Den Mord an Haitis Präsident Jovenel Moise sollen 26 kolumbianische Söldner und zwei US-Amerikaner haitianischer Herkunft begangen haben, meldet orf.at. Haitis Nationalpolizei habe am Donnerstagabend (Ortszeit) in ihrem Hauptquartier in Port-au-Prince 15 festgenommene Kolumbianer und die zwei US-Bürger vorgeführt, wie Interimspolizeichef Leon Charles mitgeteilt habe. Die Hintergründe des Attentats seien aber weiter unklar geblieben.
Die Festgenommenen seien im haitianischen Polizeihauptquartier mit angelegten Handfesseln auf dem Boden sitzend zu sehen gewesen. Manche von ihnen seien sichtbar verletzt gewesen. Auf einem Tisch hätten beschlagnahmte Gegenstände gelegen: mehrere automatische Waffen, Macheten, Vorschlaghammer, kolumbianische Reisepässe und Handys.
Acht weitere verdächtige Kolumbianer seien noch auf freiem Fuß. Drei seien getötet worden, so Charles weiter. Nach Angaben Taiwans seien elf Verdächtige im Zusammenhang mit dem Mord an Moise auf dem taiwanesischen Botschaftsgelände in Port-au-Prince festgenommen worden: „Eine Gruppe bewaffneter Männer“ sei Donnerstagfrüh in die diplomatische Vertretung Taiwans eingedrungen, habe eine Sprecherin des Außenministeriums in Taipeh am Freitag der Nachrichtenagentur AFP gesagt. Dort hätte sie die Polizei später festgenommen. Auf Anfrage der Regierung Haitis habe die Botschaft den Sicherheitskräften erlaubt, das Gelände zu betreten.
Aus Bogota habe es geheißen, dass offenbar mindestens sechs der kolumbianischen Beteiligten „ehemalige Mitglieder der nationalen Streitkräfte“ seien. Er hätte Polizei und Armee angewiesen, mit den haitianischen Behörden zusammenzuarbeiten, habe Kolumbiens Verteidigungsminister Diego Molano gesagt. Die mutmaßlichen Verantwortlichen für die Ermordung von Moise seien nach ersten Informationen ehemalige Angehörige der kolumbianischen Armee.
Die Behörden würden zudem nun untersuchen, ob Moises Personenschützer eventuell in die Tat verwickelt seien. Tatsächlich schienen die Angreifer bei der Tat auf wenig Widerstand gestoßen zu sein. „Ich habe (der Polizei) die Befugnis gegeben, alle Sicherheitsbeamten zu befragen“, habe der Regierungskommissar von Port-au-Prince, Bed-Ford Claude, gesagt.
Das Attentat hinterlasse ein Machtvakuum. Da eine für Oktober 2019 vorgesehene Parlamentswahl unter anderem wegen heftiger Proteste gegen Moise ausgefallen war, gebe es dort seit Januar 2020 kein handlungsfähiges Parlament mehr. Moise habe seither per Dekret regiert. Erst am Montag hätte Moise den Neurochirurgen Ariel Henry zum Interimspremier ernannt. Weil Henry bisher nicht vereidigt worden sei, habe sich Vorgänger Claude Joseph zum amtierenden Interimspremier erklärt und einen Erlass unterzeichnet, mit dem 15 Tage Belagerungszustand ausgerufen worden seien. Damit könnten unter anderem die Befugnisse des Militärs erweitert und Rechte der Bürger beschnitten werden.