Sebastian Biehl, Gastautor / 18.06.2024 / 09:45 / Foto: Pixabay / 42 / Seite ausdrucken

Kurzkommentar: Erst die öffentliche Erregung, dann die Tatsachen

Während es bei zahlreichen Attacken auffallendes Schweigen aus der Politik gibt, oder es lapidar heißt, man „wolle zum jetzigen Zeitpunkt nicht spekulieren, man warte die Ermittlungen ab etc.“, wird in Fällen vermeintlich rassistischer Gewalt in Echtzeit mit der größtmöglichen Entrüstung reagiert.

Der Anlass war ein „brutaler, rassistischer Angriff“ auf zwei Mädchen aus Ghana im mecklenburgischen Grevesmühlen. Einem der Mädchen soll dabei von einem Jugendlichen ins Gesicht getreten worden sein, und sie seien verprügelt und rassistisch beleidigt worden, wie verschiedene Medien, unter anderem Bild, zunächst berichteten.

Ohne den Polizeibericht abzuwarten, reagierte die Politikprominenz sofort: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) schrieb auf X/Twitter: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Haß & Hetze unsere Gesellschaft vergiften und Gewalt unsere Kinder bedroht.“ Und weiter: „Diese abscheuliche Tat muss sofort Konsequenzen haben. Rassismus und Gewalt sind widerlich. Das gilt erst recht, wenn Kinder angegriffen werden.“

Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reagierte ähnlich, ebenfalls auf Twitter/X: “Wie hasserfüllt muss man sein, um selbst kleine Kinder anzugreifen? Rassismus ist menschenverachtend und will unsere Gesellschaft spalten. Dagegen aufzustehen, ist Aufgabe für uns alle – egal ob in der Schule, dem Job, oder beim Sport.“

Der Bürgermeister von Grevesmühlen, Lars Prahler (parteilos), fuhr das Höchstmaß an verbaler Entrüstung auf: „Diese rassistisch motivierte Tat macht mich einfach fassungslos. Das zeugt von bodenlosem Hass und enthemmter Unmenschlichkeit und lässt sich nicht entschuldigen“. Auch konnte er es sich nicht verkneifen, gleich wieder die AfD, ohne sie zu nennen, indirekt haftbar zu machen: „Ich glaube, wir leben gerade in sehr schwierigen Zeiten, wo komplexe Probleme auf der Straße liegen und diejenigen es einfach haben, die mit dumpfen Parolen und einfachen Lösungen Leute einfangen, als Menschenfänger“.

Die Polizei ermittelte wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung, und der Staatsschutz, der für politisch motivierte Gewalt zuständig ist, wurde eingeschaltet.

Die Tat stellt sich mittlerweile als etwas weniger dramatisch dar: demnach gab es nie einen Tritt ins Gesicht und auch keinen tätlichen Angriff auf die Mädchen. Aus einer Gruppe heraus soll ein Jugendlicher dem 8-jährigen Mädchen, das auf einem Roller unterwegs war, ein Bein in den Weg gestellt haben. Er habe es nur leicht mit dem Fuß berührt. Als es darauf seine Eltern rief, kam es zu Handgreiflichkeiten und Beleidigungen, der Vater des Mädchens wurde dabei leicht verletzt.

Abgesehen von den Schnellschüssen aufgrund von sensationellen Medienberichten: Warum reagiert die Politik sofort und laut, wenn das Opfer einen Migrationshintergrund hat, aber meist zögernd und verhalten, wenn dies nicht der Fall ist? Kürzlich wurde gemeldet, wie eine Jugendliche gequält und sogar gefesselt in einen Fluss geworfen wurde und nur knapp dem Tod entkommen konnte. Auch zwei junge Mädchen wurden von Jugendlichen geschlagen und beleidigt, ohne dass es nennenswerte Reaktionen aus der Politik gab.

 

Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten und lebt, nach vielen Jahren im Ausland, seit 2019 mit seiner Familie in Berlin.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Burkhard Mundt / 18.06.2024

Warum? Weil es darum geht, jegliche Kritik an der widerrechtlichen Einwanderungspolitik zu kriminalisieren und im Keim zu ersticken. Parallelen zur Corona-Politik sind offensichtlich

Horst Bollmert / 18.06.2024

„Man kritisiert abweichende Meinungen nicht mehr, sondern hasst sie einfach“, schrieb Norbert Bolz. „Man“ hasst sie und projiziert den Hass in bigotter Manier auf andere, ist in und an solchen Fällen abzulesen.

Gabriele Klein / 18.06.2024

Im Artikel der “Welt” auf den der Autor im Zusammenhang mit des Grävenmühler Bürgermeisters Empörung verweist, lese ich: ” Die Polizei ermittelt nun wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung. Die Beamten suchen Zeugen des Vorfalls.“Hui hui, also das verstehe ich jetzt wirklich nicht,  Man sucht Zeugen????? warum um alles in der Welt wendet sich die Ermittlung nicht an die “Welt” und diesen Journalisten der es doch bezeugt? Alternativ käme vielleicht auch der “Fact Check” von “Correctiv” in Betracht . Die sollten doch nun wirklich wissen was “fact” ist. Was mich auch interessieren täte, wäre jetzt wer genau die Welt informiert hat und ob die Zeugenaussage vor der Welt schneller erfolgte als vor der Polizei die mir weniger gut informiert scheint als die “Welt”. Hat die “Welt” wenigstens umgehend eine Kopie ihrer journalistischen “Erkenntnisse” an die Polizei gesandt,  nachdem sie ja zugegebenermaßen weiß, dass die Polizei noch nach Zeugen sucht?

Susanne Gaede / 18.06.2024

Ist es möglich, dass der Regierungsschutz ein schweres Delikt inszeniert um ein Verbotsverfahren der Blauen zu forcieren? Idealer Opfer wäre eine lesbische Geflüchtete mit körperlichen Einschränkungen, wahlweise auch eine homosexuelle Fachkraft, die in Afghanistan die Bundeswehr unterstützte, oder eine Gruppe ukrainischer Kindern, die Putin entronnen sind. Schlimm, daß ich mir solche Fragen stelle….... aber, hope for the best and prepare for the worst.

Peter Krämer / 18.06.2024

Wieder einmal wird nach einem Vorfall sofort von Politikern und Medien der Vorwurf des Rassismus erhoben, der in weiten Teile der Gesellschaft verankert sei und mit einer bestimmten Partei in Verbindung gebracht. Natürlich ohne konkrete Beweise und ohne die Ermittlungen abzuwarten. Erfüllt ein solches Vorgehen nicht auch den Tatbestand der Volksverhetzung?

Gabriele Klein / 18.06.2024

Soweit ich erkennen kann war das 1. Medium das jenseits jeglichen “fact checks” eine Tat bezeugte die tatsächlich keine solche wie geschildert war ,die Welt. Ein andres Medium fand ich nicht. (Bitte korrigieren falls ich falsch liege, es würde mich brennend interessieren, einfacch wegen dem versäumten “Fact Check”. Den Autor der Sensationsmeldung aus der Welt (vor der Bezahlschranke) konnte ich des Weiteren nicht finden. WARUM?  Meine Frage wäre jetzt inwieweit die Täter, was ihre Bestrafung anlangt strafrechtlich verfolgt werden.  Die Frage interessiert mich einfach deshalb weil man ja auch Luftnummern zum Zweck der AGITPROP inszenieren kann,  Ich meine die einstige AGITPROP u.  STASI in der alten DDR, an die sich dieser Tage Ossis wie Wessis erinnert sehen , war in ihren fießen Methoden einst recht kreativ. Also sofern rassistische Straftaten nicht nachhaltig medial auf ihre juristischen Konsequenzen verfolgt werden glaube ich kein Wort mehr u. gehe von einer gezielten AGITPROP “Luftnummer” aus

janblank / 18.06.2024

Dieses schlichte Muster- wars ein Migrant ist er psychisch derangiert, wars ein Deutscher ist es die AfD - dieses Muster wird unendlich wiederholt und variiert. Intelligenz ist aber nichts anderes als die Fähigkeit zur Mustererkennung. Ich habe mich selbst die längste Zeit weder als links noch als rechts verortet. Was einem der Mainstream und die Politik serviert ist aber mittlerweile schlicht und einfach nur beleidigend. Offensichtlich ist man oben der Meinung, dass die Geistesgaben des Durchschnittswählers dem eines Meerschweinchens entsprechen. Das ist derart ehrabschneidend, dass man in früheren Zeiten den Degen gezogen hätte. Eine durch Macht geschützte Dummheit neigt offensichtlich zur Dreistigkeit. Die Gesichter von Frau Paus, Schulze, Baerbock et al. sprechen tatsächlich für sich. Gestern musste ich in der “Newsleiste” meines GMX accounts gewahren, dass sich Frau Baerbock seitenweise über eine mögliche Kanzlerschaft(!!) ihrer Person auslässt! ja wie? und Beavis und Butthead sind demnächst Regierungssprecher? Fassungslosigkeit, echt…

Andreas Rochow / 18.06.2024

Reflexhaftes aus dem Moralgefängnis.

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