Nachtrag: Wenn ich lesen muss, dass eine GRUNDSCHULE in meiner Nähe sich mit dem Titel “Schule ohne Rassismus und mit Courage” brüstet, dann weiß ich, wie dort der Hase läuft - zumal der Schulleiter ein “Grüner” ist. Als konservatives Elternteil würde ich da wohl schon schlechter dastehen als andere - und als Kollegin bekäme ich wohl kein Bein an die Erde - mir graust es als pensionierte Lehrerin, wie heutzutage Schüler schlimmer denn je indoktriniert werden.
Liebe Frau Kornblum, dass die mündliche Leistung inzwischen so einen hohen Stellenwert hat, ist furchtbar - für die Nachdenklichen, die sich 3x überlegen, was sie sagen, bevor sie sich zu Worte melden. Freie Fahrt zum Abitur oder anderen Schulabschlüssen für die unsäglichen Schwätzer, die dann auch noch oft das Glück haben, dass sie Mitschüler, Lehrer (oder gegebenenfalls später Vorgesetzte) haben, die sich durch die oftmals nicht durchdachten Redeflüsse der selbstbewussten Schwafler beeindrucken lassen und nicht darauf achten, dass auch die Stilleren ausreichend Gehör finden. Zur heutigen Zeit hätte ich da wohl nicht mehr so gute Chancen, mein recht erfreuliches Abiturzeugnis zu erhalten, da ich zu den Zurückhaltenden (im mündlichen Bereich) gehörte. Das mit den so unterschiedlich beurteilten Mathearbeiten glaube ich Ihnen nicht. Schon vor ein paar JAHRZEHNTEN gab es eine entsprechende Untersuchung- die bezog sich allerdings auf die Benotung von AUFSÄTZEN. Also - bitte sorgfältig recherchieren! Mathearbeiten können - wie ein anderer Kommentator bereits schrieb, gar nicht DERART unterschiedlich bewertet werden.
Dass die mündliche Note mehr zählt, als die schriftiche war vor 20 Jahren schon so. Schon damals fand ich das ungerecht, weil die Benotung hier eindeutig willkürlicher und nicht überprüfbar ist. Dass man Schulnoten und Studienzulassung voneinander entkoppeln soll, sehe ich allerdings kritisch. Es gibt Studiengänge, die können sich vor Anmeldungen nicht retten und da geht es nicht ohne grobes Vorsieben. Natürlich fallen da Leute durchs Raster, die eigentlich das Zeug zu einem guten Arzt oder Anwalt oder was auch immer gehabt hätten. Und manch ein Streber dagegen bricht ab oder erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen anderweitig nicht. Noten sind nicht alles, aber sie geben eine gewisse Orientierung. Bedauerlich ist natürlich, dass manche Lehrer nicht so neutral und objektiv sind, wie sie sein sollten. Aber mal ehrlich, wenn ein Lehrer einen nicht ausstehen kann und einem immer schlechtere Noten gibt, dann ist das ärgerlich, aber es verbaut einem noch nicht gleich das ganze Leben. Ein fieser Lehrer entscheidet nicht darüber, ob jemand später den Nobelpreis erhält oder als Heckenpenner endet. Eine gewisse Verantwortung hat man als Lehrer aber natürlich schon. Auch sollten Schulen nicht die richtige Haltung lehren, sondern Wissen vermitteln und auf das spätere Leben vorbereiten. Nicht mehr und nicht weniger. Vernünftige Umgangsformen gehören in gewissem Maße wohl auch dazu, die “richtige Gesinnung” sollte jedoch nicht auf dem Lehrplan stehen. Da hapert es doch leider etwas.
Der Konformismus ist in Deutschland überall. Alle Gruppen und Gruppierungen erzwingen hohe Konformität. Wer anders ist, wird rausgeekelt. Ich war viele Jahre in den USA. Dort konnte ich Teil von Gruppen sein, ohne mich verbiegen zu müssen. Meine Eigenheiten wurden nicht niedergemacht, sondern geschätzt oder jedenfalls toleriert. Zurück in Deutschland, versuche ich nicht einmal, irgendwo dazuzugehören. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
Unser Englischkurs in der Mittelstufe hatte damals das Vergnügen, einen echten Briten als Referendar zu bekommen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich vom Referendar für einen Aufsatz eine 2+ bekam. Meine Englischlehrerin, mit der ich damals auf Kriegsfuß stand, fand das gar nicht komisch und aus der 2+ wurde eine 4. Sagt alles darüber aus, wie massiv persönliche Sympathie oder Antipathie bei der Notenvergabe eine Rolle spielt. Am Englisch meines Aufsatzes bzw. am Inhalt kann es ja nicht gelegen haben, denn der Referendar sprach als echter Brite natürlich weit besser Englisch, als meine deutsche Englischlehrerin. Ich war einer von nur zwei Schülern, denen diese Neubenotung widerfuhr. Nebenbei: In der Unterstufe hatte ich damals einen Englischlehrer, mit dem ich sehr gut klar kam. Und da hagelte es für meine Aufsätze und Klassenarbeiten noch andauernd Einsen und Zweien. Aber in der Schule ist das eben nicht anders, als auch im Berufsleben. Wer mit seinem Chef oder seinen Kollegen nicht klar kommt, der hat ein Problem. Allerdings ist es einfacher die Firma zu wechseln, als die Schule. Insbesondere dann, wenn man noch minderjährig ist und nicht das letzte Wort dazu hat.
Schönen Gruß nach Münster, Frau Kornblum. Leider jetzt das derzeitige System geeignete Lehrer voraus. Lehrer, die tatsächlich nach Leistung bewerten. Lehrer, die in der Lage sind, ihre persönlichen Ansichten und die der ihnen nahestehenden Parteien und deren Umfeld hintenan zu stellen. Lehrer, die sich neutral positionieren. Je einfältiger die Lehrerschaft, desto weniger realistisch dieser Anspruch. Es werden leider viele deshalb Lehrer, weil ihnen „nichts besseres“ einfällt und weil sie sich zu „nichts besserem“ befähigt fühlen. Schade. Aber nicht alle Lehrer sind so. Unter den gegebenen Umständen erscheinen allerdings Eignungstests seitens der Universitäten als empfehlenswert.
Was will man auch noch bewerten, außer der Haltung. Gelernt wird ja ohnehin nichts mehr. Ist vermutlich auch nicht mehr vorgesehen.
Danke für Ihren sehr guten Artikel. Das gleiche Problem existierte schon ehe Sie geboren wurden, nur halt nicht so krass. Ich würde kein Kind in eine Schule schicken wo die mündliche Note 50% ausmacht. Es scheint mir am Ende eine Knute zu sein mit der man ganz andere Probleme , nämlich die der Verwahrlosung und fehlenden Disziplin im Klassenzimmer vermutlich zu lösen sucht. Ich sehe es als ein sogenanntes negative reinforcement . Davon reden wir wenn jemand in dem Maße bestraft wird, als er etwas NICHT macht. (In diesem Falle, nicht lächeln oder sich zu Wort melden). Es ist der schärfste Manipulator in der Verhaltenspsychologie . Für mich hat das ganze Züge der Folter und Mißhandlundlung und kann niemals die Lösung sein Probleme im Klassenzimmer zu lösen. Ihnen empfehle ich, in USA, Kanada, Australien, England zu studieren. Da läuft es eher so wie Sie es im Hinblick auf Objektivität wünschen. Sehr viel mehr anspruchsvolle Prüfungen werden schwerpunktmäßig vom Computer und NICHT von Lehrern ausgewertet und so sollte es sein. Auf Grund der hohen Population an Testabsolventen ist diese Messlatte äußerst genau. Schülern die gedrückt werden, weil ihre Eltern nicht Ministerialrat sind empfehle ich ihre Kenntnisse außerhalb des deutschen Systems über SAT etc zu dokumentieren, da gilt genau das gleiche. Diese und andere objective Tests gibt es in höchst anspruchsvoller Form für fast jedes Fach. Sie stehen jedem für wenig Geld offen. Bei einer großen Diskrepanz zwischen den Wertungen könnte man diese dann auch publizistisch verwerten. Aber auch um einfach für sich selbst zu wissen, wo man wirklich steht, scheinen mir diese Tests wenn man wissen will wo man steht gar nicht so schlecht.
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