News-Redaktion / 01.07.2024 / 07:00 / Foto: Copyleft / 0 / Seite ausdrucken

Frankreichs Rechte weiter auf Erfolgskurs

Macrons Hoffnung, den rechten Erfolg bei den Europawahlen durch vorgezogene Parlamentswahlen bremsen zu können, haben die Wähler zerstört. Aber für eine absolute Mehrheit der Rechten wird es voraussichtlich nicht reichen.

Laut Hochrechnungen vom Sonntagabend kommt der rechtskonservative "Rassemblement National" (RN) von Marine Le Pen im ersten Wahlgang landesweit auf rund 34 Prozent der Stimmen und damit auf fast doppelt so viele wie vor zwei Jahren. Gegenüber der Wahl zum Europaparlament vor drei Wochen, wo der RN 31 Prozent bekam, war dies nochmal eine Verbesserung.

Zweitplatzierter wurde das Linksaußenbündnis Nouveau Front Populaire (NFP), welches kurz vor der Wahl gegründet wurde und aus den Sozialisten, dem linksradikalen La France Insoumise, den Grünen und anderen Linksparteien besteht, mit 28 Prozent. Auf dem dritten Platz folgte Präsident Emmanuel Macrons links-liberales Bündnis Ensemble mit etwa 20 Prozent. Mit weitem Abstand folgten die gemäßigt-konservativen Republikaner mit etwa 10 Prozent. Macrons Rechnung, mit der Angst vor den Rechten die Bürger, wie in der Vergangenheit, hinter seinem gemäßigt-linken Bündnis zu vereinen, ging nicht auf.

Das Ergebnis ist aber nur bedingt aussagekräftig, da die 577 Sitze der französischen Nationalversammlung nicht wie in Deutschland nach dem relativen Stimmenanteil vergeben werden, sondern aus jedem Wahlkreis der Kandidat mit den meisten Stimmen nach Paris geschickt wird. In einer Woche kommt es zu einer Stichwahl in allen Wahlkreisen, in denen kein Kandidat mehr als die Hälfte der Stimmen bekommen und dabei gleichzeitig mindestens 25 Prozent aller Wahlberechtigten überzeugt hat. Üblicherweise stehen nur eine Handvoll der 577 Sitze der Nationalversammlung schon nach dem ersten Wahlgang fest. Diesmal gab es allerdings etliche Kandidaten, die bereits in der ersten Runde die absolute Mehrheit in ihren Wahlkreisen erhielten, darunter Marine le Pen vom RN. Für die zweite Runde wird geschätzt, dass der RN zwischen 240 und 270 Sitzen bekommt und damit die absolute Mehrheit von 289 verfehlen würde. Für die NFP werden zwischen 180 und 200 Sitze vorausgesagt, für Ensemble zwischen 60 und 90 Sitze und für die Republikaner zwischen 30 und 50 Sitzen.

Es deutet sich an, dass für die zweite Runde wieder das übliche „alle gegen rechts“ Zweckbündnis geformt wird. In vielen Fällen wird es zu Duellen zwischen Linksaußen und Rechtsaußen kommen. Macron rief seine Anhänger dazu auf, im zweiten Wahlgang gegen Kandidaten der RN zu stimmen. Ob seine Wähler seinem Aufruf folgen, ist allerdings die Frage, immerhin schreckt der Linksradikalismus von NFP viele gemäßigte Wähler ab. Die Republikaner lehnten eine Wahlempfehlung ab, ihre Wähler stehen dem RN allerdings näher als der NFP. Die Wahlbeteiligung war mit 66 Prozent auch bedeutend höher als bei der letzten Parlamentswahl mit 47,5 Prozent.

Präsident Macron hatte die Neuwahlen bekanntlich am Abend der Europawahl Anfang Juni wegen des starken Abschneidens des RN und der Niederlage seines Parteibündnisses angekündigt.

(Quellen: Figaro, FAZ, Dts-Nachrichten)

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
News-Redaktion / 03.07.2024 / 06:19 / 0

Scholz mischt sich in französischen Wahlkampf ein

Am Dienstagabend äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz besorgt über die Lage in Frankreich nach dem Erfolg des rechtsnationalen Rassemblement National (RN) in der ersten Runde…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 16:00 / 0

Südafrika: neues Koalitionskabinett steht

In der Vielparteienkoalition sind auch wieder fünf Weiße vertreten. Das Übergewicht des sozialistischen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) ist aber unverkennbar. Trotz einer empfindlichen Wahlschlappe konnte der ANC…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 13:59 / 0

Keine Amnestie für katalanischen Separatistenführer

Carles Puigdemont würde gern aus seinem Exil zurückkehren, doch das Oberste Gericht Spaniens lehnt dies ab. Die Richter haben die geplante Straffreiheit für Puigdemont und…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 11:00 / 0

Hitlergruß geht auch mit links

Das Oberlandesgericht Hamm entschied am Montag, dass der Hitlergruß eine strafbare Handlung darstellt, unabhängig davon, ob er mit dem linken oder rechten Arm gezeigt wird.…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 10:30 / 0

Baerbock und Scholz: Nachtflugverbot gilt nicht für uns

Am 23. Juni flogen trotz Nachtflugverbots nach 23 Uhr zwei Flugzeuge mit hohen Repräsentanten der Bundesregierung vom Frankfurter Flughafen ab. Nach dem EM-Gruppenspiel Deutschland gegen…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 07:30 / 0

Grimm lehnt neue “Sondervermögen” und Lockerung der Schuldenbremse ab

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat gefordert, notwendige staatliche Investitionen nicht über ein "Sondervermögen", sondern über den regulären Haushalt zu finanzieren. "Die Grundfrage ist doch, wie…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 07:00 / 0

Wichtiger juristischer Sieg für Trump

Der oberste Gerichtshof der USA (Supreme Court of the United States) hat entschieden, dass Ex-Präsidenten für offizielle Handlungen Immunität genießen. Dies gilt jedoch nicht für…/ mehr

News-Redaktion / 02.07.2024 / 06:07 / 0

Grünen-Bundestagsabgeordnete Sekmen wechselt zur Unionsfraktion

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen ist zur Unionsfraktion im Bundestag gewechselt. Ein Hauptgrund ist wohl die grüne Identitätspolitik. Viele Monate habe sie mit sich vor der…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com