Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen ist zur Unionsfraktion im Bundestag gewechselt. Ein Hauptgrund ist wohl die grüne Identitätspolitik.
Viele Monate habe sie mit sich vor der Entscheidung gerungen, die Bundestagsfraktion sowie die Partei zu verlassen, heißt es in einem Brief Sekmens an den Grünen-Kreisverband Mannheim, über den der "Mannheimer Morgen" (Dienstagausgaben) berichtet. "Ich habe festgestellt, dass sich meine Vorstellung darüber, wie und mit welchem Stil Politik gemacht wird, weiterentwickelt hat."
Inhaltlich begründet sie den Schritt damit, dass Menschen nach ihrem Tun und nicht nach ihrer Herkunft beurteilt werden sollten. Menschen, die mehr arbeiten, sollten am Ende des Tages mehr von ihrer Arbeit haben und besser davon leben können, so Sekmen. "Dafür brauchen wir eine Debattenkultur, die auch unbequeme Realitäten benennen kann und in dem Menschen für ihre Meinung oder ihre Sorgen nicht in Schubladen gesteckt werden."
Diese Stimmen, so Sekmen weiter, müssten aus einer "starken Mitte" und nicht aus "extremen Rändern" der Politik kommen. "Im neuen Grundsatzprogramm der CDU habe ich diese und viele andere Ansätze wiedergefunden, mit denen ich mich identifizieren kann", schrieb sie. "Deshalb habe ich mich der Unionsfraktion angeschlossen. Hier habe ich einen Platz gefunden und werde meine politische Arbeit für Mannheim und für meine Themen fortsetzen." Der Umwelt- und Naturschutz werde ihr immer ein Herzensanliegen bleiben.
Fraktionswechsel von Abgeordneten kommen eher selten vor. Zuletzt wechselte 1996 die Abgeordnete Vera Lengsfeld von den Grünen zur CDU, die sie letztes Jahr verliess. Die Union hat jetzt 195 Abgeordnete, während die Grünen durch Sekmens Austritt auf 117 Mandate schrumpfen. Sekmen ist Vorsitzende des Parlamentskreises „Gründungen & Start-ups“ und war vorher in verschiedenen politischen Positionen bei den Grünen tätig. Durch ihren Austritt verlieren die Grünen weiter an wirtschaftspolitischer Kompetenz.
(Quelle: Dts-Nachrichten, Welt)