auseinandersetzen. Ähnlich erging es vor einiger Zeit der Biologin Marie-Luise Vollbrecht bei der Humboldt-Universität in Berlin, deren Vortrag wegen lautstarker Proteste von „Queer-Aktivisten“ nicht stattfinden konnte. Anders als im Fall von Göttingen, fiel ihr damals die Universität in den Rücken und äußerte Verständnis für die Proteste und distanzierte sich von Vollbrecht.
Im Land der Dichter und Denker ist es mittlerweile gefährlich geworden, die Tatsache von zwei biologischen Geschlechtern auszusprechen oder Kritik an einem Gesetz, welches dieses verkennt, zu üben.
(Quelle: NDR)