Redaktion / 08.06.2024 / 13:00 / 5 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Wir sind dem Schicksal nicht ausgeliefert

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Diesmal ist es ein Kommentar zu Jordan B. Petersons Beitrag „Missbrauchtes Vertrauen“. Klara Altmann schreibt:

Ich denke nicht, dass wir hilflos ausgeliefert sind und dass es keine Möglichkeit gibt, Menschen wirklich zu beurteilen. Wir haben nicht nur die Aussagen dieses Menschen über die Gegenwart, sondern auch über die Vergangenheit. Was er früher einmal getan hat, wird er wieder tun. Beginnt beispielsweise die Beziehung mit dem Betrug an seinem früheren Partner, dann kann man davon auf die Zukunft schließen. Man kann auch sehen, wie verlässlich jemand in kleineren Dingen ist, man kann an vielen Dingen auch das Ausmaß der Gefühle erkennen, die einem entgegengebracht werden. Das Grundproblem ist hier wohl das eigene Wunschdenken, das man auf die andere Person überträgt, die nicht ist, wen man sich wünscht. Also wird man auf sich selbst und seine eigenen Muster zurückgeworfen, aber ich denke nicht, dass all das völlig willkürlich ist. Das andere Problem ist das der generellen Glaubenssätze, die die modernen Gesellschaften mittlerweile prägen. Irgendwann wurde die Vorstellung von Verlässlichkeit auf der einen Seite und Treu und Glauben auf der anderen Seite als Ideal ersetzt durch eine reine Lehre des persönlichen Vorteils, die ersten Vertreter dessen begegneten mir in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Wenn die Psychologie die Lüge zu etwas normal Menschlichem erklärt, dann neigen die Menschen eher zum Lügen. Die aktuelle moderne Gesellschaft zieht Menschen – sicher nicht alle – zu Psychopathen verschiedenen Grades heran, die sich selbst schon nicht verlässlich sind. Denn was für jemanden gestern noch galt, gilt schon heute und morgen nicht mehr. Trau – schau wem und man überlege gut, wem man was anvertraut und gar die eigene Seele. Die Definition menschlicher Normalität prägt uns alle und wenn wir wieder und wieder betrogen werden, dann stimmt vielleicht etwas doch nicht mehr mit dieser Normalität. Für mich ist die Lüge keine normale Grundlage des menschlichen Charakters. Man ist nicht Herr über das eigene Schicksal, aber man kann schon lernen, mit wem man umgeht.

Zum Hintergrund: Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

netiquette:

Ferdi Genüge / 08.06.2024

Interessante und scharfsinnige Beschreibung der Situation der Gesellschaft. Christen würden dies auf die weit fortgeschrittene Gottlosigkeit zurückführen. Die Konsequenzen der Gottesferne beschreibt Paulus im Römerbrief, Kapitel 1, 24-25 (ELB): “Darum hat Gott sie auch dahingegeben in den Gelüsten ihrer Herzen in Unreinigkeit, ihre Leiber untereinander zu schänden; welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.” Möge es bald eine Umkehr (Buße) von den falschen Wegen und eine christliche Erweckung geben in Deutschland! Es ist unsere letzte Hoffnung. Ich bete dafür, wer betet auch?

gerhard giesemann / 08.06.2024

Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser. Wer hat’s gesagt?

Volker Kleinophorst / 08.06.2024

@ Altmann War mir auch positiv aufgefallen. Kürzer. Das wichtigste Wort ist: NEIN. Besonders wenn alle JA gröhlen. Ohne Rückgrat geht es nicht. Und: Wer glauben will, der will nicht wissen.

Thomas Szabó / 08.06.2024

Dumme Lügner erfinden umständliche, unwahrscheinliche, wortreiche, widersprüchliche Geschichten in denen sie sich immer weiter verwirren. Sie verlieren die vielen Fäden, finden nicht mehr heraus und machen aus 1 Lüge viele unnötige Lügen. Sie halten stur an ihren bereits entlarvten Lügen fest und überführen sich so selbst als Lügner & Esel. ♦ Intelligente Lügner sind relativ ehrliche Menschen. Sie lügen so wenig wie möglich, sie halten sich möglichst eng an die Wahrheit. Sie lügen am liebsten gar nicht. So können sie nicht der Lüge überführt werden. Nein, sie lügen nicht, sie sprechen nur nicht alles aus. Sie “inspirieren” andere dazu ihre gewünschten Lügen für sie auszusprechen. Wenn man sie doch erwischt, dann geben sie ihre Lügen sofort zu, entschuldigen sich, und nehmen so ihren Angreifend den Wind aus den Segeln. Die höchste Kunst des Lügens ist es nicht zu lügen und dennoch eine Lüge in die Welt zu setzen. Gute Lügner bewaffnen sich mit der Wahrheit. Sie sagen viel Wahres, viel Ehrliches und wirken ehrlich, authentisch, offenherzig, anständig, selbstlos. Sie lügen nur durchs Weglassen von unliebsamen Wahrheiten. Sie sind diplomatisch. Ihre wahre Gesinnung ist nur zwischen den Zeilen heraus zu lesen. Aber da kann man nur raten, da sie es nie konkret aussprechen, es sei denn, es ist so unglaubwürdig, dass es niemand glauben würde. Sie sprechen die Wahrheit nur aus, wenn sie sich sicher sind, dass ihnen niemand glauben wird. So können sie nachher sagen: “Ich hab´s gleich gesagt. Ich war ehrlich zu dir.” Man könnte ihnen antworten: “Du hast so viel gelogen, ohne je eine Lüge über die Lippen zu bringen.”

Rainer Niersberger / 08.06.2024

Ein konkreter Aspekt waere z. B., aus den Erfahrungen zu lernen. Dafuer ist der homo eigentlich auch ausgestattet. Dass es genau daran offenbar zunehmend mangelt, gehoert zur regressiven Entwicklung des Verstandes.

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