...nach Toten-Zahlen in Berichten des Robert-Koch-Instituts (RKI), die nicht zueinander passen, und das Gesundheitsministerium antwortet. Das Antwortschreiben zeigt unfreiwillig, auf wie viel Unwissen die deutsche Corona-Politik aufbaut.
Wolfgang Kubicki, FDP-Politiker und Mitglied des Deutschen Bundestages und dessen Vizepräsident, stellte neulich an das Bundesministerium für Gesundheit eine Frage:
„Wie berechnet sich konkret der zahlenmäßige Unterschied zwischen den in den Meldewochen 20–23 dieses Jahres täglich im RKI-Situationsbericht gemeldeten Verstorbenenzahlen in Verbindung mit COVID-19 und den im „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“, Monatsbericht vom 7. Juli 2022 (vgl. Seite 14) aufgeführten 98 Verstorbenen innerhalb desselben Zeitraums?“
In der Tat eine berechtigte Frage. Für die Kalenderwochen 20, 21, 22 und 23 kann man in den Situationsberichten für 16.5. bis 31.5. und für den 1.6. bis 12.6. sehr prominent folgende Todeszahlen für diese vier Wochen ablesen (es wird nicht an allen Tagen, wie z.B. am Wochenende, gemeldet, weil wegen einer extrem gefährlichen Pandemie die Behörden am Wochenende geschlossen haben).
16.5.: 0
17.5.: 215
18.5.: 174
19.5.: 165
20.5.: 151
23.5.: 1
24.5.: 159
25.5.: 158
27.5.: 2
30.5.: 2
31.5.: 136
1.6.: 91
2.6.: 131
3.6.: 91
7.6.: 2
8.6.: 145
9.6.: 90
10.6.: 106
Die zwanzigfache Todeszahl für die Nachrichten?
Das bedeutet: Anhand der Situationsberichte gab es in diesen vier Wochen insgesamt 1.819 Covidtote, die genau so täglich in den Nachrichten vermeldet wurden. Nun steht in der ausführlichen Analyse des Monatsberichtes jedoch für den gleichen Zeitraum eine Zahl von nur 98 Covidtoten. Doch das versteckt auf Seite 14 und aufgeteilt in mehrere Tabellen. Kaum jemand stößt darauf, bis auf aufmerksame Menschen aus Kubickis Umfeld. In den Tagesberichten gibt das RKI im Vergleich zum genannten Monatsbericht also die zwanzigfache Todeszahl an.
Was antwortete am 15.8.2022 das BMG auf die Frage Nr. 8/96 dem Abgeordneten Kubicki?
Sabine Dittmer, Parlamentarische Staatssekretärin und Mitglied des Deutschen Bundestages, schreibt:
„In den monatlichen Impfberichten des Robert Koch-Institutes zur Impfeffektivität gehen nur COVID-19-Fälle ein, bei denen sowohl Angaben zu einer bestehenden Symptomatik (u.a. Hospitalisierung, IST-aufenthalt) als auch ausreichende Angaben zum Impfstatus verfügbar sind. Übermittelte COVID-19-Fälle, bei denen diese Angaben nicht vorliegen, können keiner der verwendeten Kategorien zur Auswertung der Impfeffektivität nach Impfstatus zugeordnet werden. Somit kann nur ein Teil aller übermittelten Todesfälle für die Analysen im monatlichen Impfbericht verwendet werden.“
Dazu sollte man wissen, dass die 98 Todesfälle laut Seite 14 außer 2 Fällen nur die Über-60-Jährigen betreffen. Die Impfrate liegt in dieser Altersgruppe laut Seite 6 Abbildung 2 des gleichen Berichtes bei über 90 Prozent.
Außer in Krankenhäusern gibt es die meisten Covidtoten in Pflegeheimen, in denen auch jetzt wieder die Impfteams zwecks vierter Covid-Impfung ihr Unwesen treiben. Dort wird eine Akte geführt, in der der Impfstatus dokumentiert wird. Er ist somit auch bekannt und leicht abrufbar für den Fall, dass Einwohner aus Pflegeheimen in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Somit dürfte der Impfstatus bei den allermeisten Covid-Verstorbenen eigentlich bekannt sein. Diese Voraussetzung des RKI, um in die Statistik des Monatsberichtes zu gelangen, dürfte demnach bei den meisten der 1819 „Covid-Toten“ vorhanden sein. Bleiben eigentlich nur die fehlenden Symptome übrig.
Das bedeutet für die vier Wochen Mitte Mai bis Mitte Juni 2022:
• Bei 1.721 der laut RKI als Covidtote Gemeldeten ist der Impfstatus nicht bekannt (unwahrscheinlich) oder diese Verstorbenen hatten keine Covid-Symptome (wahrscheinlich).
• Die Angaben zum Impfstatus der Covid-Toten beruht auf lediglich 5,4 Prozent der insgesamt als Covid-Tote Gemeldeten.
• Bei 1.721 der gemeldeten Covid-Toten ist nicht bekannt, ob sie überhaupt Covid-Symptome hatten.
Und – wie wir alle zur Genüge wissen – selbst bei Covid-Toten, die im Krankenhaus versterben, wird nicht unterschieden zwischen tatsächlich an Covid-Symptomen gestorbenen Patienten und an Herzinfarkt Verstorbenen oder Unfalltoten, die lediglich einen positiven PCR-Test aufweisen. Das dürfte zum Teil auch für die 98 Verstorbenen mit bekanntem Impfstatus und Symptomen gelten. Husten gilt als Symptom, aber sind die Betreffenden tatsächlich daran gestorben?
Fehlende Daten und ein wiederholter Offenbarungseid
Dazu Ingo Morell, Präsident der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG), am 14. März 2022 in einer öffentlichen Anhörung des Gesundheitsausschusses zum Infektionsschutzgesetz im Bundestag:
„Also erstens, kann man sagen, nach zwei Jahren, da müssen wir uns die ganzen zwei Jahre angucken – wann sollten wir wie was erfassen? Und, ich gebe die Frage zurück, wie wollen Sie das ganz genau messerscharf trennen, ob einer wegen Covid oder mit Covid und so weiter ins Krankenhaus kommt? Derzeit werden grob schon die Dinge erfasst, aber natürlich nicht von Anfang an. Nicht innerhalb der ersten zwei Jahre (…)“
Auch Gernot Marx von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) glänzte in der gleichen Anhörung durch folgende Feststellung:
„Insbesondere im Bereich der Intensivmedizin kann man nicht unterscheiden, ob ein Patient mit oder wegen Corona (eingeliefert) ist, weil Covid-19 immer erstmal einen erhöhten Aufwand bedeutet für die betreuenden Ärzt*innen und Pflegekräfte, also das gesamte Team, und zweitens Covid-19 immer (…) ein auch aufs Leben bedeutsamer Faktor ist und deswegen kann man hier keine Unterscheidung treffen.“
Ein Offenbarungseid der zwei Spitzenfunktionäre, von denen man nicht weiß, ob sie uns absichtlich an der Nase herumführen oder nur unfähig sind. Selbstverständlich wäre es bei gutem Willen relativ einfach, diese für ein Pandemiemanagement so wichtige Unterscheidung zu treffen. Das Gleiche lässt sich auch über das Bundesministerium für Gesundheit sagen, deren Mitarbeiter so tun, als ginge sie das gar nichts an – als Dienstherr des RKI!
Auf gut Deutsch: Nicht einmal die 98 Verstorbenen in den vier Kalenderwochen Mitte Mai bis Mitte Juni sind sicher als echte Covid-Tote zuordenbar. Das RKI gibt völlig unbrauchbare und völlig überzogene Todeszahlen zu Covid-19 in seinen Tagesberichten an. Der Faktor 10 bis 20 an Übertreibung erscheint realistisch bei einem Covid-Durchschnittssterbealter, das die durchschnittliche Lebenserwartung von 80 Jahren übertreffen dürfte.
Fragen wir doch mal Radio Eriwan: Wird die Bevölkerung durch das Robert-Koch-Institut korrekt über die Covid-Todeszahlen informiert?
Antwort: Im Prinzip ja, doch nur, wenn man vorher zwei Flaschen Wodka intus hat und vor sich statt eines Baums einen Wald sieht. Ergebnis: Totalschaden. 5 Tütchen Schwarzer Afghane funktionieren übrigens auch.
Bearbeitungsvermerk:
Dieser Artikel wurde um 9.30 Uhr durch einige erläuternde Zeilen ergänzt, aber in seiner inhaltlichen Aussage und den angeführten Zahlen, Daten und Quellen nicht verändert.