Heutzutage würde sich ein Tätigwerden in der Art von Assange nicht mehr anbieten. Dafür gibt es heute Correctiv und Co. Die Foristen, die sich am Charakter von Assange abarbeiten können sich heute trösten mit jenen Charakteren, die sich vor ungefilterte Veröffentlichungen von Sachverhalten schmeißen, weil diese Schaden anrichten könnten.
@ Herrn Letsch: Eine Korrektur: Nördliche Marianas statt Marshall-Inseln. Die Marshall-Inseln liegen zentral im Pazifik, etwa halbe Strecke zwischen Papua-Neuguinea und Hawai’i, die Marianas am Marianengraben zwischen Japan (N), Philippinen (W), Papua-N. (S) und den Marshallinseln (O), je 2000-2500 km. Saipan genau wie Guam, US-Außengebiet. Sonst völlig d’accord. Allerdings kann noch eine vollständige Begnadigung nachfolgen, wäre mal was für Trump. “Als Manning 2019 vor einer Jury als Zeuge gegen WikiLeaks aussagen sollte, war Assange bereits inhaftiert. Weil Mannings die Aussage verweigerte und sich auch von Beugehaft nicht einschüchtern ließ, scheiterte der Prozess.” Manning sehr dafür zu loben, alle Achtung. Neben diesem Sumpf des Beltway gibt es immer großartige Amerikaner.
@ M Seiler: Ist also keine Dummheit, sondern schlimmer.
@Kotchoubey: Bei der Einordnung des Unrechts haben sie völlig Recht. Die Russen spielen in einer anderen Liga.
Btw- Saipan ist eine der Marianen-Inseln (ehemals deutsche Kolonie), nicht der Marshall-Inseln.
Meine Einstellung zu Assange ist geteilt. Ich sehe ihn nicht so als Helden. Eher als tragische und naive Figur. Und ein bisschen prinzipienlos auch. Aber trotzdem gut ist er frei gekommen. Was ist eigentlich mit den schwedischen Frauen die ihn fälschlicherweise beschuldigt haben? Leben sie ein gutes Leben?
Irritierender Weise enthält uns der Autor einen wesentlichen Teil der Geschichte vor. Nach den ersten, die USA kompromittierenden, Leaks (2010) eröffneten die schwedischen Behörden fast überlappend ein Ermittlungsverfahren gegen Assange wegen angeblicher sexueller Übergriffe. Daraufhin ergriff dieser - wohl zurecht in der Annahme, es handele sich um eine Auftragsarbeit der USA, um ihn bis zur Eröffnung eines US-Verfahrens wegen der wikileaks festsetzen und dann ausliefern zu lassen- die Flucht nach England. Dort begann das über sechsjährige Exil in der ecuadorianischen Botschaft in London. Die Sexualdeliktermittlung verlief - suprise, suprise - im Sande, während Großbritannien so freundlich war, Assange - ohne Anklage und ohne Urteil - jahrelang in einen britischen Knast zu verbringen. nachdem Ecuador Assange unter großem Druck der USA an die englischen Behörden letztendlich ausgeliefert hatte .
Zur von manchen beabsichtigten Heiligsprechung von J. Assange zitiere ich hier die NZZ (Online, 27.6.): “Julian Assange wird als Freiheitskämpfer gefeiert. Doch ethische Standards kümmerten ihn nicht, und seine Publikationen gefährdeten Leben. Er versprach Transparenz, aber wollte sie nur, wenn es die USA betraf: Die Sicherheit seiner Informanten war Julian Assange egal. Und wenn es um Russland ging, schaute er weg.” – Und was das Klagen über die ach-so-schrecklichen USA angeht: Von den Grausamkeiten Russlands wissen wir sehr wenig, weil die einen Russland-Assange längst umgebracht hätten.
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